Bericht: Oligarch will Identität der „Oligarchennichte“ ausforschen

Im „Ibiza“-Untersuchungsausschuss ist heute bekanntgeworden, dass sich ein russischer Oligarch namens Igor M. offenbar darum bemüht, die Identität der vermeintlichen Oligarchennichte, die sich im „Ibiza-Video“ als Aljona M. ausgab, festzustellen. Zuvor hatte die Wiener Wochenzeitung „Falter“ über eine Anfrage aus Deutschland darüber berichtet. M. wies die Vorwürfe zurück.

Konkret sollen deutsche Behörden über die deutsche Botschaft bei Wiener Behörden nachgefragt haben, ob ihnen bekannt sei, dass einer der mutmaßlichen Hintermänner des „Ibiza-Videos“, Julian H., vom russischen Oligarchen M. bedroht wurde. Die „SoKo Ibiza“ entgegnete, dass sie nur Kenntnis davon habe, dass M. auf der Suche nach der vermeintlichen Oligarchennichte sei.

Eine Anfrage erhielt die österreichische Behörde am 23. Dezember vergangenen Jahres, eine Antwort erging am 30. Dezember 2019 an die deutsche Botschaft, wie der „Falter“ berichtete. „Aufgrund der Ermittlungen“ sei bekannt, dass der besagte Oligarch M. „bemüht sei, die Identität der ,falschen Nichte‘ auszuforschen“. Ende Mai veröffentlichte das Bundeskriminalamt Fahndungsfotos der vermeintlichen Oligarchennichte.

M. weist Vorwürfe zurück

M. wies die Vorwürfe zurück. Bereits im Mai 2019 habe Igor M. klargestellt, dass er mit der Angelegenheit nichts zu tun hat. “Überdies erläuterte er, dass er ein Einzelkind ist und dementsprechend keine Nichten hat. Nunmehr ist sein Name wieder missbräuchlich benutzt und ihm eine strafrechtlich zu verfolgende Handlung unterstellt worden, worüber in den Medien unter Verweis auf Angaben Dritter berichtet wurde", hieß es in einer Aussendung seiner Anwälte.

Er distanziere sich “in aller Form von der gemeinhin als ‘Ibiza-Skandal’ bezeichneten Angelegenheit und weist sämtliche in Bezug auf seine Person hergestellten Verbindungen und getätigten Unterstellungen aufs Schärfste zurück." Die Behauptung, M. habe Julian H. bedroht, entbehre jeder Grundlage. Ebenso absurd sei es zu behaupten, von Igor V. M. ginge eine Gefahr für die Frau aus, die sich als seine Nichte ausgegeben hat. Eine Ausforschung sei nie unternommen worden. “Vielmehr vertraut Igor M. auf die Ermittlungen der österreichischen und deutschen Behörden", heißt es.

Staatsanwaltschaft: Frau wusste, dass sie gefilmt wird

Vergangene Woche kam Kritik an der Veröffentlichung der Fahndungsfotos auf – unter anderem, weil der vermeintlichen Oligarchennichte Delikte vorgeworfen werden, die keine längeren Haftstrafen vorsehen. Dementsprechend sei die Aktion des Bundeskriminalamts überschießend gewesen, sagten Strafrechtsexperten.

Im aktuellen Fall argumentierte die Staatsanwaltschaft Wien laut einem Bericht von Ö1 nun, dass die Frau wohl gewusst habe, dass sie gefilmt wird und dass das Video irgendwann veröffentlicht werden könnte oder sollte. Jedenfalls sei man der Ansicht, dass die Fahndung mit Fotos vom Gesetz gedeckt sei, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sagte im U-Ausschuss, dass die „SoKo Ibiza“ nicht eigenmächtig gehandelt habe, sondern die Veröffentlichung der Fahndungsfotos mit der Staatsanwaltschaft geprüft wurde. Der „Oligarchennichte“ werden der Missbrauch von Tonaufnahmen und die Verwendung eines gefälschten Reisepasses oder einer falschen Passkopie vorgeworfen.