Valie Export wird 80

Ihr erstes Objekt war eine Zigarettenpackung mit ihrem Porträt und Künstlernamen: Valie Export. Inzwischen wird ihr Name international hoch geschätzt, Arbeiten von ihr befinden sich im New Yorker Museum of Modern Arts und in der Tate Modern. Heute wird die Medien- und Performancekünstlerin, Filmemacherin und feministische Theoretikerin 80 Jahre alt.

1940 in Linz als Waltraud Lehner geboren, wuchs sie in einem Lehrer-Haushalt auf. Als die in einer Klosterschule erzogene junge Frau mit 18 ein Kind bekam, heiratete sie, brach aber bald mit ihrer bürgerlichen Existenz. 1960 zog sie nach Wien, studierte Textildesign, fand Anschluss an die Künstlerkreise rund um die Wiener Gruppe, Art Club und „Strohkoffer“ und erfand 1966 ihren Namen als künstlerisches Konzept in Versalien.

Im Umfeld des Wiener Aktionismus

Sie war mit Peter Weibel, Hermann Nitsch und Kurt Kren Mitglied des von Otto Mühl und Günter Brus gegründeten „Wiener Instituts für direkte Kunst“. Allerdings blieb sie immer auf kritischer Distanz zum Wiener Aktionismus, da sie dessen Frauenbild ablehnte. Bald sorgte sie mit Körperaktionen und Expanded-Cinema-Aktionen wie ihrem um die Brust geschnallten „Tapp- und Tastkino“ (1968), „Aus der Mappe der Hundigkeit“ und der im Schritt offenen „Aktionshose: Genitalpanik“ auch auf den Chronik-Seiten für Schlagzeilen.

Valie Export, Peter Weibel: Aus der Mappe der Hundigkeit
VALIE EXPORT/VBK/Peter Weibel
„Aus der Mappe der Hundigkeit“ (1968) war eine der Arbeiten, mit denen Valie Export Schlagzeilen machte

Pionierin der feministischen Kunst

Ihre Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau, ihre Experimente mit neuen Medien und damit einhergehenden veränderten Wahrnehmungen machte Valie Export zu einer internationalen Pionierin der Medienkunst und der feministischen Kunst.

1970 präsentierte sie in London ihre erste Videoarbeit „Split Reality“, in der dreiteiligen Fernseharbeit „Das Bewaffnete Auge“ setzte sie sich in den Dialog mit der Filmavantgarde, ihre Filme „Unsichtbare Gegner“, „Menschenfrauen“ und „Die Praxis der Liebe“ wurden bei den Filmfestspielen in Berlin gezeigt.

Sie nahm an internationalen Ausstellungen unter anderem im Pariser Centre Pompidou, bei der documenta 6 und im New Yorker MoMA ebenso teil wie an internationalen Filmfestivals. 1980 war sie mit Maria Lassnig offizielle Vertreterin Österreichs auf der Biennale in Venedig, 2009 Kommissärin.

Erfolgreiche Theoretikerin, Professorin und Künstlerin

Neben ihren künstlerischen Aktionen und Werken war Valie Export stets auch in der Theorie und in der Ausbildung tätig. Von 1991 bis 2005 hatte sie Professuren in Berlin und Köln inne. In der Linzer Tabakfabrik wurde 2017 das mit dem angekauften Vorlass der Künstlerin bestückte „VALIE EXPORT Center, Forschungszentrum für Medien- und Performancekunst“ eröffnet.

Die österreichische Künstlerin Vali Export.
APA/Fotokerschi.at
Die feministische Performance- und Medienkünstlerin Valie Export wird 80

2003 erhielt die Künstlerin das Goldene Ehrenzeichen Wiens, 2005 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und 2009 das Ehrendoktorat der Kunstuniversität Linz. 2014 wurde sie in New York mit dem von Yoko Ono gestifteten „Courage Award for the Arts“ ausgezeichnet, der mutiges Kunstschaffen würdigt, das gesellschaftlichen oder politischen Hürden trotzt. 2018 stand Valie Export an der Spitze der vom Magazin „trend“ ermittelten „Liste der 100 erfolgreichsten heimischen Künstler“, noch vor Heimo Zobernig und Erwin Wurm.

Das oberösterreichische Landesmuseum Francisco Carolinum widmet der Künstlerin zum 80. Geburtstag die Ausstellung „VALIE EXPORT. Collection Care“. Mehr dazu in ooe.ORF.at