Attersee im Salzkammergut
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CoV-Fälle in Oberösterreich

Erstes Bundesland setzt wieder auf Masken

Nach einem spürbaren Anstieg von Infektionen mit dem Coronavirus führt Oberösterreich als erstes Bundesland die Maskenpflicht für den öffentlichen Raum wieder ein. Ab Donnerstag müssen Bürgerinnen und Bürger sowie die vielen Touristinnen und Touristen wieder einen Mund-Nasen-Schutz unter anderem beim Betreten von Geschäften und in Lokalen auf dem Weg zum Tisch tragen.

In Geschäften, Einkaufszentren und Dienstleistungsbetrieben ist von Kunden wie Beschäftigten ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen und der Sicherheitsabstand zu wahren. In Lokalen, wo auf Tischen bis zu zehn Personen sitzen dürfen, ist das nicht obligatorisch. Das Personal muss ebenfalls Mund-Nasen-Schutz anlegen. Im Freien soll man den Sicherheitsabstand einhalten. Wo das nicht möglich ist, muss ebenfalls eine Maske verwendet werden – mehr dazu in ooe.ORF.at.

„Wir glauben, dass wir das Anwachsen der Krankheit wieder eindämmen können“, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (beide ÖVP) am Dienstag. Die Maskenverordnung trete ohne zeitliche Begrenzung in Kraft. Bei vielen habe sich ein Gefühl der Normalität eingeschlichen. „Wir sind aber noch immer mitten in Corona“, so Stelzer.

Gastregistrierung in Lokalen?

Ferner empfahl der Landeshauptmann speziell für die Gastronomie ein „freiwilliges Registriersystem“. Als Beispiel diene ihm Bayern, wo Wirte an den Eingängen Listen auslegen, in die die Gäste ihre Kontaktdaten eintragen können, meinte er. Ziel sei es, ein einheitliches System für alle Lokale zu entwickeln. Die Bekanntgabe eines Kontakts von den Gästen erleichtere im Falle eines Verdachts ein rasches Ermitteln der Infektionskette. Ob und wann diese freiwillige Registrierung auch in Oberösterreich kommt, ist aber noch unklar.

Christine Haberlander, Thomas Stelzer und Bernd Lamprecht
APA/Helmut Fohringer
Haberlander, Stelzer und Primar Bernd Lamprecht vom Kepler-Uniklinikum bei der Pressekonferenz

„Alternativlos“

Mit der neuen Maskenpflicht wolle man schärfere Maßnahmen wie „Lock-downs“ verhindern und das sei damit „alternativlos“, so Stelzer. Grundsätzlich könne man aber nicht gänzlich ausschließen, dass es künftig auch einen „Lock-down“ nur in Oberösterreich gebe. Doch betonte Stelzer, dass man bereits mit der Wiedereinführung der Maskenpflicht eine ausreichende Maßnahme für die Senkung der Infektionen erhoffe.

In Schulen und Kindergärten sowie in Betreuungseinrichtungen kehrt das Land auch zu den „alten, bekannten Regeln zurück“, ergänzte Landeshauptmann-Stellvertreterin Haberlander. Das heißt, ab Donnerstag herrscht im Schulgebäude Maskenpflicht, der Schutz darf erst am Sitzplatz abgenommen werden. In Kindergärten gelte, dass beim Bringen und Holen des Kindes die jeweilige Person einen Schutz aufhaben muss.

Haberlander sieht „Marathon“

Haberlander verteidigte die Entscheidung auch in der ZIB2. Der Kampf gegen das Virus sei ein „Marathon“. Es sei wichtig, die Infektionsketten zu identifizieren und zu unterbrechen. Nach dem Cluster bei den Freikirchen gefragt, sagte Haberlander, dass sich dort das Kontaktmanagement vor allem zu Beginn als besonders schwierig erwiesen habe. Es habe auch Fälle gegeben, in denen die Quarantäne nicht eingehalten worden sei.

Gesundheitslandesrätin Haberlander (ÖVP) zu den neuen Maßnahmen

Die oberösterreichische Landesregierung hat nach steigenden Infektionszahlen die Notbremse gezogen und wieder eine Maskenpflicht für öffentliche Räume, Geschäfte und Lokale verordnet.

