Wirecard-Verstrickungen mit österreichisch-russischer Gesellschaft

Aktivitäten des flüchtigen Wirecard-Managers Jan Marsalek sorgen weiter für Diskussionen über die Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft (ORFG). In die Schlagzeilen gekommen ist sie, weil ihr Finanzreferent Florian Stermann vertrauliche Nachrichten Marsaleks an die FPÖ weitergeleitet haben soll. Als „Senator“ in den Verein aufgenommen wurde Marsalek aber mit den Stimmen auch ÖVP- und SPÖ-naher Funktionäre in der Gesellschaft. Auch Marsaleks Wirecard-Kollege Markus Braun war „Senator“.

Die mittlerweile insolvente Skandalfirma hat den Verein jährlich mit rund 10.000 Euro unterstützt, wie Vizepräsident Christoph Matznetter, ein SPÖ-Abgeordneter, der APA bestätigte. Vom Präsidenten Richard Schenz – industrienaher Finanzreferent der Wirtschaftskammer – und Stermann gibt es noch kein Statement.

Gudenus: Habe „diesen Typen“ vier- oder fünfmal gesehen

Marsalek soll überdies den Aufbau einer Söldnertruppe in Libyen geplant haben. Letzteres getarnt als Wiederaufbauprojekt und unter Nutzung der Kontakte zur FPÖ in die ORFG, in deren Präsidium auch ein Vertreter des Verteidigungsministeriums aktiv ist.

Auch der frühere FPÖ-Politiker Johann Gudenus war in der ORFG aktiv, legte den Vereinsvorstand allerdings nach der „Ibiza“-Affäre ab. Vorige Woche aufgetauchte Berichte, wonach Marsalek ihm Informationen aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) zukommen ließ, wurde bisher nicht bestätigt.

Gudenus betonte nun, dass Marsalek seinerzeit mit Zustimmung von Vertretern aller Parteien in den Verein aufgenommen worden war. Gesehen habe er „diesen Typen“ vier- oder fünfmal, und einmal sei er gemeinsam mit Marsalek beim damaligen FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache gewesen. Zwischen Stermann, der wiederum ein Vertrauter Marsaleks ist, und Gudenus aber herrschte reger Nachrichtenaustausch, wie durch das im Zuge der „Ibiza“-Ermittlungen beschlagnahmte Handy Gudenus’ bekanntwurde.

ORFG um Distanzierung bemüht

In einer der APA vorliegenden Broschüre der Freundschaftsgesellschaft aus dem Jahr 2016 finden sich in der Rubrik „Senatoren“ die Logos von Wirecard sowie von 15 weiteren Konzernen, darunter etwa von Magna, Novomatic, STRABAG und der Signa Holding.

Angesichts der Medienberichte darüber ist die ORFG nun um Distanzierung zu Marsalek bemüht. Der russische Botschafter Dimitri Ljubinski, Ehrenpräsident des Vereins, ließ über einen Sprecher ausrichten, dass die Aktivitäten Marsaleks nichts mit der Tätigkeit der Freundschaftsgesellschaft zu tun hätten.

Auch Matznetter gibt an, sich nicht daran erinnern zu können, die früheren Wirecard-Manager Braun oder Marsalek bei Veranstaltungen des Vereins kennengelernt zu haben. Konsequenzen legt der SPÖ-Abgeordnete aber für Generalsekretär Stermann nahe, der Informationen Marsaleks an die FPÖ weitergeleitet haben soll: „Ich nehme einmal an, dass Florian Stermann nach Einschätzung der Lage die Konsequenzen daraus ergreifen muss. Wenn nicht, wird man darüber reden müssen, wie es weitergeht.“