Primosten an der kroatischen Küste
Reuters/Antonio Bronic
Nach Slowenien

Kroatien und Italien wollen Grenzen öffnen

Kroatien will offenbar rasch seine Grenzen für Touristen öffnen. Das sagte der kroatische Präsident Zoran Milanovic am Freitag in Slowenien, jenem Land, das am selben Tag überraschend die freie Einreise ermöglichte. Und auch Italien will sich wieder öffnen. Österreich hält sich noch zurück.

Milanovic sagte in der slowenischen Stadt Ptuj: „Wir leben vom Tourismus. Es liegt in unserem Interesse, dass möglichst viele Menschen zu uns kommen.“ Die Tür stehe „allen offen“, fügte er nach einem Treffen mit seinem slowenischen Amtskollegen Borut Pahor hinzu. Kroatien und Slowenien seien unter den ersten Ländern, die ihre Grenzen wieder öffnen, hieß es.

„In Kroatien machen wir das sehr mutig und schnell. Vielleicht ist das der einzige Weg“, sagte der kroatische Präsident laut Nachrichtenagentur STA. Milanovic rechnet damit, dass heuer viele Slowenen nach Kroatien kommen werden. Für Touristen aus anderen Ländern werde sich das noch zeigen, sagte er. Über bilaterale Vereinbarungen wurden Gespräche bereits mit einigen Ländern, darunter auch Österreich, geführt.

Person am Strand von Medveja
AP/Darko Bandic
Noch sind die Adria-Strände leer

Kroatien hatte schon am Wochenende seine Grenze für EU-Bürger geöffnet, die aus geschäftlichem oder wirtschaftlichem Interesse sowie dringenden persönlichen Gründen ins Adria-Land müssen. Die Einreise ist demnach auch ausländischen Besitzern von Immobilien und Booten gestattet. Die bisherige 14-tägige Selbstisolation wurde damit abgeschafft.

Italien: Freie Einreise nach 3. Juni

Italien plant für Anfang kommenden Monats einen weiteren großen Schritt zur Wiederöffnung des von der CoV-Pandemie stark getroffenen Landes. Ab dem 3. Juni sollen alle Reisebeschränkungen aufgehoben werden. Das sieht eine Anordnung vor, die am Samstag von der Regierung in Rom gebilligt wurde. Damit sind Inlands- und Auslandsreisen ebenso wieder erlaubt wie Einreisen nach Italien. Das soll zum Neustart des Tourismus aus dem Ausland beitragen.

Die Verbote gelten damit allerdings noch über das lange Wochenende bis zum italienischen Nationalfeiertag am 2. Juni. Seit dem „Lock-down“ am 11. März dürfen die Italiener nicht mehr ihre unmittelbare Heimatregion verlassen.

Alleingang Sloweniens

Am Freitag hatte Slowenien im Alleingang die CoV-Beschränkungen an seinen Grenzen überraschend aufgehoben und die komplette Reisefreiheit für ankommende Unionsbürger in Kraft gesetzt. Dafür wurden die Flughäfen in Ljubljana, Maribor und Portoroz, die Häfen in Koper und Piran sowie die Landgrenzen zu Österreich, Ungarn, Kroatien und auch Italien geöffnet. Bisher hatte für Einreisende eine siebentägige Quarantäne gegolten. Künftig wird nur noch abgewiesen, wer CoV-Symptome hat. Lediglich für Einreisende aus Drittstaaten gilt eine 14-tägige Heimquarantäne.

Stau am slowenisch-kroatischen Grenzübergang Dragonja
Reuters
Stau an der slowenisch-kroatischen Grenze

„Die gute epidemiologische Lage sowohl in Slowenien als auch in anderen EU-Ländern hat uns die Lockerung des Grenzregimes ermöglicht“, sagte Vesna Kerstin Petric vom slowenischen Gesundheitsministerium. „Wir behalten aber Sicherheitsmechanismen bei, um angemessen reagieren zu können, sollte sich die Situation in bestimmten Ländern oder Regionen wieder verschlechtern.“

Kurz: „Gespräche mit östlichen Nachbarn“

Das Innenministerium in Wien bestätigte der APA auf Anfrage, dass noch bis 31. Mai für die Einreise nach Österreich das Erfordernis eines aktuellen CoV-Tests bzw. die Pflicht zur 14-tägigen Selbstisolation gelte. Ausnahmen gebe es für den Berufsverkehr, den Pendlerverkehr, berücksichtigungswürdige familiäre Gründe sowie für die Versorgung von Tieren.

