Pandemieverlauf in Afrika laut WHO anders

In Afrika haben sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 100.000 Menschen nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Dennoch nehme die Coronavirus-Pandemie auf dem Kontinent einen anderen Verlauf als anderswo auf der Welt, sagte die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti, in einer Stellungnahme gestern.

„Bisher (…) sind dem Kontinent die hohen Todeszahlen erspart geblieben, die andere Regionen der Welt getroffen haben“, so Moeti. In Afrika wurden demnach bisher 3.100 Todesfälle in Verbindung mit der Lungenkrankheit Covid-19 gemeldet. Als die WHO-Region Europa 100.000 Coronavirus-Fälle gemeldet hatte, gab es dort im Vergleich schon 4.900 Todesfälle.

Junge Bevölkerung in Afrika

Ersten Analysen zufolge könnte die relativ niedrige Todesrate mit der demografischen Struktur des Kontinents zu tun haben, da mehr als 60 Prozent aller Afrikaner und Afrikanerinnen jünger als 25 sind. Ältere Menschen tragen ein höheres Risiko, nach einer Infektion ernsthaft zu erkranken. Zudem hätten afrikanische Regierungen frühzeitig Ausgangsbeschränkungen eingeführt, was sich zusammen mit anderen Maßnahmen positiv ausgewirkt haben könnte, hieß es.

Moeti warnte indes, dass die Gesundheitssysteme afrikanischer Länder nicht robust genug sein könnten, um angemessen auf einen plötzlichen Anstieg von Coronavirus-Fällen zu reagieren. Auch darum seien mehr Tests notwendig. Es besteht die Sorge, dass Lockerungen der Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu einem signifikanten Anstieg der Fälle führen könnten.

Auf dem Kontinent hat Südafrika bisher mit über 20.000 die höchste Zahl bekannter Coronavirus-Fälle. Das kleine Lesotho dagegen hat nach Behördenangaben bisher nur zwei nachgewiesene Fälle.