Staatsagentur: Nordkorea plant Aktion mit Flugblättern

Inmitten der erhöhten Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hat Nordkorea eine großangelegte Propagandaaktion angekündigt, bei der Flugblätter mit seoulkritischen Botschaften über die Grenze zu Südkorea gebracht werden sollen.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA nun meldete, handelt es sich bei der Maßnahme um eine Reaktion „erzürnter“ Nordkoreaner auf eine ähnliche Flugblattaktion von Aktivisten aus Südkorea. Pjöngjang hatte in der Folge alle Verbindungen zu Seoul gekappt und ein Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong demonstrativ gesprengt.

„Jede Aktion sollte mit einer angemessenen Reaktion beantwortet werden“, schrieb KCNA. Nur wer eine solche Flugblattaktion selbst erlebt habe, könne nachvollziehen, „wie beleidigend das ist“. Die staatliche Zeitung „Rodong Sinmun“ veröffentlichte Fotos der nordkoreanischen Flugblätter. Abgebildet ist darauf unter anderem der südkoreanische Präsident Moon Jae In, der aus einer Tasse trinkt. Darüber steht: „Er hat alles vertilgt, einschließlich des nord-südkoreanischen Abkommens.“

Südkorea fordert Absage der Aktion

Das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium forderte Pjöngjang dazu auf, die Flugblattaktion „sofort“ abzusagen. Ein solcher Schritt sei „höchst bedauerlich“. Moon, der seit seinem Amtsantritt eine Politik der Annäherung an Pjöngjang verfolgt, steht derzeit im Fokus der nordkoreanischen Propaganda. Die einflussreiche Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un, Kim Yo Jong, bezeichnete den südkoreanischen Präsidenten vor wenigen Tagen in einer Schmährede unter anderem als „widerlich“ und „dumm“.

Flugblattkampagnen von Nordkorea-Flüchtlingen, die in Südkorea leben, und südkoreanischen Aktivistinnen und Aktivisten lösen immer wieder erhebliche Spannungen zwischen Pjöngjang und Seoul aus. In der vergangenen Woche reichte Seoul Klage gegen zwei Flüchtlingsorganisationen ein, die hinter der jüngsten Aktion stecken sollen, und drohte mit einer „radikalen Bekämpfung“ von Flugblattkampagnen, die gegen Nordkorea gerichtet sind.

Dennoch verschärfte Nordkorea den Tonfall gegen Südkorea weiter. Experten sehen darin den Versuch Pjöngjangs, eine Krise zu fabrizieren, um Seoul im jahrzehntelangen Korea-Konflikt Zugeständnisse abzupressen und den Druck auch auf die mit Südkorea verbündeten USA zu erhöhen. Die Spannungen zwischen den beiden koreanischen Staaten haben sich nach dem Scheitern eines Gipfeltreffens zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump im Februar vergangenen Jahres deutlich verschärft.