Zugsunglück in Tschechien führt zu Sicherheitsdebatte

Nach zwei tödlichen Zugsunfällen innerhalb einer Woche ist in Tschechien eine Debatte über die Sicherheit des Schienenverkehrs entbrannt. Gestern raste ein Doppelstock-Nahverkehrszug in der Nähe von Prag auf einen stehenden Güterzug. Der Lokführer des Personenzugs kam ums Leben. Zehn Menschen wurden schwer bis mittelschwer, 25 leichter verletzt.

Feuerwehrleute neben beschädigtem Zug
AP/CTK/Michal Kamaryt

„Mit höchster Wahrscheinlichkeit überfuhr der Lokführer ein rotes Haltesignal“, sagte Verkehrsminister Karel Havlicek heute im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Zugleich betonte er, dass es sich um eine der am besten abgesicherten Trassen des Landes gehandelt habe. Havlicek gab die Gründung einer neuen Sicherheitskommission bekannt und stellte mehr Personal in Aussicht.

Unklar ist bisher, warum der Zug nicht automatisch gestoppt wurde. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Der Sachschaden wurde auf 1,7 Millionen Euro geschätzt. Erst vor einer Woche waren im Erzgebirge zwei Züge frontal zusammengestoßen. Bei dem Unglück im Grenzgebiet zwischen Tschechien und Sachsen kamen zwei Menschen ums Leben.

Tschechien verfügt über eines der dichtesten Eisenbahnnetze in Europa, doch die Infrastruktur gilt in großen Teilen als veraltet und sanierungsbedürftig. In den vergangenen fünf Wochen registrierte die Europäische Eisenbahnagentur Erail 15 Vorfälle im Bahnverkehr – zehn davon allein in Tschechien. Darunter waren auch Entgleisungen und eine Zugkollision ohne Verletzte.