Flugzeug der Laudamotion auf dem Flughafen Wien-Schwechat
ORF.at/Christian Öser
Streit über Gehälter

Verhandlungen mit Laudamotion gescheitert

Nach 15 Stunden Verhandlungen sind die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag für die Billigfluglinie Laudamotion in der Nacht auf Freitag gescheitert. Für diesen Fall hatte Ryanair angedroht, schon am Freitag die Wien-Basis ihrer Tochter Laudamotion zu schließen. Das letzte Wort dürfte aber noch nicht gesprochen sein – die Fluglinie hofft auf Hilfe von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Beteiligt an den Gesprächen über niedrigere Gehälter aufgrund der Coronavirus-Krise waren Vertreter von Laudamotion, der Betriebsrat, die Gewerkschaft vida sowie die Wirtschaftskammer (WKÖ). Die Wirtschafskammer hatte den Kollektivvertrag laut „Standard“ bereits unterschrieben. Die Gewerkschaft lehnte eine Unterzeichnung ab.

Die Wirtschaftskammer sagte am Freitag in einer Aussendung, dass das Unternehmen die Konditionen stark verbessert habe, diese von der Gewerkschaft trotzdem abgelehnt worden seien. „Damit gehen an der Basis Wien 500 Arbeitsplätze und damit die Existenzgrundlage Hunderter Mitarbeiter verloren. Die mit dem Flugbetrieb verbundene Wertschöpfungskette wird nachhaltig beschädigt.“ Über 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – Piloten und Kabinenbeschäftigte, die auf der Basis Wien beschäftigt sind – sind direkt betroffen.

Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit
APA/Helmut Fohringer
Vida-Chef Hebenstreit will keine Gehälter „unter der Armutsschwelle“ akzeptieren

„Unterschreiten der Armutsschwelle“

Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit bestätigte auch, dass es Nachbesserungen gegeben habe, diese seien aber nur im „kosmetischen Bereich“ gelegen: „Uns ist vollkommen klar, dass man in Krisenzeiten einen Beitrag leistet, aber dass man dabei gleich dauerhaft über das Unterschreiten der Armutsschwelle bei Vollzeitschichtarbeit redet, das steht einfach in keiner Relation“, sagte Hebenstreit im Ö1-Morgenjournal.

Darüber hinaus habe Laudamotion den Rücktritt des Betriebsrats zur Bedingung für eine Einigung gemacht, wurde Hebenstreit im „Standard“ zitiert. Er sei dennoch weiterhin verhandlungsbereit.

Laudamotion will Reaktion von Kurz

Laudamotion sieht in den gescheiterten KV-Verhandlungen einen „Skandal“ der Gewerkschaft vida und rief nach einem Machtwort von Kurz. „Lauda ruft Kanzler Kurz auf, in diesen vida-Skandal einzugreifen“, hieß es am Freitag in einer englischsprachigen Aussendung. Bei der Schließung der Laudamotion-Basis in Wien könnte das letzte Wort damit noch nicht gesprochen sein.

„Kanzler Kurz kann diese gut bezahlten Jobs in Wien noch retten, indem er den unehrlichen vida-Vorsitzenden Daniel Liebhart auffordert, den Lauda-KV zu unterschreiben oder zurückzutreten“, heißt es in der Pressemitteilung. Vida-Chefverhandler Liebhart habe „illegalerweise“ Mitarbeitern von AUA und Level erlaubt, an den Verhandlungen teilzunehmen.

Laudamotion hatte mehrmals angekündigt, die Basis in Wien per 29. Mai zu schließen. Daran soll sich nun auch nichts mehr ändern, die Schließung sei „fällig“, wie es in der Aussendung heißt. „Die Basis wird heute im Laufe des Tages geschlossen“, noch sei eine Unterschrift aber möglich, sagte die Laudamotion-Sprecherin am Freitag auf APA-Nachfrage.

Kritik an Gewerkschaft

Laut dem Lauda-Piloten Thomas Gurgiser, der zuletzt einen Protest gegen die vida initiiert hatte, habe Laudamotion bei den Grundgehältern für die Flugbegleiter nachgebessert und dieses von 14.000 auf 19.200 Euro brutto im Jahr angehoben. Auch sei man der Gewerkschaften bei weiteren Punkten entgegengekommen.

Trotzdem habe die Gewerkschaft den KV nicht unterschrieben, Gurgiser ortete dahinter eine Verschwörung: „Skandalöserweise befanden sich im vida-Verhandlungsteam sowohl ein Betriebsrat der AUA als auch ein Betriebsrat der Level. Deren einziges Ziel war es, einen positiven Vertragsabschluss zu verhindern und damit 500 Menschen die Existenzgrundlage zu rauben“, schrieb er in einer nächtlichen E-Mail an die APA.

Mitarbeiter der Airline LaudaMotion (Ryanair) protestieren bei der Gewerkschaft VIDA gegen die Nichtunterzeichnung des neuen Kollektivvertrags in Wien
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Einige Laudamotion-Mitarbeiter forderten die Gewerkschaft auf, dem Kollektivvertrag zuzustimmen

Laut dem von Gurgiser mit unterzeichneten offenen Brief von Anfang der Woche an die Gewerkschaft hätten 95 Prozent des Cockpit- und 70 Prozent des Kabinenpersonals dem Vorschlag der Laudamotion-Geschäftsführung zugestimmt.

Zahlreiche Flugzeuge bereits verlegt

Die Laudamotion-Geschäftsführung hatte der Gewerkschaft mehrere Ultimaten gesetzt, bis wann sie den Kollektivvertrag unterschreiben muss, um die Schließung der Basis zu verhindern. Die über 300 betroffenen Beschäftigten wurden bereits beim Arbeitsmarktservice (AMS) von der Kurzarbeit abgemeldet und zur Kündigung angemeldet.

Ryanair will nun selbst von Wien aus fliegen. Das Unternehmen hatte bereits in den vergangenen Tagen damit begonnen, Laudamotion-Maschinen aus Wien nach London-Stansted und Düsseldorf zu fliegen. Der Österreich-Ableger Laudamotion hatte vor der Coronavirus-Pandemie für den Sommer mehr als 80 Routen ab Wien vorgehabt. Nun werden es via Ryanair deutlich weniger sein – voraussichtlich weniger als die Hälfte des Ursprungsprogramms.