Der salzburger Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer
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Cluster in Salzburg

Situation für Haslauer „gut im Griff“

Das Auftreten eines neuen Coronavirus-Clusters nach einem Rotary-Treffen in der Stadt Salzburg vergangene Woche schlägt weiter Wellen. Auch alle sieben Mitglieder der Landesregierung wurden zuletzt getestet – sie waren negativ. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sagte im ZIB2-Interview, man habe die Situation inzwischen „gut im Griff“. Den Einsatzstab des Landes wieder hochzufahren ist ihm zufolge nicht notwendig.

Dass Salzburg den rund 80 Mitarbeiter zählenden Einsatzstab vor zehn Tagen als erstes und bisher einziges Bundesland aufgelöst hat, war laut Haslauer nicht voreilig. Eine Nachfolgeorganisation wurde ihm zufolge aufgestellt. Die Ansteckungen bei dem Rotarier-Treffen in einem Salzburger Lokal erachtet der Landeshauptmann als „Schuss vor den Bug“. Man sehe, dass „die Gefahr noch nicht gebannt ist“. Aber es sei gelungen, die Infektionskette effizient zu unterbrechen. Die Coronavirus-Maßnahmen seien auch nicht zu früh gelockert worden, so Haslauer.

Bis Montagabend wurden 15 CoV-Fälle im Zusammenhang mit dem Treffen vergangene Woche festgestellt, darunter Spitzenbeamte sowie führende Mediziner aus ganz Salzburg. Der Indexfall – also jener Teilnehmer des Treffens, der alle anderen angesteckt haben dürfte – konnte inzwischen identifiziert werden. Das bestätigte Haslauer gegenüber der ZIB2. Kontaktpersonen werden nach wie vor ausgeforscht – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Außenansicht des Lokals in dem sich die Covid-19 Infektionen zugetragen haben.
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15 Personen haben sich bei einem Rotary-Treffen in der Stadt Salzburg mit dem Coronavirus infiziert

„Haben Situation unter Kontrolle“

Die Leiterin der Landessanitätsdirektion, Petra Juhasz, rechnete zuvor zwar mit weiteren Infektionen, zeigte sich aber in einem Videopressegespräch optimistisch, den neuen Cluster einfangen zu können. „Wir haben die Situation gut unter Kontrolle, weil alle relevanten Kontaktpersonen mittlerweile isoliert worden sind.“ Alle der neuen Fälle seien bisher auf den Index-Fall zurückzuführen.

Landeshauptmann Haslauer: „Müssen zurück zur Normalität“

Wegen des Vorfalls rund um die Veranstaltung des Rotary-Clubs im Salzburger Peterskeller mit bisher 15 Infizierten erkennt Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) keine Notwendigkeit, Lockerungen wieder zurückzunehmen. Vielmehr müsse man einen Weg zurück in die Normalität finden.

Bei dieser Person – einem Mann – dürfte es sich um einen Superspreader handeln, das sind Menschen, die mit hoher Geschwindigkeit eine große Zahl an anderen Personen anstecken. Für einen hochinfektiösen Virusstamm spricht zudem, dass auch Personen der Kontaktkategorie 2 („mittelbar gefährdet“) erkrankt sind – also jene, die keinen längeren direkten Kontakt mit Erkrankten hatten, sich aber etwa im gleichen Raum aufhielten.

Suche nach Quelle läuft

Wo sich der Indexfall selbst angesteckt hat, war am Montag noch nicht bekannt. „Wir haben in einem ersten Schritt versucht, die Infektionskette zu unterbinden. Nun sind wir auf der Suche nach der Quelle. Dazu müssen wir aber 14 Tage zurückgehen.“ Weil die Inkubationszeit beim Coronavirus mindestens 48 Stunden beträgt, gilt es als gesichert, dass der Mann sich selbst nicht bei der Veranstaltung, sondern woanders angesteckt hat. „Er fühlte sich am Montagabend noch völlig gesund, zeigte am Dienstag aber erste Symptome“, berichtete Juhasz.

Weil 16 der offenbar 26 Teilnehmer des Vortrags nach Ende der Veranstaltung noch in ein anderes Altstadtlokal gewechselt sind, wurden auch dort alle möglichen Kontaktpersonen auf Infektionen geprüft. Als Folge befinden sich derzeit mehrere Dutzend Personen in Absonderung. Zuletzt hatten die Behörden ihre Testkapazitäten stark erhöht und rund 200 Tests täglich durchgeführt. „Das betrifft aber auch Verdachtsfälle außerhalb des Clusters.“

Fälle in mehreren Orten

Die bisherigen Erkrankungsfälle des Covid-19-Clusters „A“ verteilen sich aufgrund der Wohnsitze der Betroffenen auf die Stadt Salzburg (sieben Fälle), den Flachgau (drei Fälle), den Tennengau (vier Fälle) und den Pongau (einen Fall). Die Gesamtzahl der aktiv infizierten Personen liegt in Salzburg derzeit bei 20.

„Ein Cluster wie jetzt ist aber kein Grund, den Stab zu reaktivieren. Alles ist gut nachvollziehbar – auch wenn es für die Gesundheitsbehörden eine extrem fordernde Arbeit ist“, sagte Juhasz.

Auch Haslauer und Raab getestet

Weil auch ein Spitzenbeamter des Landes und ein Mitarbeiter aus dem Büro der Bildungslandesrätin Maria Hutter erkrankt sind, wurden bereits am Wochenende Landeshauptmann Haslauer, sein Stellvertreter Christian Stöckl und die Landesrätin selbst (alle ÖVP) getestet. Auch Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP), die zuletzt bei Haslauer zu Besuch war, wurde getestet. Das Ergebnis: negativ. Neben den sieben Mitgliedern der Landesregierung wurden zudem mehr als 80 Mitarbeiter in den Regierungsbüros und in der Landesamtsdirektion negativ getestet, teilte das Land am Montag in einer Aussendung mit.

Montagvormittag nahmen Teams des Roten Kreuzes dann bei den weiteren vier Regierungsmitgliedern und ihren Büromitarbeitern Abstriche vor: Das Ergebnis lag am späten Nachmittag zwar noch nicht vor, ein positiver Test gilt aber als wenig wahrscheinlich, weil das betroffene Politquartett nicht zu den Kontakten zählt. Als Konsequenz der neuen Erkrankungswelle trifft sich der Landtag am kommenden Mittwoch allerdings in verkleinerter Besetzung. Außerdem befinden sich von den Mitarbeitern des Landes derzeit 19 in Quarantäne, darunter auch drei Abteilungsleiter.

Kritik kam am Montag von den roten Personalvertretern der Landesbediensteten. Obwohl seit Mittwoch Infektionen mit SARS-CoV-2 in Amtsgebäuden bekannt waren, seien weder die Bediensteten der Landesverwaltung noch deren Personalvertretung informiert wurden. Von den aktuellen Fällen habe man erst am Freitag aus den Medien erfahren, sagte FSG-Vorsitzender Franz Kreuzer. Die Mitarbeiter seien durch „die Informationszurückhaltung einem erhöhten Risiko ausgesetzt“ gewesen. Ein Sprecher des Landes wies den Vorwurf zurück. Am Donnerstagabend sei erst ein einzelner von 2.700 Landesmitarbeitern positiv getestet gewesen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.