Weißrussland: Mehr als 250 Festnahmen bei Protesten

Mehr als 250 Menschen sind in Weißrussland bei Protesten gegen den Ausschluss von Oppositionskandidaten bei der Präsidentenwahl festgenommen worden. Das Menschenrechtszentrum Wesna (Frühling) nannte auf seinem Internetportal die meisten Festgenommenen heute namentlich. Darunter waren auch zahlreiche Journalisten und Journalistinnen.

Polizisten in der weißrussischen Hauptstadt Minsk halten einen sich wehrenden Mann fest
APA/AFP/Sergei Gapon

Zuvor hatte die Wahlkommission in der Hauptstadt Minsk bekanntgegeben, dass insgesamt fünf Kandidaten zur Abstimmung am 9. August zugelassen seien. Der seit mehr als 25 Jahren regierende Staatschef Alexander Lukaschenko will an der Macht bleiben – und hatte unter anderem seinen aussichtsreichsten Gegner, Viktor Babariko, festnehmen lassen.

Vor Wahl in Weißrussland: Festnahmen bei Protesten

Mehr als 250 Menschen sind in Weißrussland bei Protesten gegen den Ausschluss von Oppositionskandidaten bei der Präsidentenwahl festgenommen worden.

Rund 1.000 verfolgte Aktivisten

Als früherer Chef der russischen Belgasprombank sitzt Babariko wegen angeblicher Wirtschaftsstraftaten in Untersuchungshaft. Die Wahlkommission verwehrte ihm trotz der nötigen Unterstützerunterschriften die Zulassung zur Wahl. Lukaschenko, der als „letzter Diktator Europas“ gilt, hatte angekündigt, jeden Versuch einer Revolution in dem Land zwischen dem EU-Mitglied Polen und Russland zu verhindern. Mit den neuen Festnahmen stieg die Zahl der zuletzt verfolgten Aktivisten auf rund 1.000.

Die EU-Kommission kritisierte den Ausschluss Babarikos und eines weiteren Kandidaten, der schon vorher abgelehnt worden war. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, dass Belarus dabei versagt habe, einen „bedeutsamen und konkurrenzfähigen politischen Wettbewerb“ zuzulassen.

Beobachter: Stimmung gedreht

Unter den zugelassenen Kandidaten ist auch die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja. Auf die Ehefrau des prominenten Bloggers Sergej Tichanowski, der ebenfalls inhaftiert ist, richten sich nun die Hoffnungen der Lukaschenko-Gegner. Die anderen drei Bewerber gelten als chancenlos.

Gegen den 65-jährigen Lukaschenko hatte sich in der Coronavirus-Pandemie, die er seit Monaten kleinredet, nach Meinung von Beobachtern zuletzt die Stimmung deutlich gedreht. In der Vergangenheit hatten Wahlbeobachter die Abstimmungen in Belarus stets als undemokratisch kritisiert.