Hotelgast mit Maske an der Rezeption eines Hotels
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Tourismusbetriebe

Regierung will 65.000 Tests pro Woche

Die Sommersaison steht vor der Tür, und die von der Coronavirus-Krise besonders hart getroffenen Tourismusbetriebe bangen ums Überleben. Österreich will sich nun als besonders sicheres Reiseland präsentieren. Dahingehend sollen Tourismusmitarbeiter flächendeckend aufs Virus getestet werden – so viele so oft wie möglich, bis zu 65.000 Tests pro Woche ab Anfang Juli. Die Österreich Werbung (ÖW) verstärkt zudem ihr Marketing und bekommt dafür 40 Mio. Euro.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach am Donnerstag von einem „herausragenden Konzept“, das garantieren solle, dass sich Gäste wohl und sicher fühlen. „Mit dem vielen Testen der Mitarbeiter soll verhindert werden, dass sie im Fall einer Ansteckung das Virus weiterverbreiten.“ Man könne in Österreich so sicher urlauben wie kaum in einem anderen Land.

Öffentliche Hand wird Tests bezahlen

Die Kosten für die Tests trägt die öffentliche Hand, durchgeführt werden sie von einem privaten Konsortium, das sich derzeit laut Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) gerade bildet. Angeboten werden die Tests über die Tourismusregionen. „Das ist sicherlich eines der besten Investments für die Standortsicherheit“, so Mahrer. Zuerst werden Mitarbeiter getestet, die direkt mit dem Gast zu tun haben, also etwa Kellner und Kellnerinnen. Wenn die Kapazitäten gesteigert sind, kommen auch Köche und Co. zum Test.

Wenn ein Mitarbeiter positiv getestet wird, kommt dieser in Quarantäne. Die Häuser sollen weiter betrieben werden, so Mahrer, der auch ein „eigenes Paket zur Prävention, damit es gar nicht zu Ansteckungen kommt“, ankündigte. Die Tests sollen ein Alleinstellungsmerkmal für Österreich sein. Nur in ganz wenigen anderen Ländern werde man im Urlaub sagen können, dass die Mitarbeiter, mit denen man zu tun hat, regelmäßig getestet werden, sagte Kurz. Der Aufwand sei das wert.

Start in Projektregionen ab 29. Mai

„Wohlfühlen und sicher sein wird entscheiden, wenn es darum geht, dass Österreich die Nase vorne hat, wenn Reisen wieder möglich sind“, so Mahrer. Wenn am 29. Mai die Beherberger wieder aufsperren dürfen, starten die Mitarbeiter Tests in ausgewählten Projektregionen. Welche das sind, blieb vorerst offen. „Mit dem Start der Hochsommersaison im Juli wollen wir die Tests flächendeckend anbieten.“

40 Mio. Euro Sonderbudget für Österreich Werbung

„Auf dich wartet ein guter Sommer“, lautet der Kampagnenslogan der Österreich Werbung, die ein Sonderbudget von 40 Mio. Euro erhält. „Der Start erfolgt im Juni vor allem in Deutschland“, kündigte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) an. Die heimischen Touristiker hoffen schließlich, dass die zahlenmäßig mit Abstand stärkste Gästegruppe aus Deutschland gerade heuer hierzulande urlaubt. Einmal mehr appellierte Köstinger an die Österreicherinnen und Österreicher, ihren Urlaub in der Heimat zu verbringen und diesen zudem bei einem heimischen Reisebüro zu buchen.

Bis die ersten Gäste aus dem Ausland kommen – die Grenzen zu Deutschland, Schweiz und Liechtenstein gehen am 15. Juni auf –, böte sich den Beherbergern auch noch die Möglichkeit, die neuen Regeln einzuüben, so Köstinger. Kurz sagte, dass man mit den östlichen Nachbarn kommende Woche eine Einigung zum weiteren Vorgehen werde finden können. Im Süden – in Italien und Slowenien – schaue es noch etwas schwieriger aus. „In guten Gesprächen“ sei man mit allen Nachbarstaaten.

Hotellerie ruft nach weiteren Hilfen

Die Hotellerie rief unterdessen nach weiteren Unterstützungsmaßnahmen. Das sei „notwendig“, weil die Branche „am längsten und härtesten“ von der Krise betroffen sei, so Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am Donnerstag in einer Aussendung.

Damit der Neustart reibungslos gelinge, seien nun auch Eigenverantwortung, Disziplin und Hausverstand aller Beteiligten – der Unternehmer, Mitarbeiter und Gäste – gefragt, so Kraus-Winkler nach einer Onlinetourismuskonferenz mit mehr als 1.000 Teilnehmern und Vertretern der Bundesregierung. Das Sonderbudget für die Österreich Werbung begrüßte die Hoteliervertreterin.

Auch, dass die öffentliche Hand die Kosten für die flächendeckend angekündigten Coronavirus-Tests übernimmt, ergebe einen „wesentlichen Vorteil im internationalen Wettbewerb. Für uns als Wirtschaftskammer ist aber wesentlich, dass dies freiwillig und unbürokratisch ist“, so Kraus-Winkler.

Konzepte für Teilbranchen angekündigt

Besonders hoher Frust herrscht in der Stadthotellerie. Für diese und weitere schwer in Mitleidenschaft gezogene Teilbranchen der Freizeitwirtschaft wie etwa Veranstalter und Busunternehmer kündigte Kurz auch noch ein eigenes Konzept an. „Es ist komplex und nicht einfach. Es gibt keine Blaupause. Wir sind in Gesprächen mit Branchenvertretern, um Lösungen zu finden.“ Die Republik wolle einen Beitrag leisten, dass möglichst viele Betriebe die schwierige Phase überleben.