Italienischer Komponist Ennio Morricone
AP/Luca Bruno
1928–2020

Ennio Morricone ist tot

Ennio Morricone, der legendäre Komponist des Italowestern-Soundtracks, ist tot. Der mehrfache Oscar-Preisträger, der unter anderem die Musik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ komponierte, verstarb 91-jährig in einer römischen Klinik an den Folgen eines Sturzes.

Der Künstler komponierte in seiner Karriere über 500 Filmmusiken für Kino und Fernsehen und wurde mit zwei Oscars prämiert. Wie Morricones Anwalt und Freund Giorgio Assumma in einer Pressemitteilung berichtete, starb der Maestro Montagfrüh in einer Klinik in Rom, wo er nach einem Sturz wegen eines Oberschenkelbruchs behandelt worden war. „Der Maestro war bis zum Schluss anwesend und voller Würde“, teilte Assumma mit.

Der Filmkomponist konnte sich von seiner Frau Maria verabschieden sowie von Kindern und Enkelkindern. Er habe sich auch bei dem Publikum bedankt, von dem er stets Unterstützung für seine Kreativität erhalten habe, so der Anwalt.

Ennio Morricone
AP/Michael Sohn
Morricone komponierte bis zuletzt. Bekannt wurde er durch seine Filmmusik.

Zahlreiche Klassiker komponiert

Der legendäre Komponist war noch bis zu seinem 90. Geburtstag aktiv und startete eine Tournee unter dem Motto „Farewell Tour“. „Meine Werke ein letztes Mal live für Menschen verschiedener Generationen und unterschiedlicher Herkunft aufzuführen ist toll“, sagte Morricone damals.

Der Dirigent komponierte in den letzten Jahrzehnten die Musik für mehr als 500 Filme, darunter für viele Klassiker wie Brian De Palmas „The Untouchables – Die Unbestechlichen“ und Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Für eine Handvoll Dollar“. Für seine Leistungen wurde Morricone bereits dutzendfach geehrt. Viele seiner Soundtracks sind weltweit bekannt – allen voran die Mundharmonikamelodie aus dem Western-Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ aus dem Jahr 1969.

Ennio Morricone ist tot

Der italienische Komponist und Dirigent Ennio Morricone ist in einer römischen Klinik an den Folgen eines Sturzes gestorben. Er komponierte die Filmmusik von mehr als 500 Filmen, darunter auch für den Welterfolg „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Regisseur Sergio Leone.

„Man muss in den Pausen suchen“

Der sizilianische Regisseur Giuseppe Tornatore, mit dem Morricone mehrmals zusammenarbeitete, widmete Morricone ein Buch mit dem Titel „Ennio, un maestro“, das anlässlich des 90. Geburtstags des Komponisten erschien. „Wenn man zum Herzen meiner Musik gelangen will, muss man in den Pausen, in der Stille suchen. Denn Stille ist Musik, so viel wie die Klänge und vielleicht noch mehr“, sagte Morricone, der Giganten wie Bach und Strawinski als Vorbilder nannte.

Sendungshinweis

„KulturMontag“ bringt am Montag um 22.30 Uhr einen Nachruf. Ö1 sendet ebenfalls am Montag um 17.30 Uhr „Spielräume“ zu Morricone.

Millionen Menschen kennen die Melodien Morricones, bringen sie oft aber nicht sofort mit seinem Namen in Verbindung. Der introvertierte Italiener blieb lieber im Hintergrund, Glamour war ihm fremd. Lange Zeit komponierte er unter zwei Pseudonymen. Preise waren ihm eher egal. „Erfolg kann schon befriedigend sein, aber die Musik muss stets pur und korrekt sein, niemals bloß ein Vehikel, um anerkannt zu werden“, schrieb er in seinem Erinnerungsbuch „Life Notes“ („La musica e oltre“).

