Museum oder Moschee: Hagia-Sophia-Entscheidung verschoben

Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei will laut einem Medienbericht erst in spätestens 15 Tagen bekanntgeben, ob die Hagia Sophia ein Museum bleibt oder wieder zur Moschee wird. Die Anhörung zum Status des berühmten Bauwerks sei beendet, berichtete der Staatssender TRT Haber heute. Eine Sprecherin des Obersten Verwaltungsgerichts in Ankara wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Die im sechsten Jahrhundert nach Christus erbaute Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) war fast ein Jahrtausend lang das größte Gotteshaus der Christenheit und Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der die Kaiser gekrönt wurden.

Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen wandelte Sultan Mehmet II. („Der Eroberer“) die Hagia Sophia in eine Moschee um und fügte als äußeres Kennzeichen vier Minarette hinzu. Auf Betreiben des Gründers der säkularen Republik Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung in ein Museum an.

Begründung: Atatürks Unterschrift ungültig

Mit diesem Beschluss des Ministerrats beschäftigte sich nun das Oberste Verwaltungsgericht. Ein Verein hatte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu schon im Jahr 2016 Klage eingereicht und eine Annullierung der damaligen Entscheidung gefordert.

Bei der Verhandlung heute argumentierten Vertreter des Vereins nach TRT-Angaben, dass die Unterschrift Atatürks unter dem damaligen Beschluss fehlerhaft und damit ungültig sei. Die Staatsanwaltschaft dagegen erklärte, dass die damalige Entscheidung des Ministerrats rechtens sei. Sie forderte eine Ablehnung der Klage.

Der Status des Bauwerks ist ein Politikum. Anhänger der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan fordern seit Langem, die Hagia Sophia wieder in eine Moschee umzuwandeln.

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