Trudeau quittierte Frage nach Trump mit langem Schweigen

Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat auf die Frage eines Journalisten nach einer Reaktion auf die Drohung von US-Präsident Donald Trump, die Unruhen in den USA notfalls mit militärischer Gewalt zu stoppen, mit rund 20 Sekunden Schweigen reagiert.

Trudeau blickte nach der Frage bei einer Pressekonferenz gestern zunächst einfach nur konzentriert geradeaus und sagte nichts, dann wirkte es mehrfach so, als würde er zum Sprechen ansetzen, tat es aber nicht. Schließlich sagte er in ernstem Tonfall: „Wir alle beobachten mit Entsetzen und Bestürzung, was in den USA passiert.“ Es sei Zeit für Einigkeit und Zeit zuzuhören.

Trudeau zu Trump-Drohungen

Der kanadische Premier Justin Trudeau äußerte sich zu den Protesten in den USA. (Videoquelle: APTN/CTV)

„Wir müssen besser werden in Kanada“

Am Tag zuvor hatte Trudeau für sein Land bereits mehr Engagement im Kampf gegen Rassismus versprochen. „Wir müssen besser werden in Kanada.“ Rassismus sei nicht nur ein Problem der USA, auch in Kanada würden Afrokanadier und Ureinwohner immer noch zu oft systematisch ungerecht behandelt. „Auch wenn wir schon Fortschritte gemacht haben im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung, gibt es immer noch Rassismus in Kanada“, sagte Trudeau. „Jungen schwarzen Kanadiern will ich sagen, ich verstehe Euch, wenn Ihr sagt, dass Ihr besorgt und wütend seid.“

Der Afroamerikaner George Floyd wurde in der vergangenen Woche bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getötet. Im ganzen Land breiteten sich daraufhin Proteste aus, die in zahlreichen Metropolen auch zu Ausschreitungen und Plünderungen führten. US-Präsident Trump drohte, die Unruhen notfalls mit militärischer Gewalt stoppen. Auch in vielen anderen Ländern weltweit, darunter auch in Kanada, kam es zu Protesten. Das Verhältnis zwischen dem liberalen Trudeau und dem Republikaner Trump gilt schon lange als angespannt.