Schwimmbecken
ORF.at/Christian Öser
Badewetter

Sommer ziert sich

Für Freibäder und Badeseen hat die Saison schlecht begonnen: Coronavirusbedingten Sperren an vielen warmen Sonnentagen folgten nach der Öffnung kühle, teils regnerische Wochen. Hitze ist auch vor Fronleichnam nicht in Sicht.

Das Schwimmen im Freien ist vorerst eher etwas für Hartgesottene – Badeseen sind mit Temperaturen unter der 20-Grad-Marke noch frisch. Vor dem verlängerten Wochenende um Fronleichnam warten nun viele auf die ersten heißen Tage des meteorologischen Sommers. Zumindest zu Beginn der nächsten Woche zeichnen sich diese laut ORF-Wetterredaktion aber nicht ab, es ist mit gemäßigten Temperaturen und wechselhaften Bedingungen zu rechnen.

In Zeiten des Klimawandels fühlt sich das Wetter dieser Tage mitunter ungewöhnlich an – tatsächlich brachten die letzten Wochen in vielen Landesteilen unterdurchschnittliche Temperaturen, österreichweit war die Abweichung zum langjährigen Durchschnitt minus 0,7 Grad. Dieser langjährige Durchschnitt bezieht sich auf die Jahre von 1981 bis 2010, also einen Zeitraum, wo der Klimawandel in den Messreihen bereits sichtbar ist. Verglichen mit älteren Zeitreihen, etwa 1961 bis 1990, war der Mai 2020 aber leicht überdurchschnittlich warm, konkret um plus 0,4 Grad.

Dass ein kühler Mai kein Vorzeichen für einen kühlen Sommer ist, beweist der Blick auf das letzte Jahr. Da war der Mai noch frischer als heuer, darauf folgte aber der heißeste Juni der Messgeschichte. Innsbruck etwa hatte 17 Hitzetage mit einer Höchsttemperatur über 30 Grad, so viele wie noch nie zuvor. Neue Allzeitrekorde wurden auch bei der Anzahl an Tropennächten (Tiefstwert größer als 20 Grad) verzeichnet, ebenso ein neuer absoluter Monatshöchstwert von 38,5 Grad in Innsbruck und Krems.

Unwetterschäden im nördlichen Waldviertel

Ein schweres Unwetter hat am Samstagabend in fünf Gemeinden des Bezirkes Waidhofen an der Thaya (Niederösterreich) mit heftigen Sturmböen, großen Regenmengen und Hagelkörnern mit bis zu drei Zentimeter Durchmesser teils größere Schäden verursacht.

Richtung des Windes ist entscheidend

Im Alpenraum (wie generell in mittleren Breiten) hängen die Temperaturverhältnisse vor allem davon ab, woher die Luft einströmt. Österreich liegt klimatologisch gesehen im Bereich eines Westwindbandes, das sich rund um die mittleren Breiten um die Erde spannt. Dieses Zirkulationsmuster entsteht, weil in den Tropen und Subtropen wärmere und am Nordpol kältere Luft vorhanden ist. Das ergibt sich wiederum aus der unterschiedlichen Sonneneinstrahlung.

„Coole Straße“ in Wien
APA/Georg Hochmuth
Abkühlung in der Stadt wird auch diesen Sommer wieder gesucht werden

Dieses Windband zwischen polaren und tropischen Luftmassen verläuft aber nicht geradlinig von West nach Ost, es schlängelt sich in Wellenbewegungen um den Globus. Das merken wir dadurch, dass die Luft in Österreich manchmal aus dem hohen Norden kommt, ein anderes Mal vom Atlantik, dann wieder aus dem Mittelmeer-Raum, seltener aus Osteuropa. Eine typische Wetterlage für Hitzewellen im Alpenraum ist eine föhnige Südwestströmung mit Luft aus dem Mittelmeer-Raum oder Nordafrika, manchmal enthält die Luft Staub aus der Sahara.

Wetterlagen halten länger an

Klimaforscher und -forscherinnen untersuchen Veränderungen an diesem schlängelnden Windband, in der Wissenschaft als planetare Welle und auch Rossby-Welle bezeichnet. Es gibt Vermutungen, wonach sich diese Wellen durch die Erderwärmung nicht mehr so rasch weiterbewegen und damit Wetterlagen tendenziell länger anhalten – und damit auch Hitzewellen und Trockenperioden.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat unlängst vor einem Sommerhalbjahr mit Rekordhitze gewarnt. Mittel- und Nordeuropa sind in den letzten Wochen von großer Hitze verschont gewesen. Länger andauernde Hitzewellen gab es allerdings bereits auf der Iberischen Halbinsel, im Südwesten Frankreichs sowie in Griechenland und der Türkei, wo sogar neue Hitzerekorde für Mai verzeichnet wurden mit teilweise über 40 Grad.

Auch andere Regionen auf der Nordhalbkugel hatten bereits mit extremer Hitze zu kämpfen: In Indien und Pakistan wurden im Mai Temperaturen bis 50 Grad gemessen, in den Nächten kühlte es teilweise nicht unter 30 Grad ab. Zuvor wurden in Teilen der USA neue Temperaturrekorde aufgestellt: In Miami wurden bereits am 21. April 36 Grad im Schatten erreicht, so früh im Jahr wie noch nie zuvor. Davor hatte Florida den wärmsten März seit Messbeginn.