Lufthanse-Flugzeuge in Frankfurt
APA/AFP/Daniel Roland
Notpaket

Lufthansa-Deal durch – auch AUA gerettet

Nach einer wochenlangen Zitterpartie ist die staatliche Rettung der deutschen Lufthansa vor einer durch die Coronavirus-Krise verursachten Pleite beschlossene Sache. Nachdem im Vorfeld der Deal wackelte, gaben die Aktionäre am Donnerstag sehr deutlich grünes Licht. Damit kann auch das staatliche Hilfspaket der ÖVP-Grünen-Koalition für die AUA umgesetzt werden, dessen Umsetzung an die Rettung der Muttergesellschaft gebunden war.

Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten die Lufthansa-Aktionäre mit einer Mehrheit von 98,04 Prozent für das bis zu neun Milliarden Euro schwere Finanzpaket der deutschen Regierung. Mit dieser Zahlung steigt Berlin mit 20 Prozent bei der Fluggesellschaft ein, wie Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley sagte. Bereits am Vormittag hatten die Wettbewerbshüter der Europäischen Union den deutschen Rettungsmaßnahmen final zugestimmt.

Im Ringen um das staatliche Rettungspaket hatte die Lufthansa-Spitze den Druck auf die Aktionäre noch einmal erhöht. „Wir haben kein Geld mehr“, sagte Aufsichtsratschef Kley bei der außerordentlichen Hauptversammlung des Konzerns. Ohne das Unterstützungspaket von neun Milliarden Euro hätte die Airline Kley zufolge „in den nächsten Tagen“ die Insolvenz anmelden müssen. Nach der Annahme des Rettungsplans sagte Kley: „Wir schaffen das!“

Großaktionär macht Drohung nicht wahr

Bei der ausschließlich im Internet übertragenen außerordentlichen Hauptversammlung verzichtete Großaktionär Heinz Hermann Thiele darauf, das Rettungspaket zu blockieren. Wegen der schwachen Beteiligung der übrigen Stimmrechtsinhaber mit einer Präsenz von 39,3 Prozent hätte er mit seinem Aktienanteil von mindestens 15,5 Prozent Gelegenheit zu einer Blockade gehabt. Im Vorfeld hatte sich der Selfmademilliardär sehr kritisch über den seiner Meinung nach zu starken Staatseinfluss geäußert.

Der Lufthansa-Vorstand verteidigte vor der Abstimmung das mit Berlin verhandelte Paket aus Beteiligung, stillen Einlagen und Kredit als alternativlos. Mehr sei nicht durchsetzbar gewesen. Das Konzept bedeute für Lufthansa in den kommenden Jahren erhebliche finanzielle und strukturelle Belastungen, sagte Aufsichtsratschef Kley. „Für den Staat ist es ein durchaus lukratives Geschäft.“

Dennoch gebe die Vereinbarung dem Unternehmen Raum und Zeit, um die Krise zu überwinden. Davon profitierten letztlich auch die Aktionäre. Lufthansa-Chef Carsten Spohr zeigte sich zuversichtlich, die Einlagen und Kredite fristgerecht bedienen zu können. Man sei auch nicht verpflichtet, Kredit und Einlagen in voller Höhe abzurufen.

Alternative war Schutzschirmverfahren

Lufthansa hatte für den Fall eines Scheiterns angekündigt, schnell ein Schutzschirmverfahren zu beantragen. Diese mildeste Form einer Insolvenz nach deutschem Recht wird bereits bei der Ferienfluglinie Condor angewendet und gibt dem Management weitgehend freie Hand, bestehende Verträge auch mit dem eigenen Personal zu kündigen. Das ist nun nicht mehr nötig. Den rechnerischen Überhang in der Coronavirus-Krise hatte der Konzern mit weltweit 138.000 Beschäftigten auf 22.000 Vollzeitstellen beziffert, davon die Hälfte in Deutschland.

Regierung erleichtert

Die deutsche Bundesregierung zeigte sich erleichtert über die Entscheidung. Nun habe der Konzern eine Perspektive, „die gegenwärtig schwerste Herausforderung ihrer Geschichte zu bestehen zu und zu überstehen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Donnerstag in Berlin. Die Lufthansa habe eine Chance, daraus gestärkt hervorzugehen. Die Beteiligung werde „keinen Tag länger“ bestehen als notwendig. Der Bund mische sich nicht ins operative Geschäft ein.

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte, das sei eine gute Nachricht für das Unternehmen selbst, die Beschäftigten und den Wirtschaftsstandort Deutschland. „Mit den Finanzhilfen stabilisiert die Bundesregierung ein großes deutsches Unternehmen, das kerngesund war und durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in schwere Turbulenzen geraten ist.“

AUA kann aufatmen

Erleichterung herrscht nun jedenfalls auch bei der AUA. „Bei einer eventuellen Ablehnung des vorliegenden deutschen Deals muss man die Situation in Österreich neu bewerten“, hatte es zu Wochenbeginn aus Regierungskreisen in Wien geheißen. Und weiter: „Der AUA-Deal sieht als Grundvoraussetzung eine Einigung der deutschen Regierung mit der Lufthansa vor.“

Die AUA bekommt im Zuge des heimischen Rettungspakets 150 Millionen Euro Zuschuss aus Steuergeld sowie 300 Millionen Euro als Kredit, der zu 90 Prozent von der Republik Österreich besichert ist. Die AUA-Mutter Lufthansa investiert ihrerseits weitere 150 Millionen Euro. Sollte die AUA den Kredit nicht zurückzahlen können, gehen die – dann zahlungsunfähige – AUA und deren nicht geleaste Flugzeuge in das Eigentum des Staates über.

300 Mio. Euro Verlust mit Laudamotion

Die irische Billigfluglinie Ryanair hat unterdessen mit ihrer österreichischen Tochter Laudamotion bis März 2020 rund 300 Mio. Euro an Verlusten angehäuft. Wie viel seither in der Coronavirus-Krise noch dazugekommen ist, könne er noch nicht beziffern, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary am Donnerstag zur APA. Durch die Einstellung des Flugbetriebs seien die Verluste insgesamt aber verringert worden – trotz Wegfalls des gesamten Umsatzes, so O’Leary.

Kündigungen „dieser Tage“

Ryanair lässt künftig die Marke Laudamotion in den Hintergrund treten und bewirbt und verkauft die Flugtickets ab Wien nun unter eigenem Namen. Laudamotion brauche deshalb auch kein kaufmännisches Personal mehr, so O’Leary. „Dieser Tage“ erfolgen die Kündigungen für die Büromitarbeiter sowie -mitarbeiterinnen und für rund 100 Piloten und Pilotinnen sowie Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen. Beim angekündigten Jobabbau gibt es offenbar kein Pardon – auch Frauen in Mutterschutz sollen betroffen sein – mehr dazu in wien.ORF.at.