Ankunft der Astronauten auf der ISS
NASA
Angekommen

SpaceX-Raumfahrer an Bord der ISS begrüßt

Die Kapsel des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX ist am Sonntag ohne weitere Pannen an der Internationalen Raumstation (ISS) angekommen. Nach rund 20 Stunden Flug dockte die „Crew Dragon“ mit den zwei US-Astronauten an Bord erfolgreich an. Die Raumfahrer konnten nach drei Stunden schließlich die ISS betreten.

„Geschichte ist geschrieben worden“, so die US-Raumfahrtbehörde (NASA) am Sonntag. Die „Crew Dragon“ war am Vortag mit einer Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida aus gestartet. Es war das erste Mal seit neun Jahren, dass Astronauten von den USA aus zur ISS starteten – und der erste bemannte Start der NASA in Zusammenarbeit mit einem privaten Raumfahrtunternehmen. NASA-Chef Jim Bridenstine sprach von einem „wundervollen Tag“.

Die beiden US-Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley kamen rund drei Stunden nach dem Andockmanöver in der ISS an, erst dann konnte die Schleuse zwischen der SpaceX-Raumkapsel und der ISS geöffnet werden. An Bord der Internationalen Raumstation warteten bereits die russischen Kosmonauten Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner sowie der US-Astronaut Chris Cassidy auf die Neuankömmlinge.

Zusammenkunft in der ISS

Die beiden US-Raumfahrer Behnken und Hurley wurden in der Raumstation von den übrigen Bewohnern willkommen geheißen. (Videoquelle: APTN)

SpaceX-Gründer Elon Musk zeigte sich tief bewegt. „Ich bin wirklich emotional sehr überwältigt, es ist schwer für mich zu sprechen“, sagte Musk bei einer Pressekonferenz nach dem Start. 18 Jahre lang habe er auf dieses Ziel hingearbeitet. „Ich glaube, es ist etwas, worüber die Menschheit sich freuen kann und worauf sie stolz sein kann.“ Der Unternehmer ist ein Pionier bei der Entwicklung wiederverwendbarer Raketen, die Raumflüge preiswerter und damit häufiger machen sollen.

Russland gratuliert

Die Raumfahrtnation Russland beglückwünschte die USA zum erfolgreichen Start. „Im Kosmos ist schon alles passiert, und es ist unabdingbar, mindestens zwei Transportsysteme zu haben“, teilte der Sprecher der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Wladimir Ustimenko, am Sonntag in Moskau mit. „Jetzt werden nicht nur Russen zur ISS fliegen, sondern auch Amerikaner. Das ist wunderbar!“

Der Start war am Samstag planmäßig im zweiten Anlauf um 15.22 Uhr Ortszeit in Florida (21.22 Uhr MESZ) erfolgt. Die erste Triebwerksstufe hatte die Falcon-9-Trägerrakete wenige Minuten nach dem Start erfolgreich abgesprengt, diese sei planmäßig und sicher auf einer Plattform im Atlantik gelandet, hieß es. Später trennte sich die Raumkapsel „Dragon Crew“ von der zweiten Stufe und nahm Kurs Richtung ISS.

Erfolg erst im zweiten Anlauf

Der erste Startversuch der Falcon-9-Rakete am Mittwoch war an schlechtem Wetter gescheitert. Auch am Samstag hatte es aufgrund von Gewitterwarnungen nur eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit gegeben, dass der Start tatsächlich stattfinden könnte.

Angedocke SpaceX Raumkapsel
NASA
Am Sonntag dockte die Kapsel erfolgreich an die ISS an

US-Präsident Donald Trump, der eigens angereist war, feierte den Start als „heldenhafte Tat“. Die kommerzielle Raumfahrt sei die Zukunft. „Ein neues Zeitalter amerikanischen Ehrgeizes hat jetzt begonnen.“

Für die USA ist der Start tatsächlich ein Meilenstein in der Raumfahrt. Seit dem Ende der Space-Shuttle-Flüge im Jahr 2011 war man auf russische Sojus-Kapseln angewiesen, um Astronauten zur ISS zu transportieren.

