Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer
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Kulturstaatssekretärin

Mayer als Lunacek-Nachfolgerin fix

Die Nachfolgerin der vergangene Woche zurückgetretenen Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) steht fest: Der erweiterte Bundesvorstand der Grünen sprach sich Montagabend für Andrea Mayer aus, die derzeit Kabinettschefin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist.

Die offizielle Präsentation Mayers soll Dienstagvormittag erfolgen, die Angelobung als Staatssekretärin am Mittwoch. Die Spitzenbeamtin war bereits am Wochenende als aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge Lunaceks genannt worden. Das höchste grüne Parteigremium fixierte Mayers Kür dann am Abend in einer Videokonferenz. Mit 100 Prozent der abgegebenen und gültigen Stimmen (anwesend waren 29 der 33 Stimmberechtigten) wurde Mayer, die über Video mit den Anwesenden diskutierte und Fragen beantwortete, angenommen. Zuvor hatte der Bundesvorstand der Grünen nach Beratung mit dem Parlamentsklub eine einstimmige Empfehlung an den Erweiterten Bundesvorstand abgegeben.

Der grüne Bundessprecher, Vizekanzler Werner Kogler, hatte sich bis zuletzt offiziell nicht in die Karten blicken lassen. „Ja, ich habe eine Favoritin, mehr will ich dazu nicht sagen“, hatte Kogler noch Montagvormittag bei einem Pressetermin erklärt.

Lunacek hatte am Freitag ihren Rücktritt als Kunst- und Kulturstaatssekretärin bekanntgegeben. Sie habe gemerkt, dass die Unzufriedenheit und Enttäuschung im Kulturbereich trotz ihrer Bemühungen „nicht geringer wurde“ und sie „keine positive Wirkung mehr erzielen konnte“, erklärte sie.

Kennerin der Szene

Mayer wurde 1962 im niederösterreichischen Amstetten geboren. Sie gilt als Kennerin des Kulturbetriebs in Österreich und als bestens vernetzt in der Kulturszene. Mayer studierte in Wien Germanistik, Geschichte und Jus und dockte nach ihrem Abschluss zunächst in der Privatwirtschaft an.

Lunacek-Nachfolgerin bestimmt

Am Montagabend hat der erweiterte Bundesvorstand der Grünen in einer Videokonferenz eine neue Kulturstaatssekretärin bestimmt. Der am Freitag zurückgetretenen Ulrike Lunacek folgt Andrea Mayer, bisher Kabinettschefin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

1993 wechselte Mayer (damals Ecker) ins Bildungs- und Kulturministerium, das damals von Rudolf Scholten (SPÖ) geführt wurde. Nach einer Zwischenstation im Wissenschaftsministerium machte sie Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) 2007 zur Leiterin der Kunstsektion. 2015 fusionierte der damalige Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) die Sektionen Kunst und Kultur. Mayer stieg zur Leiterin der neuen Abteilung auf.

2016 übernahm Mayer, die Mutter von Zwillingen ist, die interimistische Leitung des Belvedere-Kuratoriums. Zudem war sie in mehreren Aufsichtsgremien großer Kulturinstitutionen vertreten, etwa bei den Salzburger Festspielen. Im Februar 2017 berief Van der Bellen Mayer zur Kabinettschefin in der Präsidentschaftskanzlei. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt innehat.

Vorschusslorbeeren aus der Kulturwelt

In der Kulturbranche wurde Mayer mit Vorschusslorbeeren bedacht. „Andrea Mayer kennt die österreichische Kunst- und Kulturlandschaft in- und auswendig. Sie hat eine hohe Affinität zu diesem Genre und ist bestens vernetzt“, sagte die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, Johanna Rachinger. „Darüber hinaus besitzt sie Durchsetzungskraft und auch die nötige Härte, die beide notwendig sein werden, um das Beste für Kunst und Kultur zu erreichen.“

„Ich glaube, Frau Mayer verkörpert wie derzeit kaum jemand sonst eine intime Kenntnis der Kunst- und Kulturlandschaft in Österreich“, zollte Sabine Haag als Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Respekt. Das bringe einen unschätzbaren Vorteil mit sich, so die KHM-Chefin: „Sie kann sofort loslegen.“ Eine lange Einarbeitungszeit sei angesichts der drängenden Probleme der Branche schlicht nicht möglich. Ein weiterer Punkt, der für die neue Kulturstaatssekretärin spreche, sei ihre breite Vernetzung in der Szene – von den freien Initiativen bis zu den großen Bundeseinrichtungen: „Andrea Mayer kann sofort zum Hörer greifen und die Betroffenen anrufen.“

Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder nannte sie bereits am Freitag „hervorragend qualifiziert durch ihre früheren Erfahrungen in der Kultursektion“. Sie verfüge über alle protokollarischen Erfahrungen und habe in den vergangenen Jahren auch politisches Format gewonnen. Mayer würde sich der Beschränktheit des Amtes sicher mehr bewusst sein als Lunacek, „die ihr Amt überschätzt hat“. Mayer könnte Kogler „die Hand reichen, dass er mit Entschlossenheit und Durchsetzungskraft die Interessen der Kultur vertritt“. „Sie kennt sich aus“, sagte Herbert Föttinger, Direktor des Theater in der Josefstadt.

Lob für Mayers „Durchsetzungskraft“

„Ich schätze Frau Mayer als eine sehr ruhige, kompetente Person“, streute auch Volksoperndirektor Robert Meyer der frisch Gekürten Rosen: „Sie hat große Erfahrungen gesammelt über viele Jahre hinweg. Sie ist in der Kulturlandschaft kein unbeschriebenes Blatt, was schon mal etwas Positives ist. Und ich kann mir vorstellen, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung mit einer viel größeren Ruhe an die Sache herangeht und auch den Mut hat, sich mit den Künstlern zu treffen.“ Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, nannte die Bestellung von Mayer als Kunst- und Kulturstaatssekretärin „eine nicht nur unter den derzeitigen Umständen beste Wahl“.

Auch Christian Kircher, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, stimmte zu: „Andrea Mayer ist eine Kulturpolitikerin von Format und bestens vernetzte Kennerin des heimischen Kunst- und Kulturgeschehens. Sie bringt die besten fachlichen und persönlichen Voraussetzungen mit für die Position der Staatssekretärin in diesen herausfordernden Zeiten.“