Proteste in Indien gegen Behörden nach Superzyklon

Tausende Menschen sind im indischen Kolkata aus Protest gegen die nach ihrer Auffassung langsame Reaktion der Behörden auf die Auswirkungen von Zyklon „Amphan“ auf die Straße gegangen. Die Demonstrierenden forderten heute angesichts weiterhin überschwemmter Gebiete und Stromausfällen ein schnelleres Handeln der Behörden, um die 15-Millionen-Einwohner-Metropole wieder zum Alltag zurückzubringen.

Nach Polizeiangaben beteiligten sich rund 5.000 Menschen an verschiedenen Demonstrationen in der Stadt. Augenzeugen sprachen von deutlich mehr Teilnehmern und Teilnehmerinnen.

112 Menschen getötet

Durch den Zyklon waren in Indien und Bangladesch mindestens 112 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden haben Schwierigkeiten, die Folgen des Sturms in den Griff zu bekommen und zugleich eine Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Nach Angaben der Stadtverwaltung könnten das Abpumpen des Wassers aus den Straßen, das Entfernen umgestürzter Bäume und die Wiederherstellung der Wasserversorgung fünf bis sechs Tage dauern.

Der Sturm traf auch Umspannwerke, wodurch es zu heftigen Explosionen in Kolkata kam. Rund 20 Menschen starben in der Stadt, viele davon durch Stromschläge in den Überschwemmungsgebieten. „Das Coronavirus hat unser Leben erbärmlich gemacht, der Zyklon ‚Amphan‘ hat es in eine Hölle verwandelt“, sagte der Leiter einer staatlichen Hochschule in der Stadt, Subash Biswas.

Stärkster Wirbelsturm seit 20 Jahren

„Amphan“, der stärkste Wirbelsturm in der Region seit über 20 Jahren, war am Mittwoch mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 190 km/h und heftigem Regen an der Küste von Ostindien auf Land getroffen und dann weiter nach Bangladesch gezogen.

Zuletzt war die Region im Jahr 1999 von einem Superzyklon getroffen worden, dabei starben in Odisha fast 10.000 Menschen. 1991 wurden in Bangladesch fast 140.000 Menschen durch von einem Zyklon ausgelöste Tornados und Überschwemmungen getötet. Dieses Mal sorgten verbesserte Wettervorhersagen und rechtzeitige Evakuierungsmaßnahmen dafür, dass die Zahl der Opfer gering blieb.