Rotes Kreuz: Krise verschärft Not in Nordostsyrien

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) befürchtet, dass die Coronavirus-Pandemie die dramatische humanitäre Lage für Millionen Menschen im Nordosten Syriens weiter verschlimmert. „Es besteht die Gefahr, dass sich tiefgreifende Krisen, die im Verborgenen liegen, verschärfen, während die Aufmerksamkeit der Welt auf das Coronavirus gerichtet ist“, sagte der IKRK-Regionaldirektor für den Nahen und Mittleren Osten, Fabrizio Carboni, heute.

Der Nordosten des Bürgerkriegslandes wird zum größten Teil von den syrischen Kurden kontrolliert, die große Gebiete von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) eingenommen hatten. Die humanitäre Lage in der Region hatte sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Hintergrund ist ein Kompromiss im UNO-Sicherheitsrat. Wegen einer Blockadehaltung vor allem vom syrischen Verbündeten Russland ist ein Grenzübergang zum Irak für humanitäre Güter geschlossen.

Bisher knapp 60 bestätigte Fälle

Carboni forderte, dass der Kampf gegen die CoV-Ausbreitung „die chronischen, konfliktbedingten Bedürfnisse an Orten wie dem Nordosten Syriens“ nicht vernachlässige. Laut IKRK ist gerade einmal eines der 16 Krankenhäuser in der Region voll funktionsfähig, sieben sind komplett außer Betrieb. Zudem herrsche Wasserknappheit.

In dem Bürgerkriegsland sind bisher nach Angaben der Regierung 58 Coronavirus-Fälle aufgetreten, darunter sechs im Nordosten. Experten befürchten, dass sich das Virus auch in überfüllten Flüchtlingslagern ausbreiten könnte.