Wirtschaftliche Situation für Frauen verschärft

Die wirtschaftliche Situation von Frauen und ihre finanzielle Unabhängigkeit geraten aufgrund der Coronavirus-Krise weiter unter Druck. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute von der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) veröffentlichte Untersuchung.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit und die vermehrte Übernahme von schlecht entlohnter und unbezahlter Pflegearbeit werde sich negativ insbesondere auf die Altersvorsorge auswirken, schreiben die beiden Autorinnen Christine Mayrhuber (WIFO) und Ingrid Mairhuber (FORBA).

Österreich hat derzeit bereits mit 38,7 Prozent den vierthöchsten Geschlechterunterschied bei den Pensionen innerhalb der EU. Schon jetzt haben Frauen in der EU im Durchschnitt laut der Untersuchung um 30 Prozent niedrigere Pensionen als Männer. Die Länderunterschiede reichen von 43,1 Prozent in Luxemburg bis 1,1 Prozent in Estland.

Geringere Gehälter für Frauen erklären nach Angaben der Autorinnen 55 Prozent der Pensionskluft. 41 Prozent seien auf die geringere Lebensarbeitszeit zurückzuführen, vier Prozent auf die unterschiedlichen Versicherungszeiten durch Arbeitslosigkeit und Kinderbetreuung.

18,4 Prozent der Österreicherinnen über 65 ohne Pensionsanspruch

In der EU haben 6,2 Prozent der Frauen zwischen 65 und 74 überhaupt keine Pensionsansprüche, heißt es in der Untersuchung weiter. In Österreich ist dieser Anteil deutlich höher: 18,4 Prozent der Frauen über 65 Jahre haben laut der Untersuchung keine Pensionsansprüche.

Nach Abzug von Hinterbliebenenrenten betrage dieser Anteil noch immer 11,4 Prozent, bei Männern nur 0,6 Prozent. Auch in Malta (34 Prozent), Spanien (27 Prozent), Belgien (17 Prozent), Irland (16 Prozent) und Griechenland (13 Prozent) haben große Anteile der weiblichen Bevölkerung keine Pensionsansprüche.

OECD: Frauen bekommen um 42 Prozent weniger als Männer

In Österreich komme aber noch die unterschiedliche Höhe der Pensionen erschwerend für Frauen hinzu, schreiben die Autorinnen. Nach OECD-Daten haben Frauen eine um 42 Prozent geringere Pension als Männer, laut Eurostat beträgt die Kluft bei den über 65-Jährigen 38,7 Prozent.

Die Autorinnen formulieren Handlungsempfehlungen an die Politik. Ohne deutlich höhere Einkommen für Frauen würden Arbeitslosigkeit und Einkommensunterschiede zu weiteren Pensionsunterschieden in der Zukunft führen, schreiben sie. Die Pensionspolitik und Maßnahmen zur Geschlechtergleichheit müssten langfristig und jenseits von Wahlperioden angelegt sein.

Kurzfristige und Ad-hoc-Reformen würden nur das Vertrauen in das Pensionssystem reduzieren und dieses intransparenter und unzuverlässiger machen. Mit dem Anstieg untypischer Beschäftigungsverhältnisse sollten neue Elemente ins Pensionssystem eingeführt werden, so auch ein Gender-Gap-Faktor und die Anerkennung von Pflege bei der Pension.