Österreichische Gesundheitskasse
ORF.at/Christian Öser
Folgen der Pandemie

Krankenkassen rutschen tief ins Minus

Die Coronavirus-Krise beschert auch den Krankenkassen herbe Verluste. Allein im April wurden den Unternehmen um 187,8 Millionen Euro oder 5,31 Prozent weniger an Beiträgen für die Erwerbstätigen vorgeschrieben als im gleichen Monat des Vorjahres. Für etwas Erleichterung sorgt ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit.

Dieses Geld fehlt den Sozialversicherungen tatsächlich als verminderte Einnahmen, erläuterte der Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer. Grund dafür ist die stark gestiegene Arbeitslosigkeit und die gesunkene Beschäftigung.

Im März hatten die Vorschreibungen der Beiträge im Vergleich zum Vorjahresmonat noch um 86,8 Millionen Euro oder um 2,43 Prozent zugelegt, obwohl zur Mitte dieses Monats schon die Coronavirus-Krise ausgebrochen war.

2,6 Mrd. Rückstände schon im April

Die Rückstände, die die Dienstgeber bei den Krankenkassen für ihre Mitarbeiter haben, lagen im März schon bei 1,77 Milliarden Euro und sind laut Prognose im April auf 2,6 Milliarden Euro gewachsen. Ein Grund dafür ist auch die Möglichkeit einer verzugszinsenfreien Stundung der Sozialversicherungsbeiträge für die Unternehmer aufgrund der Coronavirus-Krise.

Wie Wurzer erläuterte, handelte es sich dabei zunächst vor allem um ein Liquiditätsthema. Wie viel von diesen Forderungen die Sozialversicherungen tatsächlich noch einheben können und wie viel sie abschreiben müssen, lässt sich derzeit aber noch nicht sagen. Das hängt auch davon ab, wie viele Betriebe die Krise überleben und wie hoch die Beschäftigung sein wird. Normalerweise liegen die Dienstgeberrückstände bei den Sozialversicherungen im Schnitt um die 600 Millionen Euro, so der ÖGK-Generaldirektor.

„Leichte Trendwende“

Wurzer sieht aber schon einen kleinen Silberstreif am Horizont. Er spricht von einer „leichten Trendwende“, weil es angesichts einer zuletzt schon leicht gesunkenen Arbeitslosigkeit wieder mehr An- als Abmeldungen von Beschäftigten gebe.

Aktuelle Zahlen lassen hier auf weitere Entlastung auch bei der Finanzierungslücke der Kassen hoffen: Denn die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer ist im Vergleich zur Vorwoche um 9.000 auf 523.300 zurückgegangen, wie Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Dienstag mitteilte. Derzeit sind damit aber noch immer über 123.000 Personen mehr arbeitslos als vor der Krise, seit Mitte April haben jedoch bereits 65.000 Arbeitslose wieder eine Beschäftigung gefunden.

Erste Prognose wieder im August

Eine Prognose, wie sich die Krise auf das gesamte Jahresergebnis der ÖGK auswirken wird, traut sich der Generaldirektor vorerst nicht abzugeben. Die eigentlich für 15. Mai vorgeschriebene Gebarungsvorschau fiel aufgrund der unsicheren Lage aus. Die nächste Prognose, die am 15. August fällig wird, soll aber nach derzeitigem Stand wie geplant vorgelegt werden, zeigte sich Wurzer zuversichtlich.

Bereits vor Krise war Minus geplant

Laut der im Februar veröffentlichen Gebarungsvorschau hatte die ÖGK bereits vor der Coronavirus-Krise mit einem Bilanzverlust von 175,3 Millionen Euro für heuer gerechnet, der bis zum Jahr 2024 auf insgesamt 544 Millionen Euro steigen dürfte. Damals wurde argumentiert, dass man immer sehr vorsichtig budgetierte und die Ergebnisse in der Vergangenheit immer besser ausgefallen seien als die Prognosen, aber jetzt ist aufgrund der Krise mit deutlich schlechteren Zahlen zu rechnen.