Grafik zum Anstieg der CoV-Infektionen in Österreich
ORF.at; Quelle: Gesundheitsministerium/EMS
Coronavirus

Über 100 neue Fälle innerhalb eines Tages

Die Zahl der bestätigten Fälle steigt derzeit deutlich: Laut aktuellen Zahlen des Gesundheitsministeriums (Stand: Mittwoch, 11.00 Uhr) wurden binnen eines Tages 114 neue Coronavirus-Fälle gemeldet. Vor allem ein Cluster um eine Freikirche in Oberösterreich dürfte die Kurve nach oben drücken. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bezeichnete die Lage auf Bundesebene unterdessen als „stabil“.

Bei einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag sagte Anschober, dass es derzeit keine Hinweise gebe, dass die Öffnungsschritte in Zusammenhang mit dem Anstieg stünden. Stattdessen verwies er auf regionale Cluster – auf die die Behörden „rasch reagiert“ hätten, so Anschober.

Tatsächlich ist vor allem in Oberösterreich ein Anstieg zu beobachten – allein 60 Fälle wurden dort innerhalb eines Tages bestätigt, das ist ein Anstieg von 2,4 Prozent. Bundesweit stiegen die Zahlen im Vergleich zum Vortag nach den Zahlen des Ministeriums um 0,6 Prozent.

Aufgrund der stark gestiegenen Zahl wird das Land Oberösterreich ab Freitag lokale Schulschließungen in fünf Bezirken anordnen. Das gaben Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (beide ÖVP) am Mittwoch bekannt – mehr dazu in ooe.ORF.at.

So viele Fälle an einem Tag wie zuletzt Mitte April

Der nächste Öffnungsschritt, der am Mittwoch Lockerungen für Gastronomie, Sport und Veranstaltungen brachte, wird jedenfalls von Zahlen begleitet, die es so schon länger nicht mehr gab. Obwohl die Werte immer nur eine Momentaufnahme sind, lässt sich seit dem letzten Wochenende dennoch ein leichter Trend ablesen.

Ein Blick auf die epidemiologische Kurve, die die Zahl der täglich positiv Getesteten abbildet, zeigt, dass allein zwischen Montag, 23.00 Uhr, und Dienstag, 23.00 Uhr, 92 Fälle gemeldet wurden. Das ist nicht nur mehr als im gesamten Juni – zuletzt wurden derart viele Fälle Mitte April eingemeldet. Und nimmt man den Durchschnitt der vergangenen fünf Tage, gab es über 65 positive Fälle pro Tag – das sind rund doppelt so viele wie in den Wochen davor.

Auch Zahl der Erkrankten gestiegen

Auch die Zahl der aktiv Erkrankten ist nach einem leichten Rückgang am Vortag wieder gestiegen. Laut Ministerium gelten 677 Menschen als erkrankt – fast 100 mehr als am Vortag. Erst am Montag wurde ein Juni-Höchststand mit 600 Erkrankten erreicht, auch dieser wurde damit deutlich übertroffen. Die Zahl der Spitalspatientinnen und -patienten blieb unterdessen relativ stabil: 74 Menschen müssen in Krankenhäusern behandelt werden, neun von ihnen auf der Intensivstation.

Coronavirus-Zahlen steigen

Erstmals seit Mitte April wurden an einem Tag wieder mehr als 100 Neuinfektionen gezählt.

Anschober: Bei Clustern „sehr konsequent“ reagieren

Anschober sagte bei seiner Pressekonferenz, dass die Lage auf Bundesebene nur stabil bleibe, wenn man bei sichtbaren Clusterbildungen „sehr konsequent“ reagiere. Wichtig sei ein schnelles Kontaktpersonenmanagement – „da geht es um jede Stunde“. Es gehe auch um das Risikobewusstsein der Bevölkerung, „manche sind müde geworden“. Die Grundregeln wie Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln müssten eingehalten werden.

Neben dem Cluster in Oberösterreich führte auch das Rotarier-Treffen in Salzburg zu einem Anstieg der Fallzahlen. Ein Cluster könnte nun auch in der Steiermark entstehen: In einer Grazer Baufirma wurden mittlerweile zehn Infektionen bestätigt, weitere Tests müssen nun durchgeführt werden – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Plan für Nachtgastronomie soll vorgestellt werden

Ob es auch bundesweit Maßnahmen geben wird, ist noch nicht bekannt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verwies Mitte Juni im Hinblick auf die damaligen Lockerungen auf eine gute Entwicklung – damals gab es rund 30 bis 40 Neuerkrankungen pro Tag. Sollte man wieder „in den dreistelligen Bereich kommen“, werde die Politik „sehr wachsam“ sein müssen, so Kurz damals.

Noch für diese Woche ist ein Paket für die Nachtgastronomie angekündigt: Laut Gesundheitsminister Anschober soll bis Ende der Woche ein Paket mit Lösungsvorschlägen erarbeitet werden. „Ziel für die Nachtgastronomie ist es, einen pragmatischen Weg zu finden, der in Balance mit dem Gesundheitsschutz steht. Wir stehen in laufendem Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Nachtgastronomie. Dazu werden aktuell auch internationale Modelle geprüft“, sagte der Ressortleiter zuletzt. Öffnungsschritte seien „von der weiteren epidemiologischen Entwicklung abhängig“, hieß es.