Leere Sessel im Auditorium
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Stufenweise Öffnung

Kulturveranstaltungen ab Ende Mai möglich

Nach dem Rücktritt von Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek haben Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (alle Grüne) die stufenweise Öffnung für den Kultur- und Kunstbereich vorgestellt. Ab 1. August sind etwa Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Besuchern und Besucherinnen möglich – aber unter Auflagen.

Konkretisiert wird der Stufenplan in der kommenden Woche mit Beteiligten aus Kultur und Kunst. Es werde einen Dialogprozess geben, so Anschober. Eine entsprechende Verordnung soll am 25. Mai kundgemacht werden. Man werde auch im Kultur- und Kunstbereich – wie auch in allen anderen Bereichen zuvor – Öffnungsschritte im Zweiwochentakt vornehmen. Somit könne man auch kontrollieren, ob der letzte Öffnungsschritt zu einer Erhöhung der Infektionszahlen geführt hat. Bei den Lockerungen müsse man nämlich flexibel bleiben, so Anschober.

Ab 29. Mai sollen Veranstaltungen drinnen und draußen mit bis zu 100 Personen gestattet werden, ab 1. Juli mit bis 250 Personen. Zum selben Zeitpunkt können laut Anschober auch wieder die Kinos öffnen – mit derselben Größenordnung. Mit 1. August gibt es Veranstaltungen mit bis zu 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auch größere Veranstaltungen (500 bis 1.000 Personen) seien möglich, wenn ein konkretes Gesundheitskonzept vorgelegt wird. In allen genannten Stufen sei ein Mindestabstand von einem Meter zu berücksichtigen.

Werner Kogler und Rudolf Anschober
ORF
Vizekanzler Kogler und Gesundheitsminister Anschober präsentierten einen „groben Plan“ für den Kultur- und Kunstbereich

Coronavirus-Beauftragte und Mindestabstand

Kunstschaffende sollen wieder ihrer Arbeit nachkommen können. „So viel wie möglich zulassen, so wenig wie möglich einschränken“, sagte Vizekanzler Kolger. Probetätigkeiten dürften erst mit 29. Mai ausgeübt werden. Mit der Branche sollen aber noch Richtlinien für den Probebetrieb erarbeitet werden. Neben dem Mindestabstand sollen auch Checklisten ausgearbeitet werden, und ein Coronavirus-Beauftragter soll künftig Ansprechpartner für die Behörden sein. In der Verordnung würden konkrete Anforderungen festgelegt, so Anschober. Bei der Ausübung hätten die Veranstalter allerdings freie Hand.

Mit diesem Rahmenkonzept wolle man in Dialog mit der Kulturbranche treten. „Wir müssen gemeinsam lernen, wie wir das Virus austricksen können“, sagte Kogler. Nach der jüngsten positiven Entwicklung der Infektionszahlen lasse sich sagen: „Wir können mehr ermöglichen, als wir vor Kurzem noch zu hoffen gewagt haben.“ Das vorgestellte Konzept gelte auch für die Salzburger und Bregenzer Festspiele, so Anschober.

Es sollten für alle dieselben Regeln gelten, sagte Kogler. Mit den Bundestheatern – „die großen Häuser“ – werde man aber noch das Gespräch suchen. „Ab September werden noch größere Events möglich sein“, sagte der Kulturminister. Wenn Österreich eine Kulturnation sein wolle, dann müsse man auch investieren. „Wir wollen versuchen, das Wesentliche abzudecken.“ Anschober ergänzte: Dem Virus sei es egal, ob es ein großes Haus ist oder ein kleiner Privatbetrieb. Allein deshalb müsse man gleichberechtigt Vorgehen. Eine Perspektive nach der ersten Phase werde man am 1. September geben, so der Gesundheitsminister.

Schwierige Zeit für Konzertbranche

Sehr schwierig werden die nächsten Monate hingegen noch für die Konzertbranche. Veranstaltungen mit einem Stehpublikum sind laut Anschober „länger nicht möglich“. Als Beispiel nannte er etwa Events auf der Burg Clam, wo teils bis zu 10.000 Menschen sind. „Da wird es schwierig, konsequent den Einmeterabstand einzuhalten“, unterstrich der Gesundheitsminister. Selbes gelte für die Nachtgastronomie, also beispielsweise Discos, wo ebenfalls viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. Adaptierungen kann er sich wiederum bei Stadtfesten vorstellen – stets unter Einhaltung der am Freitag vorgestellten Maßnahmen.

Eine weiterführende finanzielle Unterstützung zu den schon bisher vorgestellten Hilfen stellte Kogler für Künstler „in prekären Arbeitsverhältnissen“ in Aussicht, also allen voran die freie Szene. Hier würden viele durch den Raster fallen und nicht für derzeit mögliche Förderungen ansuchen können. „Wir trachten danach, eine eigene Unterstützung aufzulegen. Der Künstlersozialversicherungsfonds ist zu wenig. Aber auch dazu gibt es verschiedene Vorstellungen, und wir machen uns gerade an die Konzepte“, so der Vizekanzler.

„Grober Rahmen“ für NEOS zu wenig

NEOS-Kultursprecher Sepp Schellhorn sagte nach der Ankündigung des Stufenplans für den Kulturbereich, dass Kulturschaffenden „jetzt nicht noch mehr Geschwafel“ bräuchten, „sondern endlich eine konkrete Perspektive. Die sind Kogler und Anschober aber wieder schuldig geblieben – mit einem ,groben Rahmen’ kann die Branche nicht arbeiten.“ Es gebe weiterhin Unsicherheiten im Kunst- und Kulturbereich. „Ich bin tief betroffen, dass die Kulturschaffenden heute wieder keine Lösung und kein Hygienekonzept für Theater und Film haben, nach dem sie sich richten können“, so Schellhorn.

SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda forderte schon vor Beginn der Pressekonferenz nach dem Rücktritt von Lunacek eine rasche Neuaufstellung des Ressorts: „Es braucht ein starkes Ministerium für Kunst und Kultur, das mit umfassenden Kompetenzen inklusive der Auslandskultur ausgestattet ist.“ Die von der Regierung lange versprochenen Perspektiven und Lockerungen für Kunst und Kultur müssten schnellstmöglich auf den Tisch.

„Grober Plan“ für Kultur und Kunst vorgestellt

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Vizekanzler Werner Kolger haben am Freitag den „groben Plan“ für die Öffnung des Kulturbetriebs präsentiert.

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl sagte, dass Lunaceks Rücktritt richtig war. Aber: An den „verheerenden Entwicklungen“ seien sämtliche Regierungsmitglieder beteiligt gewesen. Man könne jetzt überhaupt auf das Staatssekretariat verzichten, Kogler solle diese Aufgaben übernehmen, schlug Kickl vor.