Weitere Festnahmen von Regierungsgegnern in Äthiopien

Nach den tödlichen Unruhen in Äthiopien in der vergangenen Woche sind weitere Regierungsgegner festgenommen worden. Fünf hochrangige Vertreter der Oppositionspartei Oromo-Befreiungsfront (OLF) seien in Gewahrsam genommen worden, sagte OLF-Chef Dawud Ibsa heute der Nachrichtenagentur AFP. „Wir wissen nicht, warum.“

In dem ostafrikanischen Staat hatte die Ermordung des beliebten Sängers Hachalu Hundessa vor einer Woche heftige Proteste ausgelöst. Ministerpräsident Abiy Ahmed prangerte daraufhin „orchestrierte Versuche“ zur Destabilisierung seines Landes an. Die Sicherheitskräfte gingen mit harter Hand vor und beendeten die Unruhen nach eigenen Angaben am Samstag.

Dutzende Menschen getötet

Nach offiziellen Angaben wurden bei Einsätzen der Sicherheitskräfte sowie Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen mindestens 166 Menschen getötet. 145 Zivilpersonen und elf Mitglieder der Sicherheitskräfte starben nach Angaben der Polizei in der Region Oromia. Zehn weitere Todesopfer wurden aus der Hauptstadt Addis Abeba gemeldet. Mehr als tausend Menschen wurden festgenommen.

Der getötete Sänger Hachalu gehörte den Oromo an, der größten Volksgruppe in Äthiopien. In seiner Musik hatte er oft das Gefühl der Oromo ausgedrückt, wirtschaftlich und politisch benachteiligt zu werden. Die OLF tritt für die Unabhängigkeit der Region Oromia ein.

Abiy hatte am Freitag „interne und externe Kräfte“ für die Ausschreitungen verantwortlich gemacht. Er kündigte an, die Beteiligten sowie deren „Hintermänner“ zur Rechenschaft zu ziehen. In den vergangenen Tagen waren bereits mehrere bekannte Regierungskritiker festgenommen worden, unter ihnen der frühere Medienmogul Jawar Mohammed. Die Festnahmen lösten weitere Proteste aus.

Äthiopien mit seinen 100 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist ein Vielvölkerstaat, in dem es immer wieder Spannungen zwischen den Volksgruppen gibt.