Damit will man auch etwaige Menschenansammlungen und somit potenzielle Ansteckungsmöglichkeiten verhindern. Der nationale Ausnahmezustand („State of disaster“) wird bis zum 12. August verlängert. „Wir verzeichnen nun weit über 12.000 Fälle pro Tag“, sagte Ramaphosa am Sonntagabend in einer Ansprache an die Nation. Viele Südafrikaner würden nun aber dank der bisherigen Lockerungen nachlässig in ihrem Verhalten.
Der Gesundheitsminister des Landes, Zweli Mkhize, warnte bereits Ende letzter Woche vor einem „Sturm“, der auf die rund 58 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen zukommen könnte und rief die Bevölkerung dazu auf, ihr Verhalten zu ändern, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, wie der „Guardian“ Ende letzter Woche berichtete.
Krankenhäuser unter Druck
Innerhalb von Wochen könnte es zu einer Verknappung bei Krankenhausbetten für CoV-Patienten und -Patientinnen kommen – vor allem in den bevölkerungsstarken und reichen Regionen des Landes, warnte Mkhize. Man sei nicht mehr in der Phase, wo es nur um die Anzahl der Fälle gehe. „Wir sind jetzt an dem Punkt, wo es unsere Väter, Mütter, Brüder, Schwestern, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen sind, die infiziert werden“, so laut Guardian Mkhizes Worte an die Bevölkerung.
Gewalt gegen Frauen angeprangert
Ein weiteres nicht nur Südafrika betreffendes, sondern internationales Problem im Zusammenhang mit Alkohol hatte Ramophosa bereits Mitte Juni angesprochen. Er prangerte die hohe Gewalt gegen Frauen im Lande an.
Es gebe eine „beunruhigend hohe Zahl“ von Fällen häuslicher Gewalt, die mit einer unfassbaren Brutalität gegen Frauen ausgeübt werde. Sie mache fassungslos und sei ebenfalls eine Pandemie. Starke Signale der Gerichte seien daher nötig. „Wir müssen uns als Gesellschaft einige wichtige Fragen stellen“, sagte er. Oft spiele Alkoholmissbrauch eine Rolle.
Erfolg bei Tabakbann
Die Regierung hatte bereits Ende März eine landesweite Ausgangssperre verhängt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und dem Land Zeit beim Aufbau der Gesundheitsinfrastruktur zu geben. Sie war dann aber sukzessive im Mai und Juni wieder vorsichtig gelockert worden. Der Verkauf von Tabakwaren blieb mit Hinweis auf die Gesundheitsrisiken seitdem weiter verboten.
Im Tauziehen um diesen Tabakbann hatte Südafrikas Regierung Ende Juli einen juristischen Erfolg erzielt. Ein Gericht in Pretoria verwarf einen Antrag der in der FITA zusammengeschlossenen unabhängigen Tabakproduzenten auf umgehende Abschaffung des Verkaufsverbots, berichtete der südafrikanische TV-Sender eNCA.
Mit CoV argumentiert
Die zuständige Ministerin begründete das damit, dass Raucher für Komplikationen durch Covid-19 gefährdeter seien. Die Gegenseite hatte angeführt, dass Zigaretten zu den wesentlichen Dingen des Lebens zählten, da Raucher von ihnen abhängig seien. Ein unabhängig von der FITA eingereichter Eilantrag des Tabakkonzerns BAT auf Abschaffung des Banns wurde überraschend von Ende Juni auf den 5. August verschoben, wie der Konzern nach dem Gerichtsentscheid bekanntgab. Nachdem Botsuana einen ähnlichen Bann aufgehoben hat, gilt Südafrika nun als einziges Land auf dem Kontinent, das den Verkauf von Tabak verboten hat.
Wirtschaft liegt darnieder
Die Restriktionen haben eine verheerende Auswirkung auf die Wirtschaft in Südafrika. Millionen in der informellen Wirtschaft oder ohne Arbeit kämpfen demnach um ihr Überleben, Armut und Nahrungsmittelunsicherheit haben sich in wenigen Wochen dramatisch verschlechtert.
Bereits vor der CoV-Pandemie steckte Afrikas zweitgrößte Volkswirtschaft in einer schwierigen Lage. Das Land mit seiner hohen Arbeitslosigkeit und brutalen sozialen Ungleichheit kämpft seit Jahren mit strukturellen wirtschaftlichen Problemen und einer unzuverlässigen Stromversorgung.