Teilnahme an Sommerschule soll in Mitarbeit einfließen

Die Teilnahme an den in den letzten beiden Ferienwochen geplanten Sommerschulen soll als „Bonus“ in die Bewertung der Mitarbeit des kommenden Schuljahres einfließen. Das kündigte ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann bei einer Pressekonferenz heute an. Schwerpunkt der Maßnahme wird Deutschförderung sein, die Teilnahme ist für Schüler grundsätzlich freiwillig.

In den kommenden Tagen soll per Elternbrief an Volksschulen sowie Sekundarstufe eins (v. a. Neue Mittelschule und AHS-Unterstufe) über das Angebot informiert werden. Zielgruppe sind außerordentliche Schüler und Schüler, die in Deutsch auf vier oder fünf stehen oder die aufgrund der vergangenen Monate einen besonderen Aufholbedarf haben. Ausschlaggebend ist die „Empfehlung“ des Klassenlehrers bzw. der Schulleitung.

Anmeldung verpflichtet zu Teilnahme

Faßmann schätzte die potenzielle Zahl der in Frage kommenden Schüler auf 40.000 bis 42.000. Bis Mitte Juni müssen die Schüler für die Sommerschule bei den Bildungsdirektionen angemeldet werden, mit der Anmeldung wird die Teilnahme für die vollen zwei Wochen verpflichtend. Die Bildungsdirektionen organisieren dann die Standorte und teilen die Plätze zu.

Unterrichtet wird von Lehramtsstudenten, die dafür (inklusive der Vor- und Nachbereitungskurse) fünf ECTS-Punkte für ihr Studium erhalten – für Faßmann eine „Win-Win-Situation“, da in den vergangenen Wochen vielfach die schulpraktischen Lehrveranstaltungen entfallen seien.

An jedem Standort soll es zudem mindestens einen Lehrer geben, der als Mentor und Begleiter der Studenten fungiert. Für die Pädagogen ist das freiwillig, sie erhalten dafür eine Art Überstundenabgeltung. Finanziert werde das an den Pflichtschulen aus dem Kontingent der vom Bund an die Länder zugewiesenen Dienstposten, so Faßmann.

Die grüne Bildungssprecherin Sibylle Hamann zeigte sich vor allem erfreut über das Tempo der Umsetzung der schon im Regierungsprogramm vorgesehenen Maßnahme: „Wir hatten gerechnet, dass es mindestens noch ein Schuljahr dauern würde.“ Die Coronavirus-Krise habe hier beschleunigend gewirkt „und allen drastisch vor Augen geführt, wie dringend der Bedarf an einem derartigen Angebot ist“.

SPÖ und NEOS werten Ankündigungen positiv

SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid begrüßt die Ankündigungen des Bildungsministeriums. Vor allem das geplante projektbezogene Arbeiten, die Elternschulen und ein angekündigtes Peer-System, bei dem ältere SchülerInnen quasi als „Buddys“ für jüngere SchulkollegInnen wirken, wertet sie als positiv. Wichtig sei, dass es im Herbst mit kostenlosen Nachhilfeangeboten weitergehe.

Auch NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre ist über das Konzept erfreut. Dazu wünscht sie sich eine „Chancenoffensive“ für den Herbst, etwa in Form von „durchgängigen Förderkursen für alle Hauptfächer, mehr Schulsozialarbeit und Schulpsychologie“, zudem eine Unterstützung der Brennpunktschulen. Fragwürdig findet Künsberg Sarre, dass keine Bezahlung der Lehrenden vorgesehen ist.

Auch die FPÖ findet es „schade, dass man die Lehramtsstudenten mit fünf ECTS-Punkten für den Unterricht samt Vor- und Nachbereitung abspeist“. Eine Entlohnung auf dem Niveau der einberufenen Zivildiener wäre angemessen, so Bildungssprecher Hermann Brückl in einer Aussendung. Insgesamt sieht Brückl „gute Ansätze“ bei den Sommerschulen.

ÖH fordert Bezahlung von Studentinnen und Studenten

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) forderte eine „faire Entlohnung“ für jene Lehramtsstudenten, die an Sommerschulen unterrichten sollen. Die vorgesehene ausschließliche Anrechnung von fünf ECTS-Punkten für das Studium sei „untragbar“, hieß es in einer Aussendung. „Studierende dürften in dieser Krisensituation nicht ausgebeutet werden.“

Eine bezahlte Unterrichtstätigkeit an der Sommerschule wäre eine Möglichkeit, das Studium weiter finanzieren zu können, so die Studentenvertreter. „Es geht nicht nur um den Studienfortschritt, sondern um die gerechte Bezahlung der Leistungen von Studierenden.“ Nehme man die Bezahlung von Lehrern als Grundlage, komme ein Sonderlehrvertrag für zwei Wochen auf rund 700 Euro netto.