Bilanzskandal erschüttert Wirecard

Aus den Manipulationsvorwürfen gegen den deutschen Konzern Wirecard ist ein handfester Bilanzskandal mit Verdacht auf „gigantischen Betrug“ geworden. Der DAX-Konzern verschob gestern ein weiteres Mal die Vorlage seiner Jahresbilanz für 2019.

Bei Buchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Asien ist wegen Täuschungsverdachts unklar, ob die Gelder existieren. Laut Wirecard geht es um etwa ein Viertel der Bilanzsumme. Sowohl die deutsche Finanzaufsicht BaFin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft kündigten an, den Fall prüfen zu wollen.

Wirecard gerät nun auch finanziell unter Druck. Sollte der Konzern einen testierten Abschluss bis heute nicht vorlegen, könnten Banken ihm bestehende Kredite in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro kündigen, warnte das Unternehmen. Auch für die Chefetage hat das Desaster Konsequenzen: Vorstand Jan Marsalek sei mit sofortiger Wirkung freigestellt, hieß es.

Erdbeben an Frankfurter Börse

Die Nachrichten schockten die Frankfurter Börse: In der Spitze hatten die Wirecard-Papiere mehr als 71 Prozent ihres Börsenwerts verloren. Aus dem Handel gingen die Aktien dann noch mit einem Minus von 61,82 Prozent auf 39,90 Euro – ein rechnerischer Verlust von etwa acht Milliarden Euro. Damit verbuchten Wirecard-Aktien einen der größten prozentualen Tagesverluste, den je ein DAX-Unternehmen auf Schlusskursbasis erlitten hat.