Kritik und Lob nach Denkmalsturm in Bristol

Bei Anti-Rassismus-Protesten in der englischen Stadt Bristol haben Demonstranten die Statue eines britischen Sklavenhändlers vom Sockel gerissen und ins Hafenbecken geworfen. Die Regierung in London verurteilte die Aktion gestern und mahnte, mit demokratischen Mitteln für politische Zwecke zu kämpfen. Zurückhaben will das Denkmal aber niemand.

Demonstranten stürzen Statue

In Bristol wurde im Zuge der „Black Lives Matter“-Demonstrationen eine Statue des Sklavenhändlers Edward Colston demontiert. (Videoquelle: APTN/Artemis D. Bear)

Demonstranten hatten die gut fünf Meter hohe Bronzestatue des Sklavenhändlers Edward Colston am Sonntag gestürzt und unter Beifallsbekundungen in den Fluss Avon geworfen. Seit Tagen gibt es in Großbritannien Demonstrationen gegen Rassismus als Reaktion auf den Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in der US-Stadt Minneapolis. Dabei kam es vereinzelt auch zu Gewalt, bei der 35 Polizisten verletzt wurden.

Johnson sieht Straftat

Ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson verurteilte die Gewalt als „inakzeptabel“ und erklärte, der Denkmalsturz sei eine Straftat, die verfolgt werden müsse. „Wir verstehen die starken Überzeugungen vollkommen, aber in diesem Land regeln wir unsere Streitigkeiten auf demokratische Weise“, betonte der Sprecher.

Colston war im 17. Jahrhundert ein hochrangiger Vertreter der Royal African Company, die Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder aus Westafrika in die Sklaverei nach Nordamerika und in die Karibik schickte. Gleichzeitig unterstützte er Schulen, Krankenhäuser und Armenhäuser in Bristol mit hohen Geldsummen und machte sich damit einen Namen als Wohltäter, was ihm gut zwei Jahrhunderte später ein Denkmal einbrachte.

Museum als mögliches Ziel

Die Denkmalbehörde Historic England erklärte, die Bewohner müssten nun entscheiden, was mit dem gestürzten Denkmal geschehen solle und fügte hinzu, „wir glauben nicht, dass sie wieder aufgestellt werden sollte“. Die Statue sei ein „Symbol der Ungerechtigkeit und eine Quelle großen Schmerzes für viele Menschen“ gewesen.

Bristols Bürgermeister Marvin Rees sagte, seiner Meinung nach gehöre die Statue zusammen mit Plakaten der „Black Lives Matter“-Demonstration in ein Museum. Er könne die Zerstörung des Denkmals zwar „nicht gutheißen“, doch handle es sich um einen „Moment mit Kultcharakter“, sagte Rees, der jamaikanische Vorfahren hat, der BBC. Dass diese Statue im Zentrum von Bristol gestanden habe, habe er stets als „persönliche Beleidigung“ empfunden.