Europol fokussiert sich auf Profite des organisierten Verbrechens

Europol will den Kampf gegen Profite des organisierten Verbrechens verstärken. Die europäische Polizeibehörde eröffnete heute in Den Haag ein neues Expertenzentrum für Finanz- und Wirtschaftskriminalität. Die Ermittlungen zur finanziellen Basis des Verbrechens müssten gezielter und erfolgreicher werden, sagte Europol-Direktorin Catherine De Bolle.

Jährlich machten Verbrecherbanden nach Angaben von Europol schätzungsweise 110 Mrd. Euro Profit in der EU. „Davon werden aber nur rund 1,2 Prozent beschlagnahmt“, sagte die Europol-Direktorin. „Wir müssen den Spuren des Geldes folgen, um die Verbrecher zu treffen.“

Herkömmliche Methoden reichten nicht aus, sagte De Bolle. „Hausdurchsuchungen sind nicht genug, Verhaftungen sind nicht genug, und einmal eine Tonne Kokain beschlagnahmen ist nicht genug.“

EU ruft Banken zu Kooperation auf

„Das Ziel der Verbrecher ist finanzieller Gewinn“, sagte die EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, in Den Haag. „Finanz- und Wirtschaftsverbrechen schaden uns allen und stoppen nicht an nationalen Grenzen.“ Sie sprach sich für eine enge Zusammenarbeit von Europol und Banken aus.

65 internationale Experten sollen in dem neuen Zentrum die finanziellen Ermittlungen bei Europol koordinieren und die Ermittler in den EU-Mitgliedsstaaten unterstützen. Zentrale Arbeitsfelder sind den Angaben zufolge Betrug, Korruption, Geldwäsche und Produktfälschungen. Es seien Verbrechen, die bei relativ geringem Risiko sehr hohe Profite erbringen.

Europol rechnet damit, dass gerade durch die Coronavirus-Pandemie und die Rezession Finanz-und Wirtschaftsverbrechen zunehmen würden. Wenn die reguläre Wirtschaft schwächer werde, profitiere das Verbrechen.