Wieder Krawalle in Belgrad

Nach einer mehrstündigen friedlichen Kundgebung in Belgrad gegen die Coronavirus-Politik der Regierung ist eine Gruppe nationalistischer Demonstranten gestern Abend gewaltsam in das serbische Parlament eingedrungen. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei. Auch Journalisten und fotografierende Demonstranten wurden von Randalierern angegriffen.

Polizeikräfte vor dem Parlament in Belgrad
Reuters/Marko Djurica

Protestierende warfen Steine und Flaschen auf das Parlamentsgebäude. Eine Gruppe junger Männer durchbrach das Metallgeländer vor dem Parlament und drang patriotische Lieder singend in das Gebäude ein. Die Randalierer wurden dort jedoch von Polizisten erwartet, die sie wieder aus dem Gebäude hinausdrängten und eine Kette um den Eingang bildeten. Die Polizisten wurden daraufhin etwa eine halbe Stunde mit Flaschen und Fackeln beworfen.

Demonstration in der serbischen Hauptstadt Belgrad
Reuters/Marko Djurica

Anders als in den ersten zwei Krawallnächten setzte die Polizei bis dahin weder Tränengas noch Blendgranaten ein. Noch am Vorabend hatten Demonstranten bei einer Sitzkundgebung Randalierer erfolgreich am Eindringen in das Parlament gehindert.

Ausgehverbot als Auslöser

Die Demonstrationen hatten sich an Plänen des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic entzündet, wegen des Wiederanstiegs der Coronavirus-Neuinfektionen für das Wochenende ein Ausgehverbot zu verhängen. Vucic nahm die Entscheidung zwar zurück und verbot dafür Ansammlungen von mehr als zehn Personen.

Das beruhigte die Menschen aber nicht, und die Proteste richteten sich zunehmend gegen Vucic selbst. Nationalisten werfen ihm nun auch Verrat vor, weil er nach deutsch-französischer Vermittlung neuen Gesprächen mit dem Kosovo zugestimmt hat. Sie sehen das Kosovo als abtrünnige serbische Provinz.