Laudamotion- und Ryanair-Flugzeuge
APA/AFP/Joe Klamar
Laudamotion-KV

Ryanair lässt Sozialpartner zappeln

Ryanair, Mutterkonzern der Billigfluglinie Laudamotion, lässt die österreichischen Sozialpartner und seine Beschäftigten zappeln. Nach vielen gescheiterten Verhandlungsrunden einigten sich Wirtschaftskammer (WKÖ) und Gewerkschaft vida in der Nacht auf Donnerstag auf einen befristeten Krisenkollektivvertrag. Das Unternehmen will dazu aber erst nächste Woche Stellung nehmen.

„Schnellstmöglich“ solle eine Antwort von Ryanair kommen, gab Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber am Donnerstag bekannt. Doch eine bereits für den Vormittag angesetzte Pressekonferenz von Ryanair wurde kurzerhand ohne Angabe von Gründen abgesagt. Die Sozialpartner hatten bis in die Nacht verhandelt. Da gab es laut WKÖ keine Abstimmung mit dem Unternehmen mehr. Am Vormittag hieß es vonseiten Laudamotions, dass die Beschäftigten über den Kollektivvertrag abstimmen sollten.

Trotz mehrerer Ultimaten seitens des Unternehmens und Drohungen, die Basis Wien zu verlassen, wurden die zuvor gescheiterten Gespräche über einen neuen Kollektivvertrag am Mittwoch erneut aufgenommen. Die Gewerkschaft hatte sich geweigert, den Gehaltsvorstellungen des Unternehmens zuzustimmen.

Laudamotion-CEO Andreas Gruber
APA/Herbert Pfarrhofer
Laudamotion-Geschäftsführer Gruber kündigt „schnellstmöglich“ eine Antwort von Ryanair an

Kompromiss nach Nachbesserungen

„Wir sind nach wie vor bestürzt über die erpresserische Vorgehensweise des Ryanair-Konzerns, die im Schulterschluss mit der Wirtschaftskammer erfolgte“, so Daniel Liebhart, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luftfahrt, noch am Mittwoch. Die Gewerkschaft könne einem Grundgehalt unter der Armutsgrenze, das insbesondere für das Flugbegleitpersonal vorgesehen war, nicht zustimmen.

Nun gibt es zumindest zwischen den Sozialpartnern einen Kompromiss: „Wir konnten eine sozialpartnerschaftliche Einigung, für die Laudamotion wesentliche Nachbesserungen geleistet hat, erzielen“, so Manfred Handerek, Geschäftsführer der Berufsgruppe Luftfahrt in der WKÖ. Er sprach von „langwierigen und schwierigen“ Verhandlungen.

KV bis 2023 befristet

Auf dem Tisch liegt nun ein Kollektivvertrag, der bis 2023 abgeschlossen wurde und das Unternehmen durch die Krise führen soll. Mit 1.440 Euro 14-mal pro Jahr steigt das monatlich garantierte Bruttoeinkommen für Flugbegleiterinnen und -begleiter um 44 Prozent im Vergleich zum Erstangebot (1.000 Euro brutto). Für Kopilotinnen und -piloten konnte außerdem im Vergleich zum Erstangebot (1.700 Euro brutto) eine Steigerung von 18 Prozent auf 2.000 Euro monatlich garantiertes Bruttoeinkommen erzielt werden.

Der bisherige Vorschlag der Gewerkschaft, der durch Umschichtungen innerhalb aller Gehälter ohne zusätzliche Kosten für das Unternehmen erfolgen sollte, war von WKÖ und Laudamotion zuvor abgelehnt worden. Laut Hebenstreit stimmte die WKÖ nun aber zu, dass „sämtliche von Laudamotion und Ryanair vorgeschlagene rechtswidrige KV-Vertragsklauseln“ gestrichen wurden. Eine Reaktion des Unternehmens dazu gibt es noch nicht.

Mitarbeiter gegen Gewerkschaft

Einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Laudamotion sahen das anders. Über 100 von den insgesamt rund 500 in Wien stationierten Beschäftigten demonstrierten am Dienstag in Wien für den Erhalt ihrer Jobs und die Zustimmung der Gewerkschaft zum neuen KV mit niedrigeren Gehältern – mehr dazu in wien.ORF.at.

Demonstration des Laudamotion-Personals
APA/Helmut Fohringer
Mitarbeiter protestieren für die Sicherung ihrer Arbeitsplätze

Bei der Demonstration waren Piloten gegenüber den Flugbegleiterinnen in der Überzahl. Nach den vergangene Woche gescheiterten Verhandlungen hatte sich die Fluglinie empört gezeigt und von „gut bezahlten Jobs“ gesprochen, die Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nun retten könne.

Unklare Fronten

In dem Konflikt verlaufen die Fronten unklar. Auf der einen Seite verhandelten die Initiatoren der Demonstration zuvor auf Seite der Arbeitgeber. Auf der anderen Seite gab es Kritik an der Zusammensetzung des Verhandlerteams der Gewerkschaft. Liebhart wurde vorgeworfen, vonseiten des Unternehmens „illegalerweise“ Mitarbeitern von AUA und Level erlaubt zu haben, an den Verhandlungen teilzunehmen.

Eigentlich gäbe es bei Laudamotion auch einen Betriebsrat, dieser ist aber vom Unternehmen nicht anerkannt und durch Klagen und Kündigungen handlungsunfähig gemacht worden. Betriebsratschefin Kerstin Hager wirft Ryanair vor, die Belegschaft untereinander auszuspielen. Schon den Antrag auf Kurzarbeit habe die Geschäftsführung „zum Drohungs- und Erpressungskrimi hochstilisiert und dafür einen Teil der Belegschaft instrumentalisiert“.

Kampf gegen Billigtickets

Nun liege es an Laudamotion und Ryanair, den KV-Abschluss zu akzeptieren und die Arbeitsplätze zu retten, sagte vida-Chef Roman Hebenstreit. Zuletzt hatte Ryanair mehrfach der Gewerkschaft die Schuld zugewiesen, dass sie den Forderungen des Unternehmens nicht zustimme und dadurch Jobs in Wien gefährde.

Die Sozialpartner fordern zudem von der Regierung Maßnahmen gegen Billigsttickets. Hebenstreit fürchtet, dass der Preiskampf sonst zulasten der Beschäftigten ausgetragen werde. Ryanair hatte bereits mehrfach angekündigt, mit sehr niedrigen Preisen die Maschinen füllen zu wollen.

AUA-Lösung verzögert sich

Gefragt ist die Regierung auch bei der Lufthansa-Tochter AUA. Die für diese Woche erwartete Einigung bei der Staatshilfe verzögert sich offenbar. Ein für Donnerstag geplantes Treffen zwischen Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) findet laut mehreren involvierten Personen nicht statt. Das Kanzleramt lehnte gegenüber der APA einen Kommentar dazu ab.