Russische Behörden riegeln Hafenstadt Sewerodwinsk ab

Wegen stark steigender Coronavirus-Zahlen in der russischen Hafenstadt Sewerodwinsk wird die als Standort für die Produktion atomarer U-Boote bekannte Großstadt in der Nacht auf heute vollständig abgeriegelt.

Der Gouverneur der nordrussischen Region Archangelsk verfügte per Dekret die komplette Abschottung der 180.000-Einwohner-Stadt. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden stieg die Zahl der bestätigten Infektionen in Sewerodwinsk zuletzt auf mehr als 1.000.

„Sie müssen es eine Woche oder zehn Tage durchhalten, damit die Infektionsrate nicht weiter steigt“, sagte der Gouverneur Alexander Zybulsky. Die Behörden hätten sich die Entscheidung für die Abriegelung nicht leicht gemacht, sie sei aber „wirklich nötig“, betonte er weiter.

Abschottung für Stadt nicht neu

Wegen der hohen Infektionsrate gilt in Sewerodwinsk bereits eine Masken- und Handschuhpflicht. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen in Sewerodwinsk ist bei staatlichen Werften wie Sewmasch und Swesdoschka beschäftigt. Zu Sowjetzeiten war Sewerodwinsk wegen der Rolle der Stadt bei der Produktion atomar betriebener U-Boote von der Außenwelt abgeschnitten. Nur Besucher, die einen speziellen Ausweis vorzeigen konnten, durften die Stadt betreten.

„Wie vor 29 Jahren ist Sewerodwinsk wieder verschlossen“, kommentierte die Nachrichtenagentur Region 29. Ganz so strikt wie zu Zeiten des Kalten Krieges sind aber auch die Coronavirus-Regeln nicht: So dürfen die Bewohner von Sewerodwinsk die Stadt beispielsweise verlassen, um sich medizinisch behandeln zu lassen oder um in ihre Wochenendhäuser zu fahren.

Gemessen an den Infektionszahlen ist Russland inzwischen das drittstärkste von der Pandemie betroffene Land weltweit. Fast 450.000 Infektionen wurden landesweit nachgewiesen, mehr als 5.500 Menschen starben. Zu neuen Infektionsherden haben sich zuletzt die Regionen Archangelsk und Sibirien entwickelt.