Coronatests in Mexiko
Reuters/Daniel Becerril
Fünfthöchste Todeszahl weltweit

Covid-19 trifft Mexiko schwer

Mexiko hat sich zum Land mit den fünfthöchsten Coronavirus-Opferzahlen weltweit entwickelt. Die Zahl der verstorbenen Infizierten sei auf 30.366 gestiegen, sagte der Leiter der Abteilung für Epidemiologie im mexikanischen Gesundheitsministerium, Jose Luis Alomia, am Samstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz in Mexiko-Stadt.

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus sei binnen 24 Stunden um 6.914 auf 252.165 Fälle gestiegen. Der 127-Millionen-Einwohner-Staat Mexiko überholte damit Frankreich bei der Opferzahl. Nur in den USA, Brasilien, Großbritannien und Italien starben mehr Menschen an oder mit dem neuartigen Coronavirus.

Die Hauptstadt Mexiko-Stadt ist das am stärksten betroffene Gebiet im Land. Dennoch leiteten die örtlichen Behörden dort Anfang des Monats Lockerungen der Coronavirus-Schutzmaßnahmen ein. Lateinamerika hat sich mittlerweile zum neuen Epizentrum der Coronavirus-Pandemie entwickelt. Am Freitag überholte die Region Europa bei der Zahl der Coronavirus-Infektionen.

Einkaufsstraße in Mexiko
Reuters/Henry Romeo
Distanzhalten ist in Mexiko-Stadt vielfach unmöglich

Hohe Dunkelziffer vermutet

Dabei dürfte die tatsächliche Zahl an Toten und Infizierten wegen mangelnder Testungen noch höher sein, vermuten Fachleute. Mexiko ist nach Brasilien jenes lateinamerikanische Land, das am stärksten von der Pandemie betroffen ist.

Der populistische Präsident des Landes, Andreas Manuel Lopez Obrador, will aber die Wirtschaft möglichst rasch wieder hochfahren. Seine Regierung begann bereits im Mai mit ersten Lockerungen. Seit Mitte Juni sind Hunderttausende Fabriksarbeiterinnen und -arbeiter in der Hauptstadt an ihre Arbeitsstätten zurückgekehrt.

Hauptstadt als Zentrum

Mit Anfang Juli wurde dann mehreren nicht essenziellen Branchen in der Hauptstadt erlaubt, ihre Geschäfte wieder zu öffnen. Mexiko-Stadt ist das Zentrum der Pandemie in dem Land.

Am Freitag warnte der Vizegesundheitsminister Hugo Lopez-Gatell, die Todeszahlen könnten weiter steigen, wenn das Land die Wirtschaft zu rasch weiter hochfahre. Wenn gesellschaftliche Aktivitäten wieder erlaubt würden, „werden wir vielleicht mehr Infektionen haben, und die Übertragung könnte weiter steigen“, so Gatell.

Mexiko-Stadt überdenkt Lockerungen

Obrador war zuvor kritisiert worden, er habe den „Lock-down“ zu langsam vollzogen und hebe diesen nun zu rasch wieder auf. Das Gros der Wirtschaft wurde am 23. März gestoppt – einzelne Wirtschaftszweige waren aber stets ausgenommen.

Am Samstag hoben die Behörden in Mexiko-Stadt jedenfalls für zwei Tage die Lockerungen für nicht systemerhaltende Branchen vorübergehend auf, nachdem Menschen in die Einkaufsstraßen geströmt waren. Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum kündigte an, bis Wochenbeginn werde man die Lockerungsstrategie überdenken.