„Wie Österreich konkret reagieren wird, ist eine politische Entscheidung“, hieß es von einem Sprecher mit Blick auf die slowenische Entscheidung. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte am Freitag in Linz lediglich, man sei bezüglich der Grenzöffnung „im Gespräch mit den östlichen Nachbarn und mit Slowenien“.

Noch „keine Perspektive“ mit Italien

Aus dem slowenischen Innenministerium hieß es auf APA-Nachfrage, dass Österreicher nun auch nach Kroatien oder Italien durchreisen können. Damit würden sie in jenes Nachbarland Österreichs einreisen können, das die Regierung in Wien explizit von einer Lockerung des Grenzregimes ausnehmen will. So sagte das Außenministerium in Wien am Freitag gegenüber der APA: „Es gibt keine Basis für eine Grenzöffnung zu Italien, weil die Zahlen noch nicht passen.“

Das Ministerium äußerte sich, nachdem der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) seine Hoffnung auf eine ähnliche Lösung für die norditalienische Provinz wie für Deutschland, Österreich und die Schweiz ausgedrückt hatte. Kurz bekräftigte am Freitag, es gebe „noch keine Perspektive“ mit Italien – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Zur Kritik aus Italien, dessen Grenzen vorerst nicht geöffnet werden, sagte der Tourismusbeauftragte der deutschen Regierung, Thomas Bareiß, im Interview mit der „Presse“ (Wochenendausgabe): „Wir wollen ja auch einen europäischen Rahmen. Aber Italien hat bei den Infektionen nicht die Werte wie Österreich und Deutschland. Deshalb kann ich gut nachvollziehen, dass Sebastian Kurz gesagt hat, dass die Grenze zu Italien noch nicht geöffnet werden kann.“

Athen will bilaterale Vereinbarungen

Das traditionelle Urlaubsland Griechenland plant indes ein Ende der Quarantänepflicht für Urlauber aus einigen Staaten, darunter Österreich. Das soll allerdings auf bilateraler Ebene vereinbart werden. „Tourismus mit Quarantäne kann es nicht geben“, erklärte Regierungssprecher Stelios Petsas am Freitag im griechischen Fernsehsender Mega. Nach Informationen aus Regierungskreisen führt Athen bilaterale Gespräche mit Zypern, Österreich, Tschechien, Bulgarien und auch mit Israel, meldete die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Griechenland zählt zur Gruppe jener „smarten Länder“, mit denen sich Österreich in der Coronavirus-Krise eng abstimmt. Bundeskanzler Kurz hatte aber Ende April nach einer ersten Videokonferenz dieser Länder auf eine Frage der APA, ob sich Österreicher nun Hoffnungen auf eine Ägäis-Urlaub machen können, gesagt: „Da wäre ich sehr zurückhaltend.“

Lockerungen mit Deutschland

Ab Samstag wurden indes die Grenzkontrollen zwischen Österreich und Deutschland gelockert. Seit Mitternacht dürfen Österreicher neben Ehe- und eingetragenen Partnern auch Lebensgefährten und Verwandte in Deutschland besuchen. Gründe für die Einreise sind außerdem wichtige familiäre Anlässe wie Hochzeiten, Begräbnisse oder religiöse Feiern. Touristische Reisen sind weiterhin nicht erlaubt.

An der Grenze sollen nur noch Stichprobenkontrollen durchgeführt werden. Das haben Österreich, Deutschland und die Schweiz diese Woche vereinbart. Laut dem Stufenplan soll die Reisefreiheit zwischen den drei Ländern ab 15. Juni wieder ganz hergestellt werden. Bareiß geht davon aus, dass es, „wenn alles weiter gut läuft“, dann an den Grenzen so sein werde wie vor der CoV-Krise. Vorarlberg wird seine Grenzübergänge nach Deutschland, Liechtenstein und die Schweiz erst ab Sonntag, 0.00 Uhr öffnen.

Baltische Staaten heben Kontrollen auf

Während die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen am Freitag die Binnengrenzkontrollen aufhoben, gab die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg laut Reuters bekannt, dass es noch bis zum 20. August bei der Quarantänepflicht für Einreisende bleiben solle. Italien will ab 18. Mai die Reisefreiheit innerhalb einzelner Regionen ermöglichen, ab 3. Juni im ganzen Land. Spanien hat hingegen erst diese Woche eine zweiwöchige Quarantäne für alle Einreisenden verhängt.