Leere Sitze eines Kinosaals
APA/dpa/Fabian Sommer
Kinoöffnung ab Freitag

Betreiber fühlen sich überrumpelt

Viele Kinos fühlen sich durch die Möglichkeit, bereits am Freitag den Betrieb wieder aufnehmen zu dürfen, von der Regierung überrumpelt. Die entsprechende Novelle zur Covid-19-Lockerungsverordnung wurde am Mittwoch veröffentlicht. „Unangekündigte Schnellschüsse betreffend das Kino im Zusammenhang mit dem ‚Hochfahren‘ des Kulturbetriebes sind leider kontraproduktiv“, betonte man etwa bei Österreichs größter Kinokette Cineplexx.

Für die Öffnung aller Häuser brauche es eine „Vorlaufzeit von mehreren Wochen“, so die Cineplexx-Geschäftsführer Christian Langhammer und Christof Papousek gegenüber der APA. Daher peile man weiterhin den 1. Juli als Starttermin an. Man bedaure, dass die Regierung auf die mehrfach eingeforderte Planungssicherheit nicht eingegangen sei und stattdessen mit einer Verordnung vom 27. Mai den Betrieb nur zwei Tage später ermöglicht.

„Kinos können nicht anders beurteilt werden als Theater“, erklärte Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer am Donnerstag bei einer Pressekonferenz den vorzeitigen Öffnungsschritt. „Uns ist wichtig, dass wir in Österreich auch wieder Film im Kino erleben können. Der Kinosaal ist ein magischer Ort.“ Mit Vertretern der Branche habe man beim großen runden Tisch am Freitag darüber gesprochen. „Und natürlich habe ich einzelne Kinobetreiber über diesen ersten Öffnungsschritt informiert.“

Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer
APA/Georg Hochmuth
Die neue Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer

Wie Auflagen umsetzen?

Unterdessen arbeitet man bei Cineplexx an der Umsetzung der vorgeschriebenen Auflagen, „insbesondere das Einhalten von Abstandsregelungen und die damit verbundenen Logiken bei den über 200 Saalplänen werden bereits erstellt“. Eine wesentliche Rolle spiele auch das Filmprogramm, so die Cineplexx-Geschäftsführer. „Wir gehen von weiteren Öffnungen in verschiedenen Ländern aus und rechnen daher mit großen Filmstarts ab Mitte Juli.“

„Nicht glücklich“ über die Art und Weise der früheren Öffnung zeigte sich Christian Dörfler, Präsident des Österreichischen Kinoverbands, im „Standard“. „Das ist nicht die Planbarkeit, die wir uns von der Politik gewünscht haben, weil man vier bis sechs Wochen braucht, um den Betrieb zu starten“, zudem würden noch neue Filme fehlen.

Betreiber: „Innerhalb von 48 Stunden ist unmöglich“

Auch Mario Hueber, Chef des Megaplex in Pasching, schlug in dieselbe Kerbe: „Ein Kino innerhalb von 48 Stunden aufzusperren ist unmöglich“, zitierten ihn die „Oberösterreichischen Nachrichten“. „Wir haben stets betont, dass wir Planbarkeit brauchen“, so Hueber. In seinem Kino werde es daher am Wochenende noch keine Filme zu sehen geben.

Kinosaal
ORF.at/Julia Hammerle
Noch sind die Kinosäle leer – und es dürfte teils noch Wochen so bleiben

„Nach langer Durststrecke“ wieder ein Programm anbieten werden hingegen die Kinos der Kette Diesel. Wie der Website zu entnehmen ist, wird das Programm an allen neun Standorten in Österreich mit Freitag wieder aufgenommen. Die Saalpläne wurden den Coronavirus-Maßnahmen entsprechend angepasst, ein Mund-Nasen-Schutz ist zwar nicht auf dem Sitzplatz, aber im restlichen Gebäude zu tragen.

Wiener Programmkinos ab Mitte Juni offen

Die Wiener Programmkinos hatten bereits am Donnerstag angekündigt, Mitte Juni aufsperren zu wollen. So auch das Admiral Kino, das allerdings am Pfingstwochenende einen ersten Vorgeschmack liefert. Im traditionsreichen Gartenbaukino hatte man schon Anfang der Woche auf einen früheren Starttermin als Juli spekuliert, im Sinne einer Gleichstellung der möglichen Veranstaltungen. Eine „offizielle Verlautbarung“ habe es aber nicht gegeben, so Geschäftsführer Norman Shetler – bis eben am Mittwoch die Novelle zur Verordnung vorlag.

Für den Neustart des Betriebs wären „unter normalen Umständen vier bis sechs Wochen ein wünschenswerter Zeitraum. Natürlich kann man mit gehörigem Aktionismus innerhalb von 48 Stunden ein Screening aus dem Boden stampfen, aber das würde unserer Vorstellung einer wohldurchdachten Programmierung sowie einem unter momentanen Umständen komfortablen und sicheren Kinoerlebnis nicht entsprechen“, so Shetler gegenüber der APA.

Unklar, welche Filme zur Verfügung stehen

Jetzt gelte es jedenfalls, die in der Verordnung beschriebenen Maßnahmen umzusetzen und die Mitarbeiter zu schulen. „Herausfordernd wird die Programmierung, weil abzuwarten ist, wie sich die Verleiher verhalten und welche Filme verfügbar sein werden“, gab Shetler zu bedenken. „Ob es sich auszahlt oder nicht, ist weniger von den Regelungen abhängig als davon, wie kinohungrig das Publikum wirklich ist.“ Mit einer gewissen Normalität rechne er allerdings erst im Herbst.

Autokinos dürfen wohl aufatmen

Die Kulturinstitution der Autokinos feiert in den Abstandszeiten ein Revival: Seit 15. Mai war der Betrieb des virensicheren Kinogenusses möglich und wurde auch vielerorts genutzt – vorerst ohne Beschränkung der Besucherzahl. Durch die Veröffentlichung der neuen Lockerungsverordnung schien sich das jedoch zu ändern.

Schließlich sind Veranstaltungen – auch Filmvorführungen – über 100 Personen untersagt. Gegenüber den „Oberösterreichischen Nachrichten“ (Donnerstag-Ausgabe) hieß es aus dem Sozialministerium bezüglich der Autokinos: „Dabei handelt es sich nach geltender Rechtslage um eine Veranstaltung. Und die ist mit 100 Personen begrenzt.“

Bisher hatten Anbieter wie das Linzer Autokino auf dem Jahrmarktgelände in Urfahr oftmals Platz für mehr als 200 Autos und entsprechende Insassen. Automobile Cinephile können nun aber aufatmen. „Eine Anpassung der Lockerungsverordnung wird vorgenommen, damit die bisherige Regelung für Autokinos fortgesetzt werden kann“, hieß es auf APA-Nachfrage aus dem Büro von Kulturstaatssekretärin Mayer.