Völkermord von Ruanda: Anhörung nach mehr als 25 Jahren

Ein mehr als ein Vierteljahrhundert gesuchter mutmaßlicher Drahtzieher des Völkermords in Ruanda muss heute vor einem Pariser Gericht erscheinen. Bei der Anhörung geht es um die mögliche Auslieferung des 84-jährigen Felicien Kabuga an ein internationales Tribunal in Den Haag, das die letzten Fälle der UNO-Tribunale zu Ruanda und Ex-Jugoslawien abwickelt. Das International Residual Mechanism for Criminal Tribunals (IRMCT) wirft Kabuga unter anderem Beteiligung an Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

Kabuga wird vorgeworfen, die Interahamwe-Miliz aufgebaut zu haben, die 1994 für einen Großteil der Morde an mindestens 800.000 Tutsi und gemäßigten Hutu verantwortlich war. Die Hutu stellen in dem ostafrikanischen Land die Mehrheit, die Tutsi die Minderheit. Kabuga soll auch verantwortlich sein für den in den Genozid verstrickten Radio- und TV-Sender Radio-Television Libre des Mille Collines (RTLM), der zu Morden an Tutsi aufgerufen hatte.

Kabuga konnte 26 Jahre lang den Ermittlern immer wieder entwischen. Auf seiner langen Flucht vor den Justizbehörden hatte Kabuga sich unter anderem in Deutschland, Belgien, Kenia, der Schweiz und dem Kongo aufgehalten. Schließlich wurde er vor anderthalb Wochen in Paris festgenommen, wo er unter falscher Identität wohnte.