In musikalischer Familie aufgewachsen

Geboren wurde Morricone im römischen Stadtteil Trastevere in einer musikbegeisterten Familie mit vier Geschwistern. Sein Vater war Trompeter, auch Morricone interessierte sich schon als Kind für die Musik und begann im Alter von sechs Jahren zu komponieren. 1938 schrieben ihn seine Eltern am Konservatorium in Rom ein, wo er Diplome in Komposition und Trompete erwarb und danach zunächst in Orchestern spielte.

Von 1964 an arbeitete Morricone gemeinsam mit seinem ehemaligen Schulfreund, dem Regisseur Sergio Leone, für dessen Filme „Für eine Handvoll Dollar“ (1964), „Zwei glorreiche Halunken“ (1966) und „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968), sowie mit Bernardo Bertolucci.

Für Bertolucci komponierte er unter anderem die Filmmusik zu dessen fünfstündigem Monumentalfilm „1900“ (1976). Leone betonte immer wieder die Wichtigkeit von Morricones Musik für seine Filme, da dieser Dinge auszudrücken vermochte, die sonst in Bildern hätten dargestellt werden müssen.

Spät mit Oscar ausgezeichnet

Im Laufe seiner Karriere arbeitete der Römer mit weltbekannten Regisseuren wie Roman Polanski, Oliver Stone und Margarethe von Trotta zusammen. Auch klassische Musik und Fernsehmelodien schuf er. 2007 erlebte Morricone mit dem Oscar für sein Lebenswerk die Krönung seiner Karriere, nachdem er zuvor die Hoffnung auf die begehrte Trophäe fast schon aufgegeben hatte.

Fünfmal war er nominiert worden, aber leer ausgegangen. 2016 erhielt er dann im Alter von 87 Jahren den ersten Oscar für seine Filmmusik zu Quentin Tarantinos Western „The Hateful Eight“. Davor hatte Morricone allerdings bereits 70 Millionen Tonträger verkauft und etliche Preise, darunter vier Golden Globes und drei Grammy Awards gewonnen.

Trotz seiner internationalen Erfolge war der grauhaarige Italiener mit der Hornbrille immer auf seine Privatsphäre bedacht. Morricone war seit 1956 mit Maria Travia verheiratet, gemeinsam hat das Paar drei Söhne und eine Tochter. Einer der Söhne arbeitet ebenfalls als Komponist.

„Bedeutender und genialer Künstler“

Der italienische Staatspräsident Sergio Matarella bezeichnete Morricone gegenüber „La Repubblica“ als „bedeutenden und genialen Künstler“. Der „gleichzeitig populäre und raffinierte Musiker“ habe „die Musikgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tief geprägt“ und „durch seine Filmmusik wesentlich zur Verbreitung des Ansehens Italiens in der Welt beigetragen“, so das Staatsoberhaupt weiter.

Ministerpräsident Giuseppe Conte verabschiedete sich auf Twitter mit „unendlicher Dankbarkeit“ vom „Maestro“, Kulturminister Dario Franceschini sprach von einem „traurigen Tag für die italienische Kultur“. Franceschini betonte: „Wir verlieren einen der größten italienischen Komponisten, einen Musiker von besonderem Können, der mit seinen Melodien die ganze Welt hat träumen lassen.“

Morricones Filmmusik bezeichnete der Minister als „legendär“. „Ich hatte das Glück, Morricone kennenzulernen. Ich werde nie seine Energie und seine Kraft vergessen, die er auch mit nur einem Blick vermitteln konnte. Ich bin der Familie an diesem traurigen Tag nahe“, so der Kulturminister. „Adieu, Maestro, und danke für die Gefühle, die Du uns geschenkt hast“, schrieb Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza auf Twitter.

„Außergewöhlicher Musiker“

Beileidsbekundungen kamen auch von Kollegen. Der Dirigent Riccardo Muti verabschiedete mit Morricone „einen außergewöhnlichen Musiker, nicht nur im Bereich der Filmmusik, sondern auch als Komponist klassischer Musik“.

Der Journalist und Anti-Mafia-Aktivist Roberto Savianio schrieb auf Instagram, Morricone sei „das Genie gewesen“, das „mit Noten die Epik der Moderne erschaffen“ habe.