Frau mit Schutzmaske auf einem Strand
Reuters/Jennifer Lorenzini
Reisebeschränkungen

Die Hürden auf dem Weg zum Meer

Der Sommerurlaub wird für viele anders ablaufen als geplant, ebenso die Anreise. Ins Flugzeug wollen heuer nur gut zehn Prozent der Österreicherinnen und Österreicher steigen, Verkehrsmittel der Wahl ist der private Pkw, Urlaubsdestinationen liegen verstärkt im Inland. Wen es dennoch ans Meer zieht, dem stehen die Wege mittlerweile wieder offen – im Vorfeld aber gilt es einiges zu beachten. Auch, dass sich die Lage schnell ändern kann.

Kroatien, das heuer am stärksten nachgefragte Auslandsziel bei Österreichs Urlaubern, öffnete als eines der ersten Länder in Europa wieder seine Grenzen: Seit 9. Mai dürfen Ausländer und Ausländerinnen, die eine Unterkunftsbuchung vorweisen können, ohne Coronavirus-Test und ohne Quarantäneauflagen einreisen – vorausgesetzt, die Grenzübertritte erfolgen nicht vom Kosovo, von Serbien oder Nordmazedonien aus. Dann ist eine zweiwöchige häusliche Selbstisolation Pflicht.

Von allen Ankommenden werden bei der Einreise Kontaktdaten für die Dauer des Aufenthalts angefordert. Zur Vermeidung langer Wartezeiten bei einem Grenzübertritt empfiehlt das kroatische Innenministerium, die Kontakt- und Aufenthaltsdaten vorab online zu hinterlegen. „Das Registrierungsformular muss nach der elektronischen Registrierung ausgedruckt und an der Windschutzscheibe des PKW befestigt werden“, heißt es auf der Website des Außenministeriums in Wien. „Reisende sind verpflichtet, den Anweisungen der lokalen Sicherheitsbehörden Folge zu leisten und die hygienischen Vorsichtsmaßnahmen sowie die Abstandsregeln strikt einzuhalten.“

Touristen auf der Insel Krk
APA/AFP/Denis Lovrovic
Kroatien hofft, im Juli und August die bisherige Flaute im Tourismus etwas gutmachen zu können

Reisewarnungen der Stufe 4 bis 6

Für Bangen in Kroatien sorgte zuletzt Slowenien: Weil die Infektionszahlen im Nachbarland kurzfristig wieder merklich gestiegen waren, erwog Ljubljana erneute Einschränkungen der Reisefreiheit. Das hätte auch durchreisende Österreicherinnen und Österreicher getroffen. Am Dienstag gab es aber Entwarnung: Slowenien streicht Kroatien vorerst nicht von der Liste der epidemiologisch sicheren Ländern. „Kroatien arbeitet daran, mit Maßnahmen den zunehmenden Trend aufzuhalten. Wir sind ständig im Kontakt und sie unternehmen alles, um die Situation zu beruhigen“, sagte Nuska Caks Jager vom slowenischen Institut für öffentliche Gesundheit (NIJZ).

Verunsicherung könnte auch ein Hinweis des Außenministeriums in Wien zu Kroatien hervorrufen: „Hohes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 4) im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus (COVID-19). … Von nicht unbedingt notwendigen Reisen wird daher abgeraten.“

Gar eine Reisewarnung (Sicherheitsstufe 6) verhängte das Außenministerium am Mittwoch für die Westbalkanländer Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien, Albanien und den Kosovo. Österreichern und Österreicherinnen wird „dringend“ angeraten, diese Länder zu verlassen beziehungsweise nicht hinzufahren. In Österreich leben 530.000 Menschen mit familiären Wurzeln in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens – besonders sie sollen durch die Maßnahme davon abgebracht werden, ihren Sommerurlaub dort zu verbringen. Auch für die gesamte Türkei gilt anhaltend eine Reisewarnung.

Registrierung in vier italienischen Regionen nötig

Freie Fahrt gibt es seit 3. Juni nach und in Italien, wo innerhalb der EU am meisten Covid-19-Todesfälle verzeichnet wurden. An den Grenzen gibt es aktuell keine Kontrollen oder Fiebermessungen, wie die Italienische Zentrale für Tourismus (ENIT) gegenüber ORF.at bestätigte. Wie bei Kroatien ruft das österreichische Außenministerium aber auch hier ein „hohes Sicherheitsrisiko“ aus, für die gesamte Region Lombardei besteht eine partielle Reisewarnung.

Strand in Porto Cesareo in Italien
APA/AFP/Bacino Grande/Fabrizio Marzan
In Italien gibt es derzeit nur wenige Auflagen für Touristen und Touristinnen

Vier italienische Regionen verlangen eine Registrierung bei der Einreise, vorausplanen heißt es vor allem bei einem Urlaub in Sardinien. Das Außenministerium hält dazu fest: „Alle Personen, die beabsichtigen, an Bord einer Flug- oder Schiffslinie nach Sardinien zu fahren, müssen sich unabhängig von ihrem Herkunftsort vor dem Einsteigen mit einem Formular anmelden, das ausschließlich auf elektronischem Wege auszufüllen und zu senden ist. Jeder Passagier muss eine Kopie des Registrierungsbelegs zusammen mit der Bordkarte und einem Ausweis vorlegen.“ Die ENIT weist darauf hin, dass die Übermittlung des Formulars 48 Stunden vor Anreise durchzuführen ist. Eine Registrierung wird auch in Kalabrien, Sizilien und Apulien verlangt.

