Demos bei Start von Kohlekraftwerk in Deutschland

Begleitet von Protesten von Klimaschützern und Klimaschützerinnen ist gestern in Deutschland das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 ans Netz gegangen. Insgesamt waren zehn Demonstrationen am Kraftwerk geplant, die ersten blieben laut Polizei friedlich.

Bereits am frühen Morgen projizierte Greenpeace das Bild eines An- und Ausschalters auf den 180 Meter hohen Kühlturm des Kraftwerks und den Satz „Klimakrise – Made in Germany“. Der Betreiber Uniper verweist hingegen darauf, dass Datteln 4 „eines der modernsten Kohlekraftwerke“ sei.

Proteste bei Start von Kraftwerk

Die Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks im Ruhrgebiet in Deutschland wurde von Demonstrationen begleitet. (Videoquelle: EBU)

Greenpeace-Energieexpertin Lisa Göldner kritisierte, Uniper nehme eine „gigantische CO2-Schleuder“ in Betrieb. Knapp 82 Prozent des Stroms aus dem Kraftwerk verkaufe Uniper über langfristige Abnahmeverträge an die Deutsche Bahn und RWE. Da die Verträge zum Teil bereits 15 Jahre alt seien, seien die vereinbarten Festpreise für den Strom deutlich höher als heute marktüblich. Das Kraftwerk werde deshalb mit hoher Auslastung laufen, erwartet Göldner. Sie forderte den Stopp des Kraftwerks.

„Stilllegung gegen Entschädigung“ war vorgesehen

Göldner verwies auf die Kohlekommission, die 2019 für Datteln IV eine Verhandlungslösung vorgesehen hatte – „also eine Stilllegung gegen Entschädigung“. Sie warf der deutschen Regierung vor, auch in ihrem Entwurf für ein Kohleausstiegsgesetz mit dem Kompromiss der Kohlekommission zu brechen.

Das Kohlekraftwerk gilt seit Monaten als neues Symbol des Widerstands von Klimaaktivisten gegen die Kohleverstromung. Auch die deutsche Grünen-Chefin Annalena Baerbock kritisierte in der „Rheinischen Post“, den Kohleausstieg einzuleiten und gleichzeitig ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen zu lassen, passe nicht zusammen.