Studie: Straßenhändler verlieren „Recht auf Schatten“

Straßenhändlerinnen und -händlern, weltweit gerade in der südlichen Hemisphäre ein wichtiger Teil der Wirtschaft, wird zusehends das „Recht auf Schatten“ unter Bäumen verwehrt. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine diesbezügliche Studie über die Situation in der indischen Stadt Hyderabad.

Bäume im öffentlichen Raum seien in den Städten ein wichtiger Teil für ein angenehmes Arbeitsumfeld für Straßenhändler. Die Studie warnt laut BBC davor, dass ein Verdrängen von Straßenhändlern – etwa durch Gentrifizierung – gerade für die arme Bevölkerung die Lebensmittelversorgung gefährdet.

Indische Marktfrau verkauft unter einem Baum Zitronen an einen Mann
APA/AFP/Noah Seelam

Von Stadtplanung vergessen

Die im Magazin „Landscape and Urban Planning“ publizierte Untersuchung wurde vom Zentrum für Klimaveränderung und Nachhaltigkeit der Azim Premji Universität in Bangalore durchgeführt. Sie ist Teil eines größeren Forschungsprojekts, das die Nachhaltigkeit indischer Städte aus ökologischer und sozialer Sicht untersucht.

„Es ist durch zahlreiche Studien nachgewiesen, dass Bäume in Städten weltweit ganz entscheidend für das städtische Ökosystem sind“, so die Koautorin der Studie, Sukanya Basu. Aber gerade die Bedürfnisse jener, die am stärksten auf die Bäume angewiesen seien, würden bei der Stadtentwicklung oft nicht berücksichtigt.

„Am stärksten abhängig“

In indischen Städten etwa sei es klar, „dass Straßenhändler zu denen zählen, die am stärksten von den Bäumen entlang von Straßen abhängig sind“. Sie seien besonders gefährdet, da sie sich den ganzen Tag draußen in der Hitze aufhalten.

Das Forschungsteam wählte Hyderabad wegen des extrem heißen Klimas, das Straßenhändlerinnen und -händler vor besondere Herausforderungen stellt. Die Studie – basierend auf 75 ausführlichen Interviews mit Straßenhändlern – kommt zum Schluss, dass die Bäume nicht nur wegen des Schattens wichtig sind, sondern auch für das emotionale Wohlbefinden.

Bedeutung für Versorgung „unterschätzt“

Für die Straßenhändler gibt es allerdings immer weniger Bäume, um darunter ihrer Tätigkeit nachzugehen. Das hänge einerseits damit zusammen, dass etwa zur Verbreiterung von Straßen Bäume gefällt werden. Und die „Privatisierung und Gentrifizierung öffentlicher Flächen“ habe dazu geführt, dass Händler von Straßen vertrieben werden oder die Bäume entlang von Straßen durch Zäune oder Mauern abgesperrt werden.

Laut Basu wird die „wichtige Rolle“ der Straßenhändler für die Versorgung der gesamten Bevölkerung, nicht nur der Ärmeren, von der Stadtplanung „unterschätzt“.