Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro mit Gesichtsmaske
Reuters/Adriano Machado
Brasilien

Bolsonaro mit Coronavirus infiziert

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Das sagte der Staatschef am Dienstag nach einem positiven Test in einem Militärhospital in der Hauptstadt Brasilia.

Bolsonaro teilte mit, er befinde sich trotz der Infektion „bei guter Gesundheit“. Er habe sich am Sonntag krank gefühlt und am Montag einem Test unterzogen, nachdem er Symptome wie Fieber entwickelt habe, so der 65-jährige Präsident in einem Interview mit dem Sender TV Brasil. Er habe unter „Müdigkeit, Unwohlsein und Fieber von 38 Grad gelitten“. Seine Lunge sei jedoch „sauber“ gewesen.

Medien hatten bereits im Vorfeld von Symptomen berichtet. Am Montag trug er entgegen seiner Gewohnheit eine Maske und riet einem Anhänger, sich ihm nicht zu nähern. Bolsonaro gab an, das Anti-Malaria-Mittel Hydroxychloroquin einzunehmen. Dessen Wirksamkeit gegen Covid-19 ist nicht erwiesen. US-Präsident Donald Trump hatte Hydroxychloroquin nach eigenen Worten zur Vorbeugung eingenommen. Zuletzt hatte die WHO Behandlungsstudien zu Hydroxychloroquin abgebrochen, auch der Schweizer Pharmakonzern Novartis stoppte eine Studie. An der Uni Oxford forscht man hingegen weiter am Einsatz von Hydroxychloroquin.

Bolsonaro spielte Pandemie herunter

Bolsonaro und seine Regierung waren wiederholt kritisiert worden, weil sie die Pandemie nicht ernst genug genommen hatten. Der Präsident bezeichnete das Coronavirus immer wieder als „leichte Grippe“ und stemmte sich gegen Schutzmaßnahmen. Er fürchtete die wirtschaftlichen Schäden eines „Lock-down“. Immer wieder zeigte er sich ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit, löste Massenaufläufe aus und machte Selfies mit Anhängern.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro steht ohne Gesichtsmaske zwischen mehreren Personen
APA/AFP/Sergio Lima
Bolsonaro – hier bei einer Veranstaltung im Juni – hatte sich immer wieder geweigert, Maske zu tragen

Auch am Wochenende war Bolsonaro wieder viel unter Menschen, teilweise auch ohne Maske: Am Samstag nahm er gemeinsam mit mehreren Ministern und einem seiner Söhne an einem Essen anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages in der US-Botschaft teil. Zudem flog er in den Bundesstaat Santa Catarina, um sich nach den schweren Unwettern ein Bild der Lage zu machen.

Am Dienstag kündigte Bolsonaro an, er werde jetzt so viel wie möglich per Videokonferenz arbeiten. Er fühle sich „gut und ruhig“, erklärte der Präsident und nahm seine Maske ab, um das zu unterstreichen. „Das Leben geht weiter. Wir werden uns besonders um alte Menschen und Menschen mit Krankheiten kümmern, die ein Risikofaktor sind“, fügte er hinzu. Die „Kollateralschäden“ des Virus dürften jedoch nicht schlimmer sein als die Krankheit selbst.

Bolsonaro legte Veto gegen Maskenpflicht ein

Die Pandemie hat in der brasilianischen Politik für gröbere Verwerfungen gesorgt. Bereits zwei Gesundheitsminister legten ihr Amt nieder. Auch mit den regionalen Gouverneuren legte sich Bolsonaro an. Immer wieder kritisierte der Präsident die von Bundesstaaten und Bezirken verhängten Restriktionen. Zuletzt legte Bolsonaro sein Veto gegen eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen wie Kirchen, Geschäften und Schulen ein. Zudem drohte der Staatschef wiederholt mit dem Ausstieg Brasiliens aus der WHO.

1,6 Millionen Infizierte

Brasilien ist neben den Vereinigten Staaten derzeit der Brennpunkt der Pandemie. Bisher haben sich in dem größten Land Lateinamerikas 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 65.487 Menschen sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Fachleute gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien recht wenig getestet wird.

Die zuletzt gültigen Schutzmaßnahmen wurden an vielen Orten bereits wieder gelockert. In der Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten sogar Restaurants und Bars schon wieder, auf der Strandpromenade an der Copacabana tummeln sich bereits wieder zahlreiche Menschen.

Bolsonaro hatte sich in den vergangenen Monaten bereits dreimal auf das Coronavirus testen lassen. Im Mai wurde er vom Obersten Gericht dazu gezwungen, die Resultate dieser Tests offenzulegen. Sie waren negativ ausgefallen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wünschte Bolsonaro am Dienstag eine rasche Genesung. „Kein Land ist immun, kein Land ist geschützt und kein Mensch kann geschützt sein“, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.