Apple MacBook Sujet
APA/dpa/Michael Kappeler
Eigene Chips

Apples Masterplan für Mac und iPhone

Apples Gerätewelt wird weiter verschränkt – in Zukunft verbaut der Hersteller Prozessoren aus eigener Entwicklung, wie sie in iPhone und iPads schon zum Einsatz kommen, in seine Mac-Rechner. Apple verspricht unter anderem bessere Leistung und die Möglichkeit, iPhone- und iPad-Apps auch auf Macs laufen zu lassen. Der Schritt könnte einen Umbruch in der IT-Welt bedeuten – zuletzt ähnelten sich die Innenleben der meisten Computer.

Schon länger war darüber spekuliert worden, anlässlich des Start des Entwicklerkonferenz WWDC kündigte Apple am Montag den Umstieg an. Ende des Jahres, so Apple-Chef Tim Cook, sollen die ersten Mac-Rechner mit der hauseigenen Chiparchitektur auf den Markt kommen. Die neuen Prozessoren sollen bessere Leistung bei gleichzeitig geringerem Stromverbrauch liefern, hieß es bei der Vorstellung.

In Apples Notebooks und Desktop-Rechnern kamen in den letzten 15 Jahren Chips von Intel mit der x86er-Architektur zum Einsatz, wie sie auch in Rechnern für Windows verbaut werden. Apple rechnet laut Cook damit, dass der Übergang zwei Jahre dauern werde. Zugleich sollen Macs mit Intel-Chips weiterhin unterstützt werden – und es seien auch neue Geräte mit Intel-Prozessoren geplant, so Cook.

Apple CEO Tim Cook bei der Apple Worldwide Developers Conference am 22.06.2020.
AP/Apple Inc./Brooks Kraft
Apple-Chef Cook zeigte sich über die Umstellung naturgemäß begeistert

Schon mehrfach komplette Kehrtwenden

Es ist nicht das erste Mal, dass Apple bei Prozessoren eine komplette Kehrtwende vollzieht. 2006 wechselte der US-Hersteller von PowerPC-Prozessoren zu Intels x86-Prozessoren. Nun geht Apple den Schritt zurück, was vor allem den weltgrößten Chiphersteller Intel trifft – aber auch Apple und die Entwickler vor neue Probleme stellt. Denn der Wechsel zur von Apple eingesetzten ARM-Architektur bedeutet einmal mehr, dass auch Software für Apple-Rechner entsprechend angepasst werden muss, damit sie mit den neuen Prozessoren läuft.

Apple verspricht einen einfachen Umstieg bei dem „historischen Wechsel“, so soll Software etwa bei der Installation direkt umgewandelt werden. Große Softwareentwickler, darüber Microsoft und Adobe, würden ihre Software aber auch schon nativ umstellen. Linux, gerade für Entwickler, soll auf den neuen Rechnern ebenfalls laufen. Ob wie auf der x86er-Architektur Windows einfach installiert und genutzt werden kann, wird sich weisen.

X86 und ARM

X86 (benannt nach Intels „8086“-Chip) und ARM (ursprünglich vom britischen Unternehmen Acorn entwickelt) sind Prozessorarchitekturen. Diese beschreiben den Aufbau eines Chips – und geben auch vor, welche Befehle ein Prozessor versteht. Da sich x86 und ARM stark voneinander unterscheiden, ist auch Software zwischen den beiden Architekturen normalerweise nicht kompatibel.

Vereinheitlichung von Apples App-Welt

Eine einheitliche Architektur bedeutet auch, dass Apple sein App-Ökosystem über seine Geräteklassen hinweg vereinheitlichen kann – das ermöglicht mehr Einnahmen für Entwickler, aber auch für Apple selbst. Bei der Präsentation wurde gezeigt, dass Apps für iPhone und iPad direkt auf einem Mac mit einem der neuen Chips und der nächsten MacOS-Version Big Sur laufen.

Zudem hat Apple nun einen weiteren Schritt im Fertigungsprozess seiner Rechner in der Hand, nämlich die Chips. Seit Jahren nutzt Apple in seinen iPhones und iPads bereits eigene Prozessoren (A-Serie). Die kommende Version A14 soll nicht nur im nächsten iPhone seinen Einsatz finden, sondern auch die Basis für die neuen Chips sein, die laut Bloomberg bereits seit einigen Jahren unter dem Namen Kalamata entwickelt werden.

Apple könnte laut Bloomberg mit den eigenen Chips seine Rechner auch öfter updaten, was zuletzt verstärkt von Kunden und Kundinnen gefordert wurde. Intel habe sich in den letzten Jahren als Hersteller unzuverlässig gezeigt, heißt es, einerseits was die konstante Steigerung der Performance seiner Chips betrifft, andererseits auch in Sachen Verfügbarkeit. Zwar haben Macs gerade einmal einen Anteil von zehn Prozent auf dem PC-Markt, der finanzielle Verlust ist für Intel also vermutlich verschmerzbar. Dem Prestige hilft der Wechsel aber nicht gerade.

Schrifterkennung für iPad, iPhone als Autoschlüssel

Zuvor gab es eine Reihe weiterer Ankündigungen im Softwarebereich. Mit iOS14 bekommen Nutzer und Nutzerinnen die Möglichkeit, den Start-Bildschirm mit Widgets mit Informationen aus einigen Anwendungen wie News, Wetter oder Navigation umzugestalten, wie es sie auf Googles Android etwa schon gibt. Zudem ist das iPhone künftig als Autoschlüssel nutzbar, via NFC-Funkchip.

Ein Update erhält auch die Sprachassistenzfunktion Siri, auch eine Übersetzungs-App kommt. Apples Karten-App erhält Navigationsanweisungen für Radfahrer, vorerst in ausgesuchten Städten. Außerdem können Routen für Elektrofahrzeuge angepasst werden. Apple wird künftigt im App-Store auch anzeigen, welche App welche Daten sammelt und mit wem sie geteilt werden. Für das iPad kündigte Apple eine Handschrifterkennung namens Scribble an.

Apple Watch hilft beim Händewaschen

Die Apple Watch erhält mehr Möglichkeiten zu Individualisierung der Zifferblätter und „Komplikationen“ mit einzelnen App-Funktionen. Sie wird schließlich auch die Schlafqualität messen können. Passend zur Coronavirus-Krise wird die Uhr automatisch erkennen, dass jemand sich gerade die Hände wäscht und einen Countdown anzeigen, damit der Nutzer nicht zu früh aufhört.

Airpods-Ohrhörer werden künftig automatisch zwischen den Apple-Geräten eines Nutzers wechseln können. Die teureren AirPods Pro bekommen zusätzlich räumlichen Sound, den man üblicherweise von Surround-Anlagen etwa im Kino kennt. Im vernetzten Zuhause bekommen Sicherheitskameras und Kamera-Türklingeln, die mit Apples Homekit-Plattform kompatibel sind, eine Gesichtserkennungsfunktion. Sie kann bekannte Gesichter aus Apples Foto-App abrufen. Wenn ein Nutzer einen Film auf einer Apple-TV-Box schaut, wird die Klingel ihr Bild in einer Ecke des Fernsehers anzeigen.