US-Präsident Donald Trump
AP/Alex Brandon
„Marionette“ Chinas

USA kehren WHO den Rücken

US-Präsident Donald Trump hat am Freitag das Ende der Zusammenarbeit seines Landes mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt. Er hält die WHO für eine „Marionette“ Chinas und macht sie für die Ausbreitung des Coronavirus mitverantwortlich.

„Wir werden heute unsere Beziehung zur Weltgesundheitsorganisation beenden“, sagte Trump am Freitag (Ortszeit) bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Weißen Haus. Die USA hätten im Detail erklärt, welche Reformen die WHO dringend unternehmen müsse. „Aber sie haben sich geweigert zu handeln“, sagte Trump.

Im Streit über den Umgang mit der Coronavirus-Pandemie hatte Trump bereits Mitte Mai mit einem dauerhaften Stopp der US-Beitragszahlungen an die WHO und einem Austritt seines Landes aus der Organisation gedroht. Die von den USA der WHO bisher zur Verfügung gestellten Finanzmittel würden für andere globale Gesundheitsprojekte zur Verfügung gestellt, die das verdienten.

Trump warf der WHO erneut vor, unter der Kontrolle der Regierung in Peking zu stehen, obwohl die USA ein Vielfaches der Beiträge Chinas bezahlten. Die UNO-Sonderorganisation habe sich notwendigen Reformen verschlossen. Die chinesische Regierung beschuldigte der US-Präsident, die Verbreitung des Coronavirus nicht verhindert zu haben. Das habe zu der Coronavirus-Pandemie geführt, die inzwischen mehr als 100.000 Menschen in den USA das Leben gekostet hat.

Zahlungen bereits eingestellt

Trump hatte der WHO erst in der vergangenen Woche mit einem Austritt gedroht und der Organisation eine Frist von 30 Tagen für „wesentliche Verbesserungen“ gesetzt. Anlässlich der WHO-Jahrestagung hatte er gedroht, andernfalls werde er die US-Zahlungen an die Organisation endgültig einstellen und die Mitgliedschaft der USA überdenken. Dagegen sprachen die 194 Mitgliedsländer der WHO auf der Jahrestagung in Genf ihr Vertrauen aus.

Der US-Präsident hatte bereits im vergangenen Monat eine vorläufige Einstellung der US-Zahlungen an die WHO veranlasst und damit international Kritik auf sich gezogen. Die USA waren bisher der größte Beitragszahler der WHO. Die US-Zahlungen an die Organisation belaufen sich laut Trump auf rund 450 Millionen Dollar (412 Millionen Euro) jährlich, während China jährlich nur 40 Millionen Dollar (36 Millionen Euro) einzahle.

„Missmanagement“ und „Fehltritte“

Der US-Präsident warf der UNO-Unterorganisation „Missmanagement“ in der Coronavirus-Krise sowie Einseitigkeit zugunsten Chinas vor, das als Herkunftsland des neuartigen Virus gilt. Wörtlich nannte Trump die WHO eine „Marionette Chinas“. „Sie ist chinazentriert, um es netter auszudrücken“, sagte Trump in der vergangenen Woche. „Sie hat uns viele schlechte Ratschläge gegeben.“

Zudem hatte er WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus angegriffen. „Es ist klar, dass die wiederholten Fehltritte von Ihnen und Ihrer Organisation bei der Reaktion auf die Pandemie die Welt äußerst teuer zu stehen gekommen sind“, schrieb der US-Präsident im Onlinedienst Twitter.

Trump selbst unter Druck

Die WHO äußerte sich zunächst nicht zu Trumps Erklärung. Ein Kappen der US-Beziehungen dürfte globale Konsequenzen nach sich ziehen, da die WHO eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der in Dutzenden Ländern wütenden Coronavirus-Pandemie spielt.

In der Krise geriet der US-Präsident unterdessen selbst schwer unter Druck. Der Republikaner hatte die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Ein Vorwurf, den er gegen die WHO erhebt, wird auch gegen ihn gerichtet: China Ende Jänner noch für die Transparenz im Zusammenhang mit dem Ausbruch gelobt zu haben. In einem Tweet vom 24. Jänner hatte Trump geschrieben: „China hat sehr hart daran gearbeitet, das Coronavirus einzudämmen. Die Vereinigten Staaten wissen ihre Anstrengungen und Transparenz zu schätzen.“ Inzwischen wirft Trump China einen Mangel an Transparenz vor.