Von der Leyen: EU bei Coronavirus-Impfstoff in Verantwortung

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Verantwortung der Europäischen Union in der Frage eines Coronavirus-Impfstoffes betont. „In dieser Corona-Krise gilt es, sich gut zu koordinieren, aber vor allen Dingen auch miteinander Solidarität zu zeigen, füreinander zu sorgen“, sagte von der Leyen heute im Bayerischen Rundfunk vor einer internationalen Geberkonferenz.

Die Europäische Kommission müsse einerseits für die europäischen Bürgerinnen und Bürger sicherstellen, „dass wir nicht nur einen Impfstoff entwickeln, sondern der auch zugänglich ist“. Es müsse andererseits an die Nachbarn gedacht werden. Als Beispiele nannte von der Leyen Afrika und den Westbalkan.

Milliardenhilfen für Impfprogramme

Es müsse jetzt schon überlegt werden, wie die Produktionskapazitäten für einen Impfstoff erhöht werden können, um möglichst viel zu produzieren und dafür zu sorgen, wie der Impfstoff „in jeden Winkel dieser Welt kommt“. „Das ist eine Aufgabe, wo sich die Europäische Union in der Verantwortung sieht“, sagte von der Leyen.

Die internationale Impfallianz GAVI will auf der Onlinegeberkonferenz Milliardenhilfen für Impfprogramme und künftige Coronavirus-Impfstoffe sammeln. Dabei sollen mindestens 7,4 Milliarden Dollar (6,6 Mrd. Euro) zusammenkommen, um wegen der Pandemie ausgesetzte Impfprogramme etwa gegen Masern, Kinderlähmung und Typhus wieder aufzunehmen. Zudem soll ein Fonds für künftige Coronavirus-Impfstoffe ins Leben gerufen werden, an denen derzeit weltweit mit Hochdruck geforscht wird.

Johnson für neue Ära der Zusammenarbeit

Gastgeber des virtuellen Treffens ist Großbritannien. Mehr als 50 Länder sowie Einzelpersonen wie Microsoft-Gründer Bill Gates nehmen an dem Treffen teil.

Der britische Premierminister Boris Johnson forderte vor der Geberkonferenz eine „neue Ära der weltweiten Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich“. Das sei seiner Ansicht nach „die wichtigste gemeinsame Anstrengung unseres Lebens“, so Johnson. „Ich hoffe, dieses Gipfeltreffen wird der Moment sein, an dem die Welt zusammenkommt, um die Menschheit im Kampf gegen Krankheiten zu vereinen.“

Die Konferenz findet inmitten internationaler Spannungen statt. US-Präsident Donald Trump hatte vergangene Woche angekündigt, die Zusammenarbeit der USA mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu beenden. Zudem gibt es Befürchtungen, die USA könnten versuchen, sich einen Coronavirus-Impfstoff exklusiv zu sichern.

Pharmaindustrie hofft auf Impfstoff noch heuer

Die Pharmaindustrie machte unterdessen Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie. Ein Impfstoff oder sogar mehrere gegen das neuartige Virus könnten bis Ende des Jahres einsatzbereit sein, heißt es aus der Branche. Doch selbst wenn das tatsächlich gelingt, sind noch einige große logistische Herausforderungen zu meistern, um weltweit massenhaft gegen das Coronavirus impfen zu können.