Expertin: Pandemie offenbart Schwächen des Schulsystems

Für Bildungsexpertin Heidi Schrodt, Vorsitzende der Initiative „Bildung grenzenlos“, hat die Coronavirus-Pandemie die Schwächen des Schulsystems im Umgang mit Schülern und Schülerinnen aus bildungsfernen Familien offengelegt. „Man müsste daraus lernen und sagen: Was können wir tun, damit wir diese Kinder besser stärken können. Aber ich habe noch nichts von Zusatzressourcen gehört. Es gibt keinen Lerneffekt aus Corona.“

Das habe auch mit der Rolle der Eltern im österreichischen Schulsystem zu tun. „Die Eltern werden als Zuarbeiter gesehen, die daheim das nachholen, was in der Schule nicht gelernt wird“, so Schrodt im Gespräch mit der APA. „Dass viele das gar nicht können, interessiert – zuletzt auch systemisch – nicht so wirklich.“

Sommerschule „keine große Hilfe“

Die Sommerschule in ihrer derzeitigen Form ist für Schrodt keine große Hilfe für jene Kinder und Jugendlichen, die während der Schulschließungen von den Lehrern und Lehrerinnen nicht gefördert werden konnten und nun in den Sommerferien im Vergleich zu Schülern aus bildungsnahen Familien noch weiter zurückfallen werden.

„In zwei Wochen kann ich überhaupt nichts lernen“, kritisiert Schrodt. Die aktuelle Konstruktion, dass dort nur Schüler mit Problemen im Unterrichtsfach Deutsch Unterstützung bekommen und anstelle von Spezialisten im Bereich Deutschförderung Studierende zum Einsatz kommen, findet sie problematisch.

Schrodt hätte es besser gefunden, zu Schulbeginn bei allen betroffenen Kindern und Jugendlichen zu analysieren, wie weit diese jeweils im Stoff zurückgefallen sind. Die Schulen sollten dann die notwendigen Zusatzressourcen etwa für Förderlehrer bis hin zu Einzelunterricht unkompliziert anfordern können, um den Schülern die Chance zu geben aufzuholen. „Aber Bildungsgerechtigkeit ist kein Fokus bei uns.“