Malis Präsident löst Verfassungsgericht auf

Inmitten von Massenprotesten hat Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keita die Auflösung des Verfassungsgerichts angekündigt. Keita sagte gestern, er habe sämtlichen Richtern am Verfassungsgericht ihren Status entzogen. Mit dem Schritt reagierte der Staatschef auf Forderungen der Opposition.

Nach Behördenangaben wurden bei Demonstrationen gegen Keita in der Hauptstadt Bamako seit Freitag vier Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Mehrere bekannte Oppositionelle wurden festgenommen.

„Das reformierte Gericht wird uns schnell helfen, Lösungen in dem Streit zu finden, der nach den Parlamentswahlen ausgebrochen ist“, sagte Keita in einer Fernsehansprache. Die Demonstrierenden hatten die Entlassung der Verfassungsrichter gefordert, weil das Gericht nach der Parlamentswahl im März die Wahl von 30 Abgeordneten zugunsten von Keitas Partei annulliert hatte.

Auseinandersetzungen mit Regierungstruppen

Einige Demonstrierende griffen am Freitag das Parlamentsgebäude an und stürmten die Büros des staatlichen TV-Senders. In mehreren Stadtvierteln errichteten sie Straßensperren und steckten Reifen in Brand. An mehreren Orten kam es zu Plünderungen.

Besonders angespannt war die Lage im Umfeld der Moschee des einflussreichen Imams und islamischen Hardliners Mahmoud Dicko. Bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern Dickos wurden mehrere Menschen schwer verletzt. Die Sicherheitskräfte setzten auch scharfe Munition ein.

Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften gab es auch am Samstag. Keita warnte die Demonstranten, das Sicherheitsaufgebot werde aufrechterhalten, ohne dass es ein „Zeichen der Schwäche“ geben werde. Zugleich beteuerte er, „alles Erdenkliche“ tun zu wollen, um die Lage zu beruhigen.

Aufstand im Nordosten weitet sich aus

Der 75-jährige Präsident gerät zunehmend unter Druck, weil es ihm nicht gelungen ist, einen seit 2012 andauernden dschihadistischen Aufstand im Norden des Landes unter Kontrolle zu bringen, der sich inzwischen auch ins Zentrum des Landes ausgedehnt hat.

Tausende Soldaten und Zivilpersonen wurden dabei getötet, Hunderttausende Menschen sind geflohen. Verschleppte politische Reformen, eine schwächelnde Wirtschaft und die weit verbreitete Annahme, die Regierung sei korrupt, haben die Stimmung gegenüber Keita weiter verschlechtert.

Das österreichische Bundesheer ist in Mali mit einigen Soldaten als Teil der UNO-geführten Mission MINUSMA vertreten, die einen Beitrag zur Stabilisierung des westafrikanischen Krisenstaats leisten soll. An MINUSMA beteiligen sich derzeit mehr als 50 Länder mit insgesamt knapp 13.000 Blauhelmsoldaten und 1.700 Polizisten. Zudem sind mehrere österreichische Soldaten an der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali beteiligt.