Grenzübergang zu Österreich
ORF.at/Carina Kainz
Ohne Quarantänepflicht

Einreise soll ab Mitte Juni erleichtert werden

Der 15. Juni wird den nächsten großen Öffnungsschritt einläuten. Neben Lockerungen bei der Maskenpflicht wird dann auch die Einreise nach Österreich aus Nachbarländern und Staaten mit entsprechendem Abkommen erleichtert werden, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gemeinsam mit Regierungsmitgliedern am Freitag bekanntgab.

Österreich wird Mitte Juni nicht nur mit einigen Nachbarländern abgestimmt die Grenze öffnen. Ab 15. Juni soll auch bei der Rückreise aus anderen Ländern, mit denen entsprechende Vereinbarungen getroffen wurden, eine Rückreise ohne 14-tägige Quarantäne möglich sein, so Kurz. Bisher gilt die Pflicht zur Selbstisolation bzw. ein kürzlich erfolgter negativer Infektionstest bei der Einreise.

Mit Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz gibt es bereits Vereinbarungen. Hier soll es eine vollständige Grenzöffnung ohne Kontrollen ab Mitte Juni geben. Man sei in guten Gesprächen mit den Nachbarstaaten, sagte Kurz. Mit fast allen gebe es bereits akkordierte Lösungen. „Details werden wir nicht vor Mittwoch bekanntgeben können“, sagte Kurz.

Fragen zu Italien sollen ausgeräumt werden

Die 14-tägige Quarantänepflicht bzw. verpflichtende Vorlage eines negativen Testergebnisses soll jedenfalls „mit 15. Juni ein Ende haben mit all den Ländern, wo wir eine Vereinbarung zustande bringen“, so Kurz. Er betonte, dass die Situation in Italien am schwierigsten sei. Man sei aber bestrebt, zeitnah Lösungen zu finden. Bis Mittwoch werde man die Lage beobachten und dann eine Entscheidung treffen, so Kurz. Italien öffnet bereits am 3. Juni die Grenzen für EU-Bürger ohne Quarantäne. Die Fallzahlen gehen in Italien zurück, mit Abstand die meisten Fälle hat die Lombardei.

Die Regierung informierte über neue Lockerungen

Kanzler Kurz kündigte weitere Lockerungen ab dem 15. Juni an.

Beim selben Medientermin gab Kurz gemeinsam mit Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Rudolf Anschober (beide Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) auch neue Lockerungen für das Alltagsleben bekannt. So fällt ab 15. Juni auch die Pflicht zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes großteils: Masken sollen dann nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Gesundheitsbereich inklusive der Apotheken sowie bei Dienstleistungen getragen werden, wo der Mindestabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann. Kurz nannte hier als Beispiele Friseure und Mitarbeiter der Gastronomie. Das Tragen von Mund-Nasen-Schutz etwa in Schulen ist damit dann nicht mehr verpflichtend.

Mehr Personen an einem Tisch

In der Gastronomie gilt ab 15. Juni die Sperrstunde zum 1.00 Uhr statt bisher 23.00 Uhr. Zudem fällt das Limit von vier Erwachsenen an einem Tisch. Zwischen den einzelnen Gruppen muss aber weiterhin der Abstand von einem Meter eingehalten werden. Wie groß einzelne Gruppen sein dürfen, „können die Wirte gemeinsam mit den Gästen entscheiden“, sagte Kurz.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) während einer PK
APA/Herbert Neubauer
Nehammer, Kogler, Kurz und Anschober gaben am Freitag den nächsten größeren Öffnungsschritt bekannt

„Für viele wird gelten, Mund-Nasen-Schutz runter und Ärmel rauf“, sagte Kogler. Mit der „wiedergewonnenen Freiheit“ und dem „Freiraum können wir uns umso stärker um Wirtschaft und Beschäftigung kümmern“. Die Regierung empfehle dringend, weiterhin Masken „dort zu verwenden, wo es Menschenansammlungen gibt, wo es eng ist“, sagte Kurz.

Kühler Start in Badesaison

Gesundheitsminister Anschober zeigte sich zufrieden mit den Fallzahlen in Österreich. In den vergangenen 24 Stunden seien in Österreich 27 Neuinfektionen dazugekommen. Bisher habe es in Phase zwei – laut Anschober „ein bissl ein Experiment“ – vier größere Öffnungsschritte gegeben, etwa bei den Ausgangsbeschränkungen und bei den Schulöffnungen. Bisher könne man keine negativen Folgen dieser Öffnungsschritte erkennen, so Anschober.

Am Freitag waren bereits große Lockerungsschritte erfolgt. Hotels, Pensionen, Campingplätze und Schutzhütten, Seilbahnen, Lifte und die Ausflugsschifffahrt durften öffnen, ebenso Fitnessstudios. Der Start in die Freibadsaison fiel wegen tiefer Temperaturen verhalten aus, und auch Thermen hatten den ersten Öffnungstag nach dem „Lock-down“. Nun dürfen auch wieder manche Kulturevents stattfinden, und der Wiener Prater empfängt wieder Gäste. Überall sind die Hygienevorschriften einzuhalten.

Gastronomie und Handel zufrieden

Die Gastronomie und Hotellerie sowie der Handel begrüßen die weiteren Lockerungen. „Die aktuellen Erleichterungen für Gastronomiebetriebe im Zusammenhang mit der Covid-19-Krise sind ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Normalität“, so der Obmann des Fachverbands Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Mario Pulker, am Freitag in einer Aussendung. Auch Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der WKÖ-Hotellerie, sieht die Ankündigungen positiv: „Der Entfall des Mund-Nasen-Schutzes bedeutet für die Hotellerie einen nächsten wesentlichen Schritt in Richtung Normalität.“

Der FPÖ gehen die Lockerungen noch nicht weit genug. „Die Sperrstundenschikane in der Gastronomie muss sofort zur Gänze aufgehoben werden. Ebenso muss die für alle Gastronomiemitarbeiter extrem belastende Maskenpflicht abgeschafft werden“, forderte der Kärntner FPÖ-Chef Klubobmann Gernot Darmann. WKÖ-Handelsobmann Peter Buchmüller erwartet sich durch die Aufhebung der Maskenpflicht mehr Kundenfrequenz. Ohne Maske würden „die Menschen wieder mehr Lust aufs Einkaufen verspüren und in die Geschäfte kommen“.