Goldener Sarg von George Floyd
APA/AFP/Kerem Yucel
Begräbnis

Polizei eskortiert George Floyds Sarg

George Floyd, der durch einen Polizisten getötet worden ist, wird am Dienstag unter großer Anteilnahme beerdigt. Das letzte Stück zum Friedhof in einem Vorort von Houston in Texas legt Floyds goldener Sarg in einer Pferdekutsche zurück, die vom Houston Police Department begleitet wird. In der Stadt versammelten sich bereits Tausende Menschen, um Floyd Respekt zu erweisen.

Auch der Trauergottesdienst zur Beisetzung Floyds begann bereits. Viele der Gäste erschienen in weißer Kleidung. „Wir feiern sein Leben“, sagte Pastor Remus Wright zum Auftakt des Gottesdienstes. Kopastorin Mia Wright fügte hinzu: „Wir können weinen, wir können trauern, wir werden Trost finden und wir werden Hoffnung finden.“ Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde die Trauerfeier auf 500 Personen begrenzt. Jene, die außerhalb der Kirche von Floyd Abschied nehmen wollten, wurden gebeten, eine Maske zu tragen. Die Kosten für das Begräbnis übernahm der Ex-Boxer Floyd Mayweather.

Ex-Vizepräsident Joe Biden rief bei der Trauerfeier in einer emotionalen Videobotschaft zur Überwindung von Rassismus auf. Zu viele Schwarze in den USA „wachen auf und wissen, dass sie ihr Leben verlieren können, indem sie einfach ihr Leben leben“, sagte Biden unter dem Applaus der Trauergäste. „Kein Kind sollte die Frage fragen müssen, die zu viele schwarze Kinder seit Generationen fragen mussten: ‚Warum? Warum ist Papa weg?‘“ Biden ist der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten bei der Wahl im November.

Bürgermeister kündigt Würgegriffverbot an

Der Bürgermeister von Houston, Sylvester Turner, kündigte bei der Trauerfeier ein Verbot von Würgegriffen und andere Reformen gegen Polizeigewalt an. Turner sagte, er werde nach seiner Rückkehr ins Rathaus eine entsprechende Anordnung unterschreiben. „In dieser Stadt werden wir Deeskalation verlangen. In dieser Stadt wird man eine Warnung geben müssen, bevor man schießt“, sagte Turner. „In dieser Stadt hat man die Pflicht, einzuschreiten.“

Die Trauerfeier der Familie begann am Montag in der Fountain of Praise Church in Houston. Der Sarg wird dann nach Pearland gebracht, wo Floyd, der in Texas aufwuchs, neben seiner Mutter die letzte Ruhe findet. Die Trauerfeierlichkeiten hatten bereits am Montag mehr als 6.000 Menschen nach Houston gezogen. Ein großer Trauerzug folgte dem Sarg, eine Mahnwache wurde abgehalten.

Tausende nehmen Abschied von George Floyd

Floyd wird am Dienstag in Texas zu Grabe getragen. Tausende Trauernde kamen schon vorab in Houston zusammen, um sich von Floyd zu verabschieden.

Biden: „Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte“

Der Afroamerikaner Floyd war am 25. Mai in Minneapolis gestorben, als ein weißer Polizist fast neun Minuten lang auf seinem Nacken kniete. Floyd war unbewaffnet und lag mit dem Gesicht nach unten auf der Straße, er sagte wiederholt, er könne nicht atmen. Ein Handyvideo davon ging um die Welt und löste eine enorme Protestwelle auf der ganzen Welt aus.

Biden traf Floyds Familie bereits am Montag zu einem Gespräch und drückte ihnen sein Beileid aus. Er äußerte sich seit Floyds Tod mehrmals gegen „systematischen Rassismus“ und die anhaltende Ungleichheit in den USA. „Ich glaube, was hier passiert ist, ist einer dieser großen Wendepunkte in der amerikanischen Geschichte, was bürgerliche Freiheiten, Bürgerrechte und die gerechte Behandlung von Menschen mit Würde betrifft“, so Biden.

Der hauptbeschuldigte Polizist, der auf Floyds Nacken kniete, wurde entlassen und angeklagt. Der inhaftierte 44-Jährige wurde am Montag erstmals per Video in einen Gerichtssaal in Minneapolis zugeschaltet. Die Richterin setzte die Kaution auf eine Million Dollar (rund 890.000 Euro) fest, der nächste Gerichtstermin wurde auf den 29. Juni festgesetzt.

Bericht sieht Polizeischikanen

Floyds Tod und die Proteste zogen bereits eine Reihe von Polizeireformen in den USA und auch in anderen Ländern nach sich. In Minneapolis will eine Mehrheit des Stadtrats die örtliche Polizei durch eine neue Organisation für öffentliche Sicherheit ablösen. In New York wiederum legte am Sonntag Bürgermeister Bill de Blasio Vorschläge für eine Reform der Polizei der Millionenmetropole vor.

Menschen bei einer Trauerfeier von George Floyd
Reuters/Adress Latif
Am Montag fand bereits eine Mahnwache in Houston statt

Ein neuer Bericht über polizeiliches Fehlverhalten in New York bestätigte den Handlungsbedarf: Beschwerden über falsches Verhalten von New Yorks Polizisten betreffen häufig jugendliche Schwarze oder Latinos. Die Aufsichtsbehörde der städtischen Polizei (CCRB) hatte 112 entsprechende Beschwerden untersucht. Manchmal gerieten Jugendliche wegen scheinbar harmloser Belange in Polizeikontrollen, etwa weil sie mit Stöcken spielten, Rucksäcke trugen, rannten oder sich gegenseitig herumschubsten, hieß es. Die New Yorker Polizei solle übermäßige Kontrollen von nicht-weißen Jugendlichen vermeiden, hieß es in dem Bericht weiter.