US-Präsident Donald Trump
AP/Alex Brandon
Trump verfolgte den Start der Rakete in Florida

„Es ist unglaublich, die Kraft, die Technologie“, sagte Trump. „Wir haben etwas kreiert, das den Neid der Welt auf sich zieht, und wir werden bald auf dem Mars landen, und wir werden bald die besten Waffen haben, die man sich in der Geschichte je vorstellen konnte“, fügte er hinzu. Mit dem erfolgreichen Start hätten sich die USA „ihren prestigeträchtigen Platz als Anführer der Welt“ zurückerobert. Auch Musks erklärtes Ziel ist – egal wie realistisch – der Mars.

Die Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken
AP/John Raoux
Die beiden erfahrenen Astronauten Behnken und Hurley vor dem Start zur ISS

Bereits kommendes Jahr soll ein Konkurrent US-Amerikaner in den Orbit bringen. Dann will der Flugzeughersteller Boeing seinen CST-100 Starliner ins All schießen. Die NASA hat an beide Unternehmen fast acht Milliarden Dollar (rund 7,2 Mrd. Euro) vergeben, damit sie konkurrierende Systeme entwickeln. Eigentlich waren eigene Flüge aus den USA zur ISS von der NASA schon für 2017 angekündigt gewesen. Im Zuge von technischen Problemen, Finanzierungsschwierigkeiten und Umstrukturierungen nach der Wahl Trumps zum Präsidenten wurde das Projekt aber immer weiter aufgeschoben.

Start der „Falcon 9“-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral
NASA/Bill Ingalls
Am Samstag war das Wetter gut genug für eine Start

Das Ende der Space Shuttles

Zuletzt waren im Sommer 2011 Astronauten mit der US-Raumfähre „Atlantis“ zur ISS geflogen. Danach stellte die NASA ihre Space-Shuttle-Flotte aus Kostengründen und nach zwei tödlichen Unglücksfällen ein und machte sich für ISS-Flüge von Russland abhängig – für etwa 80 Millionen Euro pro Flug in einer Sojus-Kapsel.

SpaceX CEO Elon Musk
Reuters/Steve Nesius
Nach Jahren wieder Jubel nach einem geglückten Start bei der NASA

Seit dem Bau der ISS waren zwei Jahrzehnte lang US-Raumfähren und russische Raketen zu der gemeinsamen Raumstation geflogen. Die Space Shuttles waren allerdings riesig, extrem kompliziert konstruiert und entsprechend teuer. Für insgesamt 135 Flüge gaben die USA rund 200 Mrd. Dollar (183 Mrd. Euro) aus.

Zwei tödliche Katastrophen

Vor allem aber gab es zwei tödliche Unfälle – mit der „Challenger“, die am 28. Jänner 1986 kurz nach dem weltweit live übertragenen Start explodierte, die gesamte Besatzung – zwei Frauen und fünf Männer – kam dabei ums Leben. Und am 1. Februar 2003 brach das Space Shuttle „Columbia“ bei der Rückkehr etwa 61 Kilometer über der Erdoberfläche bei 19.900 km/h Geschwindigkeit auseinander. Die siebenköpfige Besatzung starb. Ursache war ein Loch im Hitzeschild. Dieses war durch einen beim Start abgerissenen Schaumstoffteil verursacht worden.

Space Shuttle Atlantis
APA/AFP/Bruce Weaver
Die „Atlantis“ war das letzte Space Shuttle in Betrieb

Mars als Ziel

SpaceX wurde 2002 von dem PayPal- und Tesla-Mitbegründer Musk gegründet. 100 Millionen Dollar investierte der damals 31-Jährige in die Firma. Sechs Jahre später schaffte es SpaceX als erstes Privatunternehmen nach mehreren gescheiterten Startversuchen in den Jahren zuvor, eine Rakete in die Erdumlaufbahn zu bringen. Noch im selben Jahr schloss das Unternehmen bereits einen Vertrag mit der NASA über die ersten Transportflüge zur ISS. Der erste ging 2012 über die Bühne.

2015 verlor Musk nach einer Explosion kurz nach dem Start eine Falcon-9-Rakete. Am Wachstum wurde das Unternehmen dadurch nicht gehindert. Inzwischen zählt es rund 8.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Musk hat weiter hochtrabende Pläne. Er macht sich Hoffnungen auf eine wichtige Rolle bei der Rückkehr von US-Astronauten auf den Mond. Als Zukunftsvision schwebt ihm ein Raumschiff mit Ziel Mars vor.