HGM: Experten kritisieren „Republik und Diktatur“ scharf

Als „nicht mehr zeitgemäß und insgesamt unzureichend“ beurteilt die Expertenkommission rund um Museumsbund-Präsidenten Wolfgang Muchitsch den Ausstellungsteil „Republik und Diktatur“ im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM). Das geht aus dem vom Verteidigungsministerium beauftragten Evaluierungsbericht hervor, der der APA vorliegt.

Zwar fänden sich in der Schau keine „expliziten Hinweise auf antisemitische, rassistische oder rechtsextreme Inhalte“, jedoch sei durch die Zusammenstellung der Objekte und deren „mangelhafte Kontextualisierung eine Missinterpretation der Inhalte möglich“, heißt es in der Zusammenfassung des neunseitigen Berichts. Empfohlen wird daher eine Neuaufstellung, von lediglich „objektbasierten Ad-hoc-Interventionen“ wird abgeraten.

Forschungsstand „sehr stark weiterentwickelt“

Bereits in der Vorbemerkung weisen die Experten jedoch darauf hin, dass es sich um die Überprüfung einer 20 Jahre alten Dauerausstellung handelt und sich der historische Forschungsstand in diesen beiden Jahrzehnten „sehr stark weiterentwickelt“ hat: „Im Schnitt gelten Dauerausstellungen nach längstens 15 bis 20 Jahren als überholt, weshalb Museen spätestens dann eine Neugestaltung anstreben.“

Die Kommission hinterfragt jedoch „prinzipiell“, ob ein militärhistorisches Museum „der wirklich geeignete Museumstyp“ für eine Ausstellung dieser Phase der politischen Zeitgeschichte ist. Die damalige Gestaltung der Ausstellung sei jedoch auch „vor dem Hintergrund der damaligen Defizite einer musealen Verankerung der österreichischen Zeitgeschichte und der damit verbundenen Pläne eines ‚Hauses der Geschichte‘ zu betrachten“, das bekannterweise erst im Herbst 2018 eröffnet wurde.

Für eine umfassende Darstellung der Geschichte seien freilich weder Perspektiven der Militärgeschichte alleine noch eine vornehmlich auf militärische bzw. heereskundliche Objekte konzentrierte Sammlung ausreichend. Grundsätzlich empfiehlt die Kommission einen „Leitbildprozess des HGM, um das Bild eines Militärmuseums im 21. Jahrhundert zu schärfen und eine zeitgemäße Orientierung zu ermöglichen“.