Wenn alle Insassen in einem einreisenden Pkw aus einem Haushalt kommen, gibt es in anderen Teilen Italiens nichts zu beachten. Für Personen aus verschiedenen Haushalten, die in einem Auto fahren, gilt: Außer dem Fahrer darf niemand vorne sitzen, der Beifahrersitz muss frei bleiben; auf den hinteren Sitzen dürfen je Reihe maximal zwei Mitfahrer Platz nehmen, der Mittelsitz muss frei bleiben; der Fahrer und die Mitfahrer müssen während ihres Aufenthalts im Auto eine Maske tragen.

Zehn Quadratmeter pro Sonnenschirm

Einmal am Strand angekommen, muss jeder Sonnenschirm einen Platz von zehn Quadratmetern für sich haben, die Sonnenliegen müssen 1,5 Meter voneinander entfernt stehen. Einheimische und Urlauber sind dazu angehalten, vorab einen Liegeplatz zu reservieren, um langes Warten zu vermeiden. Beim Eintritt in die Strandbäder kann die Körpertemperatur gemessen werden, ebenso bei Betreten der Unterkunft. Eine Mundschutzmaske muss in geschlossenen Gemeinschaftsbereichen aufgesetzt werden, im Freien ist sie nicht notwendig.

Stau auf der Brennerautobahn
APA/ZEITUNGSFOTO.AT
Der Reiseverkehr innerhalb Österreichs dürfte heuer eine größere Rolle spielen als sonst

Deutlich weniger Verkehr Richtung Adria

Die ungewöhnlichen Bedingungen in diesem Jahr werden sich auch auf den Straßen widerspiegeln: „Der Sommerreiseverkehr läuft heuer anders ab als sonst“, heißt es vom Ö3-Verkehrsservice vor dem Ferienbeginn dieses Wochenende in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. „Ob Fernpassstrecke, Tauern-, Inntal- oder Brennerautobahn – alle klassischen Urlauberstrecken von Norden nach Süden werden wegen der Coronavirus-Krise heuer aus heutiger Sicht deutlich schwächer frequentiert sein als in anderen Jahren.“

Ausnahmen aber gibt es, allen voran der Karawankentunnel in Kärnten auf der A11, warnt das Ö3-Verkehrsservice. „Hier kommen mehrere Faktoren zusammen: Der Tunnel ist die wichtigste Verbindung von Deutschland kommend durch Kärnten in Richtung Slowenien, er ist nur einröhrig und somit eine Engstelle, und kurz danach kontrollieren die slowenischen Grenzbeamten sehr genau die Reisepapiere.“ Auch auf der Pyhrnautobahn (A9) vor dem Autobahngrenzübergang Spielfeld ist in beiden Richtungen an den Reisetagen mit Wartezeiten zu rechnen.

Kinder auf einem Strand in Italien
Reuters/Remo Casilli
Die Lage in den Urlaubsländern kann sich schnell verändern – darauf wird auch offiziell hingewiesen

Verunsicherung bei Griechenland-Urlaubern

Für jene Urlauber, die einen Flug nicht scheuen und Griechenland besuchen wollen, warten ebenfalls ungewöhnliche Hürden: Alle Touristen müssen 48 Stunden vor ihrer Einreise online ein Anmeldeformular mit einem Fragebogen ausfüllen und erhalten dann einen persönlichen QR-Code, der bei der Ankunft darüber entscheidet, ob sie auf das Coronavirus getestet werden und sich gegebenenfalls an ihrer Urlaubsadresse isolieren müssen, bis das Ergebnis feststeht. Das neue Verfahren der Zivilschutzbehörde soll dafür sorgen, dass „die Mehrheit der importierten Coronavirus-Fälle entdeckt“ werde, sagte der Regierungsberater Dimitrios Paraskevis.

Dass die neuen Regeln erst vergangenes Wochenende bekanntgegeben wurden und bereits seit Mittwoch, als Griechenland alle seine Flughäfen auf den Inseln und in den Ferienregionen des Festlandes für Auslandsflüge geöffnet hat, gelten, sorgte bei Reiseveranstaltern und Airlines für Unmut, schrieb das deutsche „Handelsblatt“ und stellte eine entscheidende Frage: Was passiert mit Besuchern, die von der Anmeldepflicht nichts wussten und ohne Barcode in Griechenland ankommen?

Lage ändert sich laufend

Tatsächlich herrschte laut „Handelsblatt“ am Mittwoch ein derartiges Chaos bei Flügen nach Griechenland, dass Athen die Bestimmungen wieder lockert – zumindest vorübergehend. Die 48-Stunden-Anmeldefrist wird ausgesetzt, damit Reisende das Formular auch kurzfristig im Flugzeug oder auf dem Flughafen ausfüllen können. Auch die Quarantänepflicht für getestete Reisende wird aufgehoben. Wer positiv getestet wird, soll allerdings lokalisiert werden und muss für mindestens 14 Tage in Isolation.

Auf einer neuen Website der EU-Kommission können Touristen und Touristinnen ihr Zielland eingeben und herausfinden, welche Bestimmungen dort zu beachten sind. Laufende Änderungen erschweren allerdings den Durchblick. Die Ungewissheit, die das Jahr bisher prägte, bleibt also auch im Sommer bestehen.