Die Schließung der Schulen und Kindergärten sei ebenfalls notwendig gewesen, man habe rasch reagieren müssen – unter anderem auch, weil das Kontaktmanagement besonders bei Kindern schwierig sei. Der Schritt sei „maßvoll“ gewesen. Dass die betroffenen Schlachthöfe nicht geschlossen worden seien, müsse im Gesamtkontext gesehen werden. Die Personen seien in diesen Fällen identifiziert und abgegrenzt worden. Eine komplette Schließung sei keine Maßnahme, die sie sich wünsche. Man könne nicht ausschließen, dass es zu weiteren Maßnahmen kommen werde. Es komme darauf an, wie gut es gelinge, die Virusketten zu unterbrechen.

Polizei soll „proaktiv“ kontrollieren

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) unterstützt laut Aussendung den aktuellen Beschluss, „den regionalen Corona-Ausbruch auch mithilfe einer regionalen Wiedereinführung des Mund-Nasen-Schutzes einzudämmen“. Mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sei die Verschärfung in Oberösterreich abgesprochen, so Stelzer. Das Land habe die Polizei gebeten, „proaktiv“ das Einhalten der Vorschriften zu kontrollieren, sagte Haberlander. Zudem appellierten sie und Stelzer an die Bevölkerung, auch bei privaten Treffen sich an die Abstandsregeln zu halten.

Bereits seit Dienstag muss man in oberösterreichischen Amtsgebäuden verpflichtend Mund-Nasen-Schutz tragen. Die zuletzt stark steigenden Fallzahlen zogen auch Schulschließungen in fünf Bezirken nach sich.

Assistenzeinsatz des Heeres startet

Das Bundesheer ist ab Mittwoch mit 25 Soldaten im Assistenzeinsatz, wie das Militärkommando Oberösterreich am Dienstag in einer Presseaussendung ankündigte. Die Soldaten sollen die Bezirkshauptmannschaften Perg, Linz-Land, Urfahr-Umgebung und Wels im Kontaktpersonenmanagement unterstützen. Sie haben die Aufgabe, mit betroffenen Personen Kontakt aufzunehmen und mittels Fragebogen Kontaktdaten, das Bewegungsprofil und den gesundheitlichen Zustand zu erheben – mehr dazu in ooe.ORF.at.

„Freikirchen-Cluster“ vergrößert

Die Reproduktionszahl, die bundesweit bei 1,37 lag, betrug im Bundesland 2,0 – allerdings war man in der Vorwoche bereits bei 2,7 gewesen. Ausgeweitet hat sich der „Freikirchen-Cluster“, immer wieder gibt es auch Fälle durch Reiserückkehrer vom Westbalkan. Neue Fälle in Fleischbetrieben seien noch nicht gemeldet worden, gab Stelzer bei der Pressekonferenz bekannt.

Der „Freikirchen-Cluster“ sei binnen eines Tages von 157 Personen Montagnachmittag auf 173 Dienstagnachmittag gewachsen. Da in dieser Gruppe Großfamilien dominieren und damit sehr viele Kinder betroffen sind, gehen Experten zwar davon aus, dass sie vergleichsweise wenige schwere Verläufe verursachen wird – bis Montag war keine einzige Person daraus im Spital –, aber es gab in diesem Cluster immer wieder Quarantäneverstöße.

Insgesamt lag die Zahl der Erkrankten in Oberösterreich Dienstagmittag bei 427, das seien „auch abzüglich des Freikirchen-Clusters zu viele“, so Stelzer. So gebe es beispielsweise im Innviertel einen Cluster um eine Großfamilie vom Westbalkan, der 24 Fälle umfasse. Generell würden immer wieder Reiserückkehrer aus Westbalkan-Ländern für Infektionen sorgen, die weitere Kreise ziehen.

Screenings: Fokus auf fleischverarbeitende Betriebe

Am Dienstag standen die dringenden Tests in den fleischverarbeitenden Betrieben besonders im Fokus – in zwei der betroffenen Unternehmen sind sie weitgehend abgeschlossen. Zudem wollte man einen Schwerpunkt auf mobile Dienste legen und die Testaktivitäten in den Alters- und Pflegeheimen nochmals verstärken.

Im Umfeld von Verdachtsfällen sollen nahe Kontaktpersonen künftig auch dann getestet werden, wenn sie asymptomatisch sind. Bei positiven Fällen in Schulen will man alle Mitschülerinnen und Mitschüler derselben Klasse zum Abstrich schicken. Insgesamt hat das Land begonnen, seine Testkapazitäten wieder hochzufahren. Die Drive-in-Teststationen des Roten Kreuzes werden von zwölf auf 16 aufgestockt, die mobilen Teams werden ebenfalls verstärkt.

Auch Kirche verschärft Maßnahmen

Auch die katholische Kirche in Oberösterreich wird ab sofort die Präventionsmaßnahmen für die Feier öffentlicher Gottesdienste in der Diözese Linz verschärfen. Diözesanbischof Manfred Scheuer hat in seinem Erlass an alle Pfarren und pastoralen Orte im Gebiet der Diözese Linz Präventionsmaßnahmen festgehalten, die ab sofort und bis auf Weiteres – zusätzlich zu den Vorgaben der Rahmenordnung der österreichischen Bischofskonferenz zur Feier öffentlicher Gottesdienste – verpflichtend einzuhalten sind.

Demnach müssen unter anderem alle Mitfeiernden der Gottesdienste beim Betreten und Verlassen der Kirchen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Dieser darf während des Sitzens in der Bankreihe abgenommen werden. Der gemeinsame Gesang im Gottesdienst ist auf ein Minimum zu reduzieren und soll vor allem während des Kommuniongangs oder bei anderen Bewegungen im Raum unterbleiben. Die Austeilenden der Kommunion müssen neben der vorgeschriebenen Desinfektion der Hände zusätzlich wieder einen Mund-Nasen-Schutz verwenden.

Mauthausen: Kindergarten, Freibad, Spielplätze gesperrt

Nach der behördlichen Schließung des Kindergartens in Mauthausen (Bezirk Perg) wegen positiv Getesteter sperrte die Gemeinde das Freibad, Spielplätze sowie öffentliche Grünanlagen. Dienstagvormittag waren laut Amtsleitung aus dem Kindergarten acht Infektionen gemeldet. Die restriktiven Maßnahmen dienen dazu, den Cluster möglichst klein zu halten.

Die autonom von der Gemeinde verordneten Schließungen gelten für die kommenden Tage, um zu verhindern, dass sich die Kinder statt im Kindergarten nun auf den Spielplätzen und im Freibad treffen. Sollten bis zum Wochenende keine „wesentlichen Neuerkrankungen“ vorliegen, werde eventuell wieder aufgesperrt, teilte die Gemeinde weiter mit. Außerdem empfahl Bürgermeister Thomas Punkenhofer (SPÖ) „allen Vereinen und Institutionen, in den kommenden Tagen von Veranstaltungen in Mauthausen abzusehen“.

In Wien derzeit keine neuen Maßnahmen geplant

In Wien bekräftigte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag, dass in der Bundeshauptstadt vorerst keine strengeren Maßnahmen geplant sind. Ausgeschlossen seien solche künftig jedoch nicht, wie er betonte. Man beobachte die Situation und werde falls nötig entsprechende Entscheidungen treffen.

In Wien gelten zum Teil noch immer relativ strenge Vorschriften. So ist etwa in Amtshäusern der Mund-Nasen-Schutz beim Kontakt mit Amtspersonen weiter nötig, wie ein Sprecher des medizinischen Krisenstabs erläuterte. Auch in Pflegeheimen wurden die Zugangsbeschränkungen noch nicht aufgehoben.

Indes rät die Wiener Ärztekammer allen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Patienten, die trotz Aufforderung keinen Mund-Nasen-Schutz im Ordinationsbereich tragen wollen, von der weiteren Behandlung auszuschließen und ihnen den Zutritt zur Ordination zu verweigern – mehr dazu in wien.ORF.at.