Athen verlängert Ausgangssperre in Flüchtlingslagern

Die griechischen Behörden haben trotz Kritik die Ausgangssperre in den Flüchtlingslagern im Land erneut verlängert. Die am 21. März erlassenen Einschränkungen gelten vorerst bis zum 19. Juli weiter, wie das Ministerium für Migration in Athen heute mitteilte. Kritiker und Kritikerinnen werfen der Regierung vor, die Coronavirus-Pandemie als Vorwand zu missbrauchen, um die Lager weiter abzuriegeln.

Die untergebrachten Menschen dürfen die Lager nur tagsüber und in Gruppen von weniger als zehn verlassen. Zudem gilt eine Obergrenze von 150 Menschen pro Stunde. Mit Gesundheitsschutz habe dies nichts zu tun, weil es in den Lagern bislang keine Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus gegeben habe, sagte der Koordinator von Ärzte ohne Grenzen im Lager Moria auf der Insel Lesbos, Marco Sandrone.

Furcht vor starker Ausbreitung bei Ausbruch

Griechenland ist mit 192 Todesfällen bisher weniger von der Pandemie betroffen als andere europäische Staaten. Die Unterbringung von 32.000 Asylsuchenden auf den fünf Inseln des Ägäischen Meeres in Lagern mit einer Kapazität von eigentlich nur 5.400 Plätzen hat jedoch zu großen Spannungen mit der Bevölkerung geführt. Auch wirbt das Land derzeit massiv um ausländische Touristen.

In den überfüllten Flüchtlingslagern wurde bisher kein Todesfall durch das neuartige Coronavirus verzeichnet. Helfer befürchten aber eine starke Ausbreitung des Erregers, weil Abstandsregeln kaum eingehalten werden können. Die Regierung verlegte in den vergangenen Wochen Tausende Geflüchtete auf